Text: Matthias Ackeret Bilder: zVg
Herr Knör, Sie waren vor zwei Jahren Gast bei «Promi Big Brother» und wurden nach zwei Wochen von den Zuschauern aus der Show gewählt. Was war das für eine Erfahrung? Würden Sie das wieder machen?
Mein Leben brauchte mal wieder eine Situation von Unsicherheit und «Grenzerfahrung». Wenn es zu gemütlich wird und alles wie erwartet läuft, werde ich kribbelig. Natürlich war mir bewusst, dass man vor Millionen Zuschauern «die Hosen runterlässt». Es war sehr hart: wenig Schlaf, fast kein Essen, kein Tageslicht und neurotische Mitkandidaten. Ich habe zehn Kilo verloren und manchmal auch die Nerven. Nein, noch einmal muss ich das nicht haben. Es wäre dann ja auch keine neue Erfahrung mehr. Aber erstaunlicherweise hat sich die TV-Präsenz weder negativ noch positiv auf mein Theatergeschäft ausgewirkt. Fernsehen hat heute keine Bedeutung mehr, es wird schnell konsumiert und vergessen.
Sie sind als Stimmenimitator bekannt geworden. Wann haben Sie dieses Talent entdeckt?
In meinen Anfängen war ich vielleicht ein Imitator, habe Lehrer und Politiker «nachgemacht». Dann, nach meinem ersten TV-Auftritt 1975 bei Rudi Carrell, auch Showstars. Ich war sechzehn, und Rudi Carrell war mein Idol. Später sass ich mit ihm am Tisch bei «7 Tage, 7 Köpfe», glücklich, dass er mich da endlich Kollege nannte.
Heute wird mir der Begriff Imitator nicht mehr gerecht. In 45 Jahren habe ich 28 unterschiedliche Soloprogramme produziert, mit 315 selbst geschriebenen Songs, begleitet von aufwendigen Videos und Bühnenbildern. Das sind dann schon Kreationen, in denen meine Parodien wie kleine Kunstwerke ihr Eigenleben haben.
Wer mich einmal zwei Stunden auf der Theaterbühne erlebt hat, ahnt, warum ich mich vom Begriff Imitator regelrecht beleidigt fühle. Ich bin Parodist und ganz sicher auch Entertainer. Ich zeichne ja noch live, spiele Saxofon und singe eigene Songs. Im Fernsehen wurde ich immer gerne als «Dienstleister» mit Parodie engagiert. Aber immerhin bin ich in dieser Gattung für alle Kollegen des Genres der Altmeister und habe die Latte ganz schön hoch gelegt.
Zu Ihrem Repertoire gehören die «Klassiker» Marcel Reich-Ranicki oder Helmut Kohl. Wie schwierig ist es, Persönlichkeiten, die praktisch zum «Allgemeingut» gehören, zu imitieren?
Sie nennen ausgerechnet zwei Namen, die längst aus meinem Programm verschwunden sind. Mir war immer wichtig, im Zeitgeist zu sein. Vor allem in meinem jährlichen Jahresrückblick schlüpfe ich in die Rollen der aktuell «Verdächtigen». Mittlerweile habe ich ein Promi-Ensemble von 73 bekannten Stimmen im Repertoire. Besonders beeindruckt sind meine Zuschauer von Helmut Schmidt, den ich auf den Punkt treffe, oder auch Lagerfeld und Lindenberg, in deren Optik ich blitzschnell schlüpfe. Aber an die Emotionen komme ich besonders mit meinen musikalischen Nummern. Sammy Davis Jr., Tom Jones, Charles Aznavour …
Die Stimmen zu finden, auch die Sprechstimmen, hat vor allem mit Musikalität zu tun. Das ist einfach ein Talent und der geringste Teil der Vorarbeit. Das fällt mir leicht. Schwerer ist es, immer wieder die Nummern für die Personen zu schreiben, die Pointen und das Thema.
Wie bereiten Sie sich auf eine Parodie vor?
Ich beobachte genau, lese alles, was es aktuell über mein neues «Opfer» im Netz zu finden gibt. Die Stimme finde ich meist auf einem Rundgang in Hamburg um die Alster und durch lautes Vor-mich-hin-Brabbeln. Oft reicht eine Umrundung, nach sieben Kilometern habe ich den Ton gefunden.
Gibt es viele Reaktionen der Parodierten?
Ja, Verblüffung und das Gefühl von Ertapptsein. Aber dann habe ich es ja gut gemacht. Otto Waalkes liebt meine Version von ihm, genauso wie Lindenberg. Beide waren schon ein paarmal bei mir im Theater. Sogar Michael Jackson durfte ich, im Zuge einer Synchronisation seines Films «Moonwalker», seine deutsche Stimme vorführen. Im Casting hatte er sich für mich entschieden.
