27.04.2024

Verbandspartner

«Man muss Haltung und Stellung beziehen – selbst wenn es manchmal unbequem ist»

Sibylle Spengler ist seit 2012 Vorstandsmitglied von Swissfundraising und leitet das Gremium seit sechs Jahren als Präsidentin. An der diesjährigen Generalversammlung wird sie dieses Amt in neue Hände übergeben und aus dem Vorstand austreten. Gemeinsam mit ihr blicken wir auf ihre Zeit und ihre wertvollen Leistungen zurück.
Ausgabe 04/2024: «Man muss Haltung und Stellung beziehen –  selbst wenn es manchmal unbequem ist»
Interview: Roger Tinner, Bild: Alex Preobrajenski

Sibylle, du wirst an der diesjährigen GV als Präsidentin zurücktreten. Wie fühlst du dich bei dem Gedanken an «die Zeit danach»?
Ich bin recht gut im Loslassen, deshalb freue ich mich auf die Zeit, die kommt und Raum für Neues bietet – sei es für mich privat oder beruflich. Zudem habe ich mit Fundtastic und unserer Donation Mastery noch viel vor und kann jetzt meinen Fokus voll auf diese Online-Weiterbildungsplattform für digitales Fundraising legen.

Und beim «Blick zurück», wie sind da deine Gefühle?
Sehr, sehr positiv. Ich erlebte mein Engagement bei Swissfundraising immer als ein grosses Geschenk. Und ich bin meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen, den Mitarbeitenden auf der Geschäftsstelle, den engagierten Mitgliedern und Kooperationspartnern sehr dankbar für die gute Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Wir haben viele Projekte lanciert und entwickelt: den Tag des Gebens GivingTuesday, die Kulturfundraisingplattform oder die integrale Kommunikationsanalyse für NPO, um nur einige Beispiele zu nennen.

Du warst über 12 Jahre Vorstandsmitglied, gut die Hälfte davon hast du Swissfundraising als Präsidentin entscheidend mitgeprägt. Wie siehst du die Entwicklung des Verbands im letzten Jahrzehnt?
Ich glaube, wir sind als Swissfundraising nahbarer und erlebbarer geworden für unsere Mitglieder. Und wir konnten im vergangenen Jahrzehnt die Branche und das Berufsbild stärken – in der Branche selbst wie auch in der Gesellschaft.

Ein gutes Beispiel dafür ist die rasante Entwicklung bei den Fachgruppen – die von Corporate Fundraising über Förderstiftungen bis hin zu Major Giving Fundraising reichen. Inzwischen gibt es 13 solcher Fachgruppen, zu Beginn meiner Vorstandsarbeit gab es noch keine einzige. In diesen Fachgruppen tauschen Mitglieder Erfahrungen aus ihren Fachgebieten aus, was ein inzwischen nicht mehr wegzudenkendes Mosaikstück innerhalb der Swissfundraising-Weiterbildung geworden ist.

Aber noch ein Satz dazu, was geblieben ist aus der Zeit meines Vorgängers Odilo Noti, dessen kritischen und politischen Geist ich stets bewundert habe: Wie er bin auch ich stets für eine zivilgesellschaftliche Verantwortung eingestanden, die über unseren Beruf und das Kerngeschäft unserer Organisationen hinausgeht. Man muss Haltung und Stellung beziehen – selbst wenn es manchmal unbequem ist. Und insbesondere dann, wenn das politische Klima rauer wird. Ich hoffe, das wurde auch wahrgenommen und gehört.

Worauf bist du besonders stolz?
Unser Ziel, mehr ins Communitybuilding zu investieren, haben wir erreicht. Dies lässt sich auch an den stetig wachsenden Mitgliederzahlen ablesen, die seit 2012 von 497 auf über 1065 (Ende 2023) gewachsen sind. Auch freut es mich, dass für den SwissFundraisingDay unterdessen weit über 400 Teilnehmende nach Bern reisen. Darauf können wir als Verband wirklich stolz sein. Unser Slogan «Wir leben Fundraising» könnte das nicht treffender auf den Punkt bringen.

Was hätte (noch) besser laufen können?
Ich hätte mir gewünscht, dass unsere Swissfundraising-Website, die auch als Community-Plattform fungiert und 2022 lanciert wurde, zum Fliegen käme. Ich glaube, da hätten wir als Verband mehr Energie in die Bekanntmachung und Bewerbung investieren müssen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden …

Wie gut siehst du Swissfundraising für die Zukunft aufgestellt?
Der Verband steht finanziell wie auch imagemässig sehr gut da. Beste Voraussetzungen für meinen Nachfolger, diese positive Dynamik weiterzuführen und anstehende, grössere Projekte – wie die Weiterentwicklung des SwissFundraisingDay oder Überlegungen zur künftigen Organisationsstruktur – anzupacken. Dazu wurden und werden auch neue Leute an Bord geholt. Ich persönlich zähle hier auch besonders auf die jüngere Generation.

Was möchtest du deinem designierten Nachfolger, Hanspeter Bigler, für seine Präsidentschaft bzw. Swissfundraising als Verband mit auf den Weg geben?
Dass im Zentrum der Sache immer die Menschen stehen sollten. Der Erfolg des Verbands hängt unmittelbar von seinen Mitgliedern ab. Sie müssen abgeholt, eingebunden und mitgenommen werden; sie gilt es ernst zu nehmen und zu begeistern. Gelingt das, dann steht dem künftigen Erfolg nichts im Wege. In diesem Sinne wünsche ich Hanspeter und dem ganzen Team am Steuer von Herzen alles Gute.


Download als PDF-Dokument

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren