25.03.2025

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«m4music ist ein Networking-Eldorado»

Am 28. und 29. März geht in Zürich die 27. Ausgabe von m4music über die Bühne. Philipp Schnyder leitet das Popmusikfestival des Migros-Kulturprozent. Im Interview erklärt er, warum Schweizer Popmusik gefördert werden muss und wovon die Musikszene bei m4music am meisten profitiert.
Ausgabe 03/2025: «m4music ist ein Networking-Eldorado»
Die Gewinnerinnen und Gewinner der m4music Demotape Clinic 2024.

Interview: Ruth Hafen Bild: David Hubacher

Herr Schnyder, m4music fand 1998 zum ersten Mal statt. Was hat sich seither verändert?

Anfangs waren wir zwei Musikmanager mit einer kleinen Agentur. Wir waren oft an ausländischen Festivals, um uns mit anderen zu vernetzen. So etwas wollten wir in der Schweiz auch aufziehen. Auf einen Projektaufruf des Migros-Kulturprozent hin haben wir unsere Idee eingereicht und durften das Festival m4music entwickeln. Aus einem naiven Startgedanken und einer weitreichenden Vision, gepaart mit Hartnäckigkeit, ist über die Jahre ein in seiner Art einzigartiges Festival herangewachsen, mit dem das Migros-Kulturprozent am Puls der Schweizer Popmusik ist.

Das Musikbusiness hat sich in den letzten Jahrzehnten fundamental gewandelt - wie reflektiert m4music das?

Nicht nur das Musikbusiness, die ganze Gesellschaft hat sich enorm verändert. Kurz vor der Jahrtausendwende stand die Digitalisierung am Anfang, die Musik war auf diesem Gebiet eine Vorreiterin. m4music hat diese Entwicklung von Beginn an begleitet. Schon im zweiten Jahr haben wir die Conference ins Programm genommen, wo wir uns stark mit der Thematik Musik und Digitalisierung befasst haben. Unser Festival ist immer auch ein Spiegel der Veränderungen in der Gesellschaft. Nicht nur wir sind professioneller geworden, auch die Schweizer Musikszene hat sich professionalisiert. Heute haben die Teilnehmenden mehr Wissen, bessere Kontaktnetze.

Haben diese auch andere Erwartungen an ein Festival?

m4music ist mit rund 1500 teilnehmenden Branchen-Profis seit fast drei Jahrzehnten ein Ort zum Netzwerken. Das schätzen die Leute. Am Festival kann man an einem Tag so viele Leute treffen wie sonst während des restlichen Jahres. Egal, ob Veranstalterinnen, Labelvertreter, Musik- oder Medienschaffende: m4music ist ein Networking-Eldorado. 

Bei m4music gibt es neben Konzerten und der Conference auch die Demotape Clinic. Worum geht es da?

Eigentlich ist der Name ja ein Anachronismus. Früher kamen die unfertigen Musikstücke als Kassette zu uns. Heute ist alles digital, doch der Name ist geblieben. Diese Demotapes sind die musikalische Visitenkarte der Musikschaffenden. Die m4music Demotape Clinic ist eine Plattform, wo sich Profis – Radiomacherinnen, Agenten, Veranstalterinnen, Labelmanager – anhören, was die Nachwuchstalente zu bieten haben. Sie geben Feedback, man kann Fragen stellen. Es ist ein guter Anlass für eine Standortbestimmung. Die jungen Musikschaffenden sehen, worauf die Profis achten, treffen sie in einem ungezwungenen Umfeld und kommen mit ihnen ins Gespräch. Jährlich hören sich die Jurys im Vorfeld rund 1000 Demos an. 60 kommen weiter. Die Businessprofis können an der Demotape Clinic neue Talente entdecken. Die Jungen haben Kreativität, Power und den Bezug zu ihrem Publikumssegment, während die etablierten Profis ihre Erfahrung und das Know-how mitbringen und ein gutes Netzwerk haben. An der Demotape Clinic wird die Vision von m4music Realität: entdecken, fördern, vernetzen. Man triff sich, hört einander zu, lernt voneinander. Die Demotapes werden in den fünf Kategorien Pop, Rock, Electronic, Lyrics & Beats und Out of Genre bewertet, in jeder gibt es einen Barpreis plus ein Coaching. Zudem wird unter allen Gewinnerinnen und Gewinnern das «Demo of the Year» auserkoren. Dieser Preis sorgt für zusätzliche Aufmerksamkeit.

Was ist der Fördergedanke bei m4music? 

