Beim Medienunternehmen Tamedia kommt es zu einem radikalen Um- und Abbau. Insgesamt fallen 290 Vollzeitstellen weg – 90 Vollzeitstellen betreffen die Redaktion, 200 die Druckereien. So werden die Druckzentren in Bussigny VD und Zürich geschlossen. CEO Jessica Peppel-Schulz informierte am Dienstag morgen die Medien über die neue Strategie und die Entscheide.
Auf welchen Redaktionen wie viele Stellen gestrichen werden, ist noch nicht bekannt. Zuerst warte Tamedia das Konsultationsverfahren ab. Dieses soll in der zweiten Hälfte September starten. Gemäss Plan soll Tamedia künftig noch 1200 Mitarbeitende haben. Heute sind es 1400. In Vollzeitstellen sind das laut Halbjahresbericht 1225. Rund 120 Mitarbeitende des Werbemarkts sollen von Goldbach zu Tamedia stossen.
Vier «Future Brands» definiert
Während Tamedia die Druckereien in Bussigny und Zürich 2025 respektive 2026 schliessen will, gibt es für Bern «keinen Zeithorizont», wie Peppel-Schulz sagte. Dort sollen auch externe Titel gedruckt werden. Alle Tamedia-Titel sollen zudem weiterhin als gedruckte Zeitungen erscheinen. Die Druckereien sind heute zwischen 30 und über 50 Prozent ausgelastet, hiess es am Dienstag.
Online setzt Tamedia künftig auf die vier «stärksten Marken». Diese sogenannten «Future Brands» sind Tages-Anzeiger, Berner Zeitung, Basler Zeitung und 24 Heures. Die Titel Bund und Tribune de Genève behalten ihren eigenen digitalen Auftritt. Wie genau es digital mit den beiden Titeln weitergehen soll sei offen, sagt Simon Bärtschi, Leiter Publizistik. Die anderen Titel wie Landbote, Zürichsee-Zeitung oder Thuner Tagblatt werden keinen eigenen Onlineauftritt mehr haben. Die #12 App sowie der Verkehrsmonitor werden eingestellt.
Vermarktung wieder inhouse
Zusätzlich will Tamedia die Werbevermarktung ab Anfang 2025 intern organisieren. Die relevanten Teams von Goldbach Premium Publishing des Medienvermarkters Goldbach sollen als Tamedia Advertising in das Unternehmen integriert werden. Betroffen davon sind rund 120 Mitarbeitende.
Für den Berufsverband Impressum sind die Abbaupläne «selbstzerstörerisch». Die Gewerkschaft Syndicom sprach in einer Mitteilung von einer Abbaupolitik ohne Rücksicht auf die Mitarbeitenden. Der Verlegerverband Schweizer Medien reagierte mit der Forderung nach einem Ausbau der indirekten Presseförderung auf die Abbaupläne. Er fordert vom Nationalrat, in der Herbstsession die bestehende Presseförderung auf 45 Millionen Franken auszubauen (persoenlich.com berichtete).
Positives Ergebnis
Am Morgen veröffentlichte die TX Group ihre Halbjahreszahlen (persoenlich.com berichtete). Sie verzeichnete demnach einen Gewinn von 24,5 Millionen Franken nach 13,7 Millionen in der Vorjahresperiode. Der Umsatz lag bei 461 Millionen Franken. Rückläufig waren die Werbeeinnahmen bei Tamedia und 20 Minuten und das Druckgeschäft.
Äusserst profitabel arbeiteten die in der Swiss Marketplace Group (SMG) zusammengefassten Online-Marktplätze, die ihre Marge nochmals gesteigert haben. Bei 20 Minuten verbesserte sich die Marge, wenn auch auf tiefem Niveau. Goldbach gelang die Rückkehr zu einem positiven bereinigten Betriebsergebnis. (sda/wid)
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27.08.2024 13:08 Uhr