Interview: Sherin Kneifl Bilder: zVg
Thomas Wildberger (Präsident)
Der ADC Switzerland will über die Kommunikationsbranche hinaus eine aktivere Rolle spielen. Wie gelingt das?
Werbung hat immer schon die Probleme eines Produkts gelöst, indem sie es verkauft hat. Man kann aber noch ganz andere Probleme mit ihr lösen: Kreativität als Skill eines Unternehmens findet sogar das WEF bedeutend. Wir haben uns weiterentwickelt von denen, die nur Werbung machen, zu denen, die Unternehmen beraten können. Diesen Weg sind wir aber längst nicht zu Ende gegangen, denn gerade hinsichtlich dessen, dass viele unserer Brot-und-Butter-Aufgaben automatisiert werden, erscheint es umso wichtiger, unser Können anderswo einzusetzen, etwa bei der Produkt- oder Dienstleistungsgestaltung, der Geschäfts- und Markenstrategie. Wer mit Kreativität dazu beiträgt, die kommunikativen Herausforderungen unserer Gegenwart zu lösen, sollte einer von uns sein.
Was war deine Erkenntnis aus den vergangenen Monaten, und was wird der Club nun verbessern?
Schön, dass wir mit unserer Ausrichtung wieder sehr viele junge Menschen ansprechen, wie wir zum Beispiel bei den Creative Days gesehen haben. Während in vergangenen Jahren der Nachwuchs lieber bei Google und Co. einen Job gesucht hat, kehren sie nun zu uns zurück. Wir müssen noch weiter alles dafür tun, dass wir ernst genommen werden mit unserer Expertise. Theoretisch muss jedes einzelne der 200 Mitglieder mit seinem Know-how gehört werden und wir selbstverständlich als Fachleute hinzugezogen werden. Wenn der Club am Ende für «Fragt zuerst beim ADC nach» steht, wäre das Ziel erreicht.
Welche Persönlichkeitseigenschaft bringt Andrea in den Vorstand ein?
Andrea hat das Kreativ-Gen, das ihr damals bei Jung von Matt eingeimpft wurde und das man zeitlebens nicht mehr loswird. Darum ist sie eine aussergewöhnliche Beraterin, und diesen Bereich hatten wir noch nie im ADC abgedeckt. Sie hat eine klare Meinung und vertritt die. Und mit ihr kann man auch mal gut lachen.
Andrea Bison (Finanzen, Organisation)
Du bezeichnest dich als Teamplayerin: Was erwartest du vom ADC Vorstand als Top-Team?
Für mich ist der ADC Vorstand nicht einfach ein Gremium, sondern ein Team aus kreativen Köpfen mit unterschiedlichen Perspektiven. Ich wünsche mir ein vertrauensvolles Miteinander, in dem wir uns gegenseitig inspirieren und eine offene Diskussionskultur pflegen. Am meisten Kraft haben wir, wenn wir aus den unterschiedlichen Impulsen eine gemeinsame Vision entwickeln, um die Kreativbranche und ihre weitreichende Bedeutsamkeit zu stärken.
Du wurdest Mitte Januar in den Vorstand gewählt. Was wird deine erste Amtshandlung sein?
Im ersten Schritt möchte ich mir einen Überblick verschaffen, um zu verstehen, wo wir stehen und wo die grössten Hebel sind. Mir ist wichtig, dass wir nicht nur kreativ, sondern auch strategisch und wirtschaftlich stark sind, damit wir die wichtigsten und spannendsten ADC Projekte umsetzen können, um damit die Relevanz und die Wirkungsmöglichkeiten unserer Branche zu demonstrieren.
Über welches Thema kannst du mit Gordon wunderbar diskutieren, ohne dass ihr euch am Ende einig sein müsst?
Über unzählige – genau das macht unsere Zusammenarbeit so spannend. Eine unterhaltsame Diskussion wäre sicher eine darüber, ob Snowboard- und Skifahren ein grossartiger Sport ist oder waghalsig und riskant. Oder ob man Burger nur noch vegan essen sollte. Und natürlich, was die perfekte Playlist für einen langen Abend in der Agentur ist.
Gordon Nemitz (Ad School)
Was ist das Fazit aus dem Jahrgang, der die Ad School gerade abgeschlossen hat?
Es ist schön zu sehen, wie innovative Ansätze und neue Überlegungen das Angebot bereichern und wie positiv diese von den Studierenden angenommen werden. Einerseits natürlich das Thema AI, das nicht nur als Tool in vielen Vorlesungen Einzug gehalten hat, sondern auch konkret gelehrt wird. Andererseits die strukturelle Öffnung, die es den Studierenden erlaubt, Vorlesungen ausserhalb ihrer Fachrichtung zu besuchen. Wie viel sie am Ende gelernt haben, zeigt sich dann bei der Präsentation der Abschlussarbeit.
An der MV hast du eine Analyse sowie Neues für den nächsten Ad-School-Jahrgang angekündigt. Was kommt? Was bleibt?
Wir gehen in einen Inhalts-Audit, mit dem wir sämtliche Vorlesungen hinterfragen und versuchen, das Curriculum ein weiteres Mal aufzufrischen. Ziel der Ad School ist es ja, die jungen Talente aus Strategie und Kreation noch besser zu machen und ihnen das Rüstzeug für mehr Exzellenz mitzugeben. Dafür braucht es eine permanente Auseinandersetzung mit der Qualität der Inhalte.
Was ist die Superpower von Stefanie?
Stefanie ist «fearless». Sie brennt für Kreation, Kollaboration und auch Innovation. Sie greift regelmässig Themen auf, bevor sie auf der grossen Bühne sind, und treibt diese voran. Ausserdem macht es einfach riesigen Spass, mit ihr (und Pablo) bei einem Glas Wein über Artischocken an Weihnachten zu diskutieren.
Stefanie Huber, ADC Vizepräsidentin
(neue Mitglieder, ADC*E)
Ihr habt gerade 7 neue Mitglieder aufge-nommen: Was ist dir bei der Bereicherung des Clubs besonders wichtig?
Wir haben viele tolle Mitglieder aus verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Hintergründen aufgenommen. Alle haben gezeigt, wie sie mit ihrer kreativen Arbeit sowohl die Schweiz als auch international bewegen. Diese Expertise und Vielfalt, die sie in den Club einbringen können, ist mir besonders wichtig. Es geht nicht nur darum, einmal im Jahr die besten Arbeiten zu jurieren, sondern mit frischen Ideen und einer positiven Einstellung den Austausch und die Zusammenarbeit zu fördern, sodass der Club als Ganzes wächst und dazu beiträgt, die Schweizer Kreativbranche weiterzuentwickeln, sichtbarer und relevanter zu machen.
Wie positioniert sich der ADC Switzerland aktuell in Europa?
Als einer der Gründungspartner des ADC Europe sind wir seit bald 35 Jahren dessen fester Bestandteil und damit Teil eines Netzwerkes von Kreativ-Clubs aus 23 Ländern. Wir arbeiten zusammen, um den geistigen und den personellen Austausch zu fördern und die Qualität der Arbeiten auf ein höheres Niveau zu heben. Durch die Vernetzung – auch mit weiteren internationalen Organisationen – tragen wir dazu bei, die Schweizer Kreativszene global sichtbarer zu machen und europäische Standards aktiv mitzugestalten.
In welchen Momenten bist du besonders froh, Philipp als Co-Vize an der Seite zu haben?
Besonders wenn es darum geht, komplexe Entscheidungen zu treffen oder in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, ist auf Philipp Verlass. Seine positive Art, seine guten Ideen, sein strategischer Blick und seine unermüdliche Energie machen ihn zu einem unschätzbaren Partner. Esoteriker würden wahrscheinlich sagen, es liegt an unserem gemeinsamen Geburtstag, dass wir uns hervorragend ergänzen.
Philipp Skrabal, ADC Vizepräsident
(Young Creatives, Sponsoring)
Mit dem Engagement des ADC Switzerland als Kreativpartner des ESC durch die SRG sind die Young Creatives beschäftigt. Was erwartest du Spannendes vom Nachwuchs?
Es ist ein starkes Zeichen, wenn das ESC-Projektteam der SRG auf den ADC setzt. Zu Recht, denn unsere Youngsters sind hoch-motiviert, und sie werden von Stefanie Huber, Peter Brönnimann und Romana Schmidtpeter erstklassig gecoacht. Das kann nur ein Hit werden.
Silver Society ist ein Schlagwort, vor dem sich auch die ewig junge Werbe- und Kommunikationsbranche nicht wegducken kann. Wie können die Etablierten und die Jungen im ADC voneinander profitieren?
Wichtiges Thema: Indem wir unsere 66 Young Members beispielsweise mitjurieren lassen. Es hat sich gezeigt, wie bereichernd dieser jährliche Austausch für alle ist. Zudem starten wir 2025 ein neues Mentoring-Programm, was ebenfalls in beide Richtungen wirkt.
Was fällt dir an der Zusammenarbeit im Vorstand mit Raul immer wieder auf?
Raul ist immer mit Herz und Seele engagiert. Privat zerlegt er gerne Austern und manchmal auch ein Velo (Letzteres unfreiwillig).
Raul Serrat (ADC Creative Days)
Was waren für dich die 3 Highlights der letzten Creative Days?
Der Start hätte nicht besser sein können: Die erste Keynote von Joe La Pompe war bis auf den letzten Platz gefüllt, gerade mit jungen, kreativen Köpfen. Begeistert hat mich die Vielfalt und Tiefe des Programms. Es waren nicht nur Menschen aus der Branche auf der Bühne, sondern auch Stimmen, die mit ihren Perspektiven auf «Das Nonplusultra» frischen Wind in den kreativen Alltag gebracht haben. Das Beste waren die strahlenden Gesichter und das begeisterte Feedback der Besuchenden, das zeigt: Der ADC Switzerland befindet sich im Wandel, und der Blick geht nach vorne.
Kannst du schon ein bisschen etwas verraten, womit die kreative Community im Juni rechnen darf?
Bei den nächsten Creative Days möchten wir das kreative Orchestrieren in den Mittelpunkt stellen. Das reicht von Musik bis zum virtuosen Ergebnis, das viel mehr ist als die Summe der Einzelteile.
Andy ist auch ein passionierter Yogi. Inwiefern merkst du das auch im alltäglichen Umgang?
Ich kenne Andy schon lange, und der Yogi in ihm ist nichts anderes als die konsequente Weiterführung seines inneren Wesens. Als Bündner Bub und leidenschaftlicher Snowboarder hatte er schon immer diese unaufgeregte Gelassenheit und eine natürliche Coolness, die ihn bis heute auszeichnen.
Andy Lusti (Marketing)
Nach welchen Kriterien werden die Inhalte für die ADC Kanäle kreiert?
Jeder Beitrag muss eine Inspiration sein – für alle, die in der Kommunikationsbranche tätig sind. Neue Ideen, Insights und Technologien, die zeigen, wie’s geht.
Wo möchtest du in Sachen Marketing Vollgas geben?
Das Ziel ist es, immer wieder aufs Neue zu überraschen. Mit einer Vielfalt an Themen und Lösungen, welche für die Kommunikation von morgen aktuell sind oder werden.
Bei welchem Thema – analog oder digital – kommt Michael ins Schwärmen?
Beim Thema «digital», wenn eine Lösung smart gedacht und intuitiv umgesetzt ist. Und «analog» beim Nachwuchsfussball, wo er sich persönlich engagiert.
Michael Hinderling (Digitalisierung, ADC Website)
Warum ist die neue ADC Website so anders?
Sie unterscheidet sich radikal von ihrer Vorgängerin, weil sie einen konsequenten Fokus auf Inhalte legt. Es geht nicht mehr nur darum, einen schönen Rahmen für die ADC Awards zu bieten, sondern die Website als zentrale Plattform für Inspiration, Wissen und den kreativen Diskurs in der Schweiz zu etablieren. Zudem wurde das Erscheinungsbild überarbeitet, um den ADC als modernen, dynamischen Club der führenden Kreativen zu positionieren. Technisch haben wir mit einem neuen CMS die Grundlage geschaffen, Inhalte effizienter zu pflegen – unabhängig vom Jurierungs-Backend.
Inwiefern spielt KI im Club eine immer tragendere Rolle?
Unser Anspruch ist es, nicht nur über KI zu sprechen, sondern sie aktiv in unsere Prozesse zu integrieren. Das beginnt bei der Wissensvermittlung, indem wir KI-gestützte Tools und Entwicklungen diskutieren und kritisch einordnen. Gleichzeitig sehen wir, wie KI auch operative Aufgaben im Club erleichtern kann – sei es bei der Organisation von Inhalten, der Analyse kreativer Trends oder sogar in der Jurierung. KI kann man als Unterstützung nutzen, ohne jedoch die kreative Handschrift und das menschliche Urteilsvermögen zu verlieren.