Wird dies gemeinhin als Ehre empfunden, oder gab es auch schon Kritik der Betroffenen? Wer ist am schwierigsten zu parodieren?
Parodie ist die höchste Form von Anerkennung, fast Denkmalpflege. Wer parodiert wird, hat es geschafft. Neben der markanten Originalstimme ist ja vor allem die Bekanntheit das Kriterium für eine Parodie. Ich kann noch so gut sein, wenn 20 Prozent der Zuschauer die Vorlage nicht kennen, lasse ich die Figur aus dem Programm. Und wer schwer zu parodieren ist, kommt auch nicht vor bei mir.
Gab es auch schon Prominente, bei denen Sie scheiterten?
Ich kenne meine stimmlichen Möglichkeiten genau und vermeide es, Berge zu besteigen, die nicht zu meinem Schuhwerk passen.
Haben Sie schon Schweizer imitiert, oder ist das sprachlich unmöglich?
Ich bin mit Dialekten nicht so gut, Dialektfärbungen höchstens. Da erzähle ich in trauter Runde schon mal Witze, in denen ich den Schweizer sprechen lasse. Aber eher so, wie sich Deutsche das vorstellen. Auf der Bühne würde das einem Schweizer Ohr nicht standhalten. Da bewundere ich meinen Kollegen Kaya Yanar, der mit «Reiz der Schweiz» den Schweizer liebevoll beschreibt und sogar darstellt. Mir fehlt der Ehrgeiz zum Dialektlernen.
Sie waren vor bald einem halben Jahrhundert mit Ihrer Mutter Kandidat bei «Am laufenden Band» von Rudi Carrell. Übt das Fernsehen auf Sie immer noch denselben Reiz aus wie 1975, oder bevorzugen Sie heute andere Medien?
Ich war von 1980 bis 2000 ausser bei «Wetten, dass …?» in fast jeder grossen TV-Show und hatte mit der eigenen Show im ZDF fast acht Millionen Zuschauer. Aber ich habe zum Glück schnell gemerkt, wie viel glücklicher mich die Live-Auftritte gemacht haben. Fernsehen ist eher eine künstliche Welt, die Bühne eine künstlerische.
Die Popularität durch die ersten TV-Auftritte konnte ich nutzen, um Menschen ins Theater zu locken. Darauf habe ich aufgebaut und mich später unabhängig vom Medium Fernsehen gemacht. Es hat heute auch kaum noch Bedeutung. Früher hat man sich montagmorgens über die Shows am Samstag unterhalten, heute schaut man die nicht mal zu Ende oder gar nicht. Ich bin dankbar, dass ich mich nicht auf die – irgendwann auch schwindende – Popularität verlassen und mir meine Zuschauer woanders erobert habe.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren ersten TV-Auftritt?
Erheblich bessere, als dieser tatsächlich war (lacht).
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Parodie x Werbeartikel – Entertainment pur bei der PromoSwiss Gala Night
Am 24. September 2024 werden bei den Promo-Swiss-Award-Verleihungen wieder die originellsten und pfiffigsten Werbeartikel des Jahres in den jeweiligen Kategorien gekürt und gefeiert:
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Der Verband PromoSwiss gibt dem Werbeartikel ein Gesicht und feiert mit den Herstellern und Händlern gemeinsam die Werbeartikeltage PSF/Touch. Präsentiert werden die Neuheiten, Bestseller und Produkte, die in keinem Kundensortiment fehlen dürfen!
Am Abend des ersten Messetages findet die alljährige PromoSwiss Night statt, bei der die vier auserwählten Produkte, welche von einer neutralen Fachjury definiert wurden, präsentiert und gekürt werden.
In diesem Jahr werden die Feierlichkeiten vom dem prominenten Keynote-Entertainment-Gast
Jörg Knör unterstrichen, denn Werbeartikel, Parodie und Karikatur sind nahe beieinander, verbinden und begeistern. Werbeartikel sind nicht nur haptisch, sondern oft auch mit etwas Humor versehen, was der ganzen Werbebotschaft noch den definitiven Pfiff verleiht.
Die Gala Night ist eines der beliebten geselligen Highlights von PromoSwiss. Kulinarisch schlemmen beim Dinner, Get-together und netzwerken in entspannter Atmosphäre – der Branchentreff schlechthin. Schon jetzt steigt die grosse Vorfreude auf diesen Anlass!
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