Preise und Auszeichnungen haben immer auch eine mediale Wirkung. Aber noch wichtiger ist das Coaching. Die Bands können wählen, von wem sie sich coachen lassen möchten. Das kann die Musik betreffen oder das Business – etwa wie man zu Auftritten kommt, eine Jahresplanung macht, eine Tour organisiert oder neue Musik veröffentlicht. Dieser Wissensaustausch ist wertvoll. Zudem ist dem Migros-Kulturprozent die Hilfe zur Selbsthilfe wichtig. Die Jungen holen nicht einfach nur Geld ab. Sie lernen, was sie selbst tun können. Die junge Generation ist gut ausgebildet und möchte ihre Zukunft gestalten. Das wollen wir anschieben. Auf diese Weise verbindet die Förderung der Demotape Clinic drei Kernkompetenzen des
Migros-Kulturprozent: Wir finanzieren, vernetzen und unterstützen die Kompetenzentwicklung – und mit dem Konzertprogramm bieten wir einem neugierigen Publikum Zugang zu einer vielfältigen und diversen Musikkultur.

Wieso muss man Popmusik überhaupt fördern?

Pop berührt viele Menschen. Um die Nachfrage brauchen wir uns nicht zu sorgen. Aber Popmusik ist auch ein globales Business, das von Artists und Firmen aus den USA und UK dominiert wird. Die Schweiz ist primär ein Importmarkt. Doch wollen wir in der Schweiz nicht auch eine lokale Kultur mit Musikschaffenden, die unsere Erfahrungen, unsere Sehnsüchte, unsere Sprache teilen? Das einheimische Musikschaffen hat im globalen Businessumfeld schwierigere Startbedingungen. Zudem ist Popmusik ein starkes Feld in der Kreativwirtschaft, ein Feld, das für jüngere Menschen wichtig ist, gerade in einer Zeit, wo herkömmliche Jobs immer mehr verloren gehen. Hier müssen wir uns als Gesellschaft fragen: Wollen wir dieses Feld sich selbst überlassen? Oder sollten wir uns hier nicht strategisch und finanziell engagieren, Ausbildungen ermöglichen, die die Kultur und letztlich die Wirtschaft fördern?

Findet m4music immer in Zürich statt oder auch in der lateinischen Schweiz? 

Es war kein Zufall, dass wir das Festival in Zürich gegründet haben. Zürich ist ein zentraler Ort für die Kreativwirtschaft, die wichtigsten Labels und Medienhäuser haben ihren Sitz hier. Es ist einfacher, zu den Grossen zu gehen, als sie zu dir zu holen. Ein prominenter Musikmanager aus der Romandie hat mir einmal gesagt, dass m4music in Zürich am richtigen Ort sei, weil es für die Romandie ein gutes Zugangstor zur Deutschschweizer Szene sei. Übrigens kommt ein Drittel der 1000 Demotapes aus der Romandie und dem Tessin – ein Zeichen, dass m4music national funktioniert.

Welche bekannten Schweizer Musikschaffenden haben von m4music profitiert? 

Sophie Hunger wurde 2007 an ihrem Konzert bei m4music von einem Clubbesitzer aus London entdeckt, das gab ihrer Karriere einen schönen Schub. Steff la Cheffe, Veronica Fusaro oder Valeska Steiner von BOY machten erstmals an der Demotape Clinic von sich reden. Bemerkenswert ist auch die Berner Rapperin Soukey, die 2022 den Preis für das Demo of the Year gewonnen hat und von Leduc von Lo & Leduc in unserem Förderangebot DoublePop gecoacht worden ist. Dieses Jahr tritt Soukey bei m4music im Hauptprogramm auf.

Was erwartet mich Ende März am Festival?

Ab Freitagnachmittag kann man bei einer Demotape Clinic zuhören, das ist nicht nur spannend, sondern erst noch gratis. Am Freitag und Samstag können Panels und Workshops besucht werden. Nachmittags gibt es auf dem Schiffbauplatz Gratiskonzerte mit aufstrebenden Bands wie Manic Pixxies oder Fomies. Abends erwartet die Besucherinnen und Besucher ein geballtes Konzertprogramm im Exil, im Moods und im Schiffbau.  

m4music

Am Freitag, 28., und Samstag, 29. März 2025, wird das Zürcher Schiffbau-Areal zum Treffpunkt für Musikbegeisterte. Mit über 40 Shows auf fünf Bühnen setzt m4music, das Popmusikfestival des Migros-Kulturprozent, das erste Festival-Highlight des Jahres. Mit einem Programm aus Shows, Conference, Award Show und der Demotape Clinic – dem wichtigsten Schweizer Musikwettbewerb für Nachwuchstalente – ist m4music eine Plattform für Austausch, Inspiration und Talentförderung.

Programm und Tickets:
www.m4music.ch


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