Das Cannes Lions International Festival of Creativity untersucht einen seiner diesjährigen Grand-Prix-Gewinner nach Vorwürfen, ein eingereichtes Case-Study-Video sei manipuliert worden. Wie das Branchenmagazin AdAge berichtet, steht die São Paulo basierte Agentur DM9 im Fokus der Ermittlungen.
DM9, die zum Omnicom-Netzwerk DDB gehört, gewann am Mittwoch mit der Kampagne «Efficient Way to Pay» für Consul Appliances den Creative-Data-Grand-Prix am 72. Cannes Lions International Festival of Creativity. Die Kampagne erhielt zusätzlich eine Bronze-Auszeichnung für Creative Commerce.
Die preisgekrönte Kampagne ermöglichte es einkommensschwachen Kunden in Brasilien, neue Haushaltsgeräte über Ratenzahlungen zu erwerben, die auf den Energieeinsparungen durch effizientere Geräte basieren. Juroren lobten die Kampagne laut dem Branchenmagazin Brand Communicator als «game-changer in socially inclusive commerce». Die Lösung nutzte Echtzeit-Energiedaten, Predictive Analytics und Verhaltensmodellierung für personalisierte Zahlungspläne.
Anonyme Quelle erhebt schwere Vorwürfe
Eine anonyme Quelle behauptet laut AdAge, DM9 habe verschiedene Aspekte des Case-Study-Videos verändert, darunter ein Kundentestimonial, einen TED Talk von DeAndrea Salvador, einer Senatorin aus North Carolina, sowie einen Bericht von CNN Brasil.
«Wir nehmen alle Vorwürfe dieser Art äusserst ernst», erklärte eine Sprecherin von Cannes Lions gegenüber AdAge. «Wir werden die Behauptungen vollständig untersuchen und über das Ergebnis informieren.» Eine Anfrage von persoenlich.com beim Cannes Lions Festival blieb am Wochenende unbeantwortet.
CNN Brasil reicht Beschwerde ein
Ein CNN-Sprecher bestätigte gegenüber AdAge, dass CNN Brasil eine formelle Beschwerde bei DM9 und deren Kunde Whirlpool wegen der manipulierten Verwendung des Filmmaterials eingereicht hat. Der im Case-Study-Video gezeigte Journalist habe CNN Brasil bereits im Dezember 2022 verlassen.
Icaro Doria, Chief Creative Officer von DM9, räumte die Cannes-Untersuchung gegenüber AdAge ein, erklärte aber, die «Arbeit sei sehr legitim». Die Mutteragentur DDB, die am Freitag zur Cannes Lions Network of the Year gekürt wurde, habe einen Kommentar abgelehnt.
DM9 sammelte diese Woche insgesamt 21 Lions-Auszeichnungen. Die aktuellen Vorwürfe sind besonders brisant, da sie die Creative-Data-Kategorie betreffen, die empirische Belege und messbare Resultate erfordert.
Nicht der erste Vorfall
Wie Brand Communicator berichtet, ist dies nicht der erste Fall einer Disqualifikation bei Cannes Lions. 2010 wurde Ogilvy Mexico der Grand Prix eine Stunde vor der Preisverleihung aberkannt. (cbe)
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