Für Antibiotika sensibilisieren, zum Energiesparen aufrufen oder die Organspende thematisieren: All diese Kampagnen werden vom Bund finanziert und an private Agenturen vergeben. Das ist kostspielig. Nach einem Vorstoss von SVP-Nationalrat Hansjörg Knecht hat der Bundesrat nun erstmals eine Liste mit den Zahlen veröffentlicht. Diese enthält lediglich die 25 teuersten Kampagnen, deren Auftragsvolumen sich 2018 auf rund 20 Millionen Franken beläuft. Was der Bundesrat nicht kommuniziert, sind die Gesamtausgaben für die extern vergebenen Kampagnen.
Die Behörden haben im Jahr 2017 insgesamt 78,6 Millionen Franken für die Öffentlichkeitsarbeit ausgegeben, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Die Personalkosten machten dabei rund zwei Drittel der Gesamtausgaben aus. Dabei belastet das Innendepartement (EDI) von Alain Berset laut AZ das Budget am stärksten: Rund 15,3 Millionen Franken gab das EDI 2017 für PR-Arbeit und Information der Öffentlichkeit aus.
BAG mit grossem Auftragsvolumen
Zum Innendepartement gehört unter anderem das Bundesamt für Gesundheit (BAG), das fünf der 25 teuersten Kampagnen verantwortet. Das Auftragsvolumen dieser fünf Mandate beläuft sich im laufenden Jahr auf 6,5 Millionen Franken, wie der Liste des Bundesrats zu entnehmen ist.
Rund zwei Millionen Franken fliessen an Rod Kommunikation für die «Love Life»-Kampagne, die St. Galler Agentur Yjoo und die Berner Agentur Contexta erhalten 1,3 respektive 1,4 Millionen Franken im Rahmen der Organspende-Kampagne. Für die im November lancierte Antibiotika-Sensibilisierungskampagne überweist das BAG der Kommunikationsagentur Havas rund 1,4 Millionen Franken.
Ressourcenstärkster Auftrag geht an Aroma
Das teuerste Mandat mit einem jährlichen Budgetbetrag von 4,2 Millionen Franken hat das Bundesamt für Energie (BFE) vergeben. Das BFE hat die Zürcher Agentur Aroma beauftragt, die Energiesparkampagne «Energy Challenge» zu konzipieren und realisieren.
Der Budgetaufwand für die Öffentlichkeitsarbeit ist umstritten: Für die einen sind die Kampagnen des Bundes «überflüssige Staatspropaganda», die anderen erachten sie als unabdingbar, wie die AZ schreibt. Zu den Hauptgegnern der hohen Ausgaben für die Staats-PR gehört die SVP: «Ich werde die neue Liste nun ganz genau anschauen und prüfen, ob die Mittel sinnvoll eingesetzt werden», wird Hansjörg Knecht im AZ-Artikel zitiert.
Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats hat jetzt eine vertiefte Untersuchung angeordnet, ob die Kommunikation der Bundesverwaltung «zweckmässig und wirtschaftlich organisiert» sei, schreibt die «Aargauer Zeitung». Resultate werden im nächsten Jahr vorliegen. (as)