Was bleibt dir nach Vorstandssitzungen in Bezug auf Romana im Gedächtnis?
Romana beeindruckt durch ihre ruhige, aber äusserst überzeugende Art. Sie bringt strategische Themen auf den Punkt, schafft es aber gleichzeitig, die kreative Perspektive nie aus den Augen zu verlieren. Wie der ADC Wissen und Strategie im kreativen Kontext verbindet, zeigt sie mit den Coffee Cases.
Romana Schmidtpeter
(Strategie, Coffee Cases)
Was war die Idee hinter dem Launch der Coffee Cases, und wie wählt ihr die Inhalte aus?
Wir wollen den Members ein Inspirationsgefäss im Alltag bieten, um sich in ungezwungener, lässiger Atmosphäre über ein Thema zu informieren und auszutauschen. Die Zeit am Morgen eignet sich dafür gut, und die Coffee Cases haben sich etabliert. Heute haben wir nebst dem physischen Treffen die Option, den Talk digital durchzuführen, jüngst auch als Podcast. Wir achten darauf, dass die Themen aktuell, brisant und inspirierend sind, für die ADC Members relevant und immer mit einem Konnex zur Strategie.
Womit werden die nächsten gefüllt?
Wir haben Gesellschaftsthemen sowie Unternehmer und Unternehmerinnen in der Pipeline, die Zürich prägen. Auf wen wir uns schon sehr freuen, ist Reto Braegger, ehemaliger CEO von Jelmoli. Er spricht mit uns über Strategien, Emotionen und eine Ära, die zu Ende geht.
Was ist die schönste Veränderung, die Hanna verkörpert?
Hanna bringt eine unglaublich positive Energie rein. Sie hat eine tolle Macher-Mentalität, man hat das Gefühl, alles ist möglich, auch wenn die Herausforderung gross ist. Sie bleibt pragmatisch, ruhig und ist sehr bemüht, Lösungen umzusetzen. Hanna zeigt, wie’s mit Spass geht.
Hanna Jackl (ADC Geschäftsführung)
Was war das Aufregendste im ersten halben Jahr als Geschäftsführerin?
Definitiv der Perspektivenwechsel. In meiner vorherigen Rolle als Projektleiterin beim ADC war ich bereits sehr in die Arbeit eingebunden, doch jetzt habe ich die Chance, meine Erfahrung zu nutzen, um Veränderungen anzustossen und den ADC als Plattform für Exzellenz und Kreativität weiterzuentwickeln. Dieser Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Vereins ergibt eine neue, konstruktive Dynamik. Spannend ist es, die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und den Mitgliedern auf die nächste Ebene zu bringen und eine Balance zwischen Tradition und Erneuerung zu schaffen – mit einem klaren Fokus auf strategische Planung und Wachstum.
2026 feiert der Club seinen 50. Geburtstag. Was braucht es für ein grandioses Jubiläum?
Eine gelungene Balance zwischen Rückblick und Aufbruch. Ein zukunftsweisender Verein wie wir lebt von seinen Mitgliedern, vom Vorstand und dem Präsidium, welche an eine gemeinsame Sache glauben und sich auch aktiv dafür einsetzen. Das verdient Wertschätzung: Wir werden das gemeinsam Erschaffene zelebrieren und gleichzeitig das
50. Jubiläum nutzen, um neue Impulse zu setzen und den ADC für die nächsten 50 Jahre zu positionieren.
Was ist das Präsidiale an Thomas?
Thomas vereint visionäre Klarheit mit starkem persönlichem Engagement. Er versteht es, zu führen und innovative Impulse zu setzen und dabei stets den Blick für das grosse Ganze wie auch die Details zu wahren. Durch seine klare und transparente Kommunikation kultiviert er eine Atmosphäre der Verbindlichkeit und des Vertrauens. Er behält stets ein offenes Ohr für alle Mitwirkenden – eine Seltenheit, die dafür sorgt, dass der ADC nicht nur als Vorreiter für Kreativität wahrgenommen wird, sondern auch als Club, zu dem man unbedingt gehören will.