Silvano Oeschger, Google lässt nach jahrelangem Tauziehen einen Plan fallen, Drittanbieter-Cookies in Chrome zu verbieten. Hat Sie diese Kehrtwende überrascht?
Ja, die Kehrtwende von Google kam überraschend. Nach so vielen Jahren der Ankündigung und Diskussion hatten viele in der Branche fest mit der Umsetzung gerechnet. Es zeigt jedoch, wie dynamisch und unvorhersehbar der Technologiemarkt sein kann.
Was bedeutet das für den Werbemarkt generell?
Für den Werbemarkt bedeutet dies zunächst eine Verlängerung des Status quo, was vielen Werbetreibenden kurzfristig Erleichterung verschafft. Es ist jedoch wichtig anzuerkennen, dass etwa 50 Prozent des Internets unabhängig von Googles Entscheidung bereits seit Längerem keine Third-Party Cookies mehr verwenden. Ausserdem ist noch unklar, wohin die Reise mit den Third-Party Cookies bei Google geht, da noch nicht feststeht, wie Google die User Experience gestaltet und damit die Nutzung lenkt. Unternehmen sollten daher ihre Strategien weiterhin diversifizieren und sich nicht allein auf Third-Party Cookies verlassen.
«Googles Entscheidung ändert wenig an der Relevanz von OneID»
Der Schweizer Werbemarkt hat reagiert. Vor einem Monat wurde OneID* eingeführt. Dann lässt Sie Googles Kehrtwende also eh kalt?
Googles Entscheidung ändert wenig an der Relevanz von OneID. Mit OneID wollen die führenden Schweizer Verlage und ihre Vermarkter Audienzz, CH Media, Goldbach und Ringier Advertising den Werbetreibenden mehr Sicherheit und bessere Performance auf dem Inventar der Schweizer Premium Publisher bieten. Unsere Lösung wurde entwickelt, um den Werbetreibenden mehr Sicherheit und Transparenz zu bieten, unabhängig von den Entscheidungen einzelner Technologieriesen. Wir sind überzeugt, dass dies im Interesse aller ist. OneID bleibt ein wichtiger Schritt für den Schweizer Markt.
Hätte Google gar nie angekündigt, Drittanbieter-Cookies zu verbieten, wäre es auch nie zur Schweizer Lösung mit OneID gekommen?
Die Ankündigung von Google war sicherlich ein Katalysator, aber nicht der einzige Grund für die Entwicklung von OneID. Der sich dynamisch wandelnde digitale Werbemarkt steht vor einer entscheidenden Wende. Mit den bereits ausgelaufenen Drittanbieter-Cookies bei einigen Browsern und den sich ändernden Datenschutzbestimmungen ist der Markt gezwungen, etablierte Praktiken grundlegend zu überdenken. OneID ist eine proaktive Massnahme, um diesen Anforderungen gerecht zu werden und den Schweizer Werbemarkt zukunftssicher zu machen.
Evelin Wachter von Publicis Media fordert in einem persoenlich.com-Blog, bisherige Entwicklungen weiterhin voranzutreiben. Würden Sie dies unterzeichnen?
Absolut, ich stimme Evelin Wachter voll und ganz zu. Die innovativen Ansätze, die über die letzten Jahre entwickelt wurden, sollten weiterentwickelt werden, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Nur so können wir sicherstellen, dass wir nachhaltige, vertrauenswürdige und unabhängige Lösungen für den Werbemarkt schaffen.
Wie erwähnt: OneID ist lanciert. Wie lief der Roll-out?
Der Roll-out von OneID verlief sehr erfolgreich. Wir haben positive Rückmeldungen von vielen Marktteilnehmern und Werbetreibenden erhalten. Natürlich gibt es immer Herausforderungen, aber insgesamt sind wir mit dem Start sehr zufrieden und sehen viel Potenzial für die Zukunft.
Und was sind nun die nächsten Schritte bei OneID?
Letzte Woche haben wir eine Partnerschaft mit Decentriq angekündigt, um allen Werbetreibenden die Möglichkeit zu bieten, ihre Daten über OneID sicher zu nutzen, ohne dass diese zwischen Organisationen ausgetauscht werden. In den kommenden Wochen werden wir weitere Publisher anbinden, um die Reichweite der OneID kontinuierlich zu erhöhen. Zudem wird die OneID auf weiteren Demand-Side-Plattformen (DSP) verfügbar gemacht, um die Aktivierung möglichst überall zu ermöglichen.
* Formal ist OneID ein weiteres Produkt der OneLog AG, die auch das gemeinsame Login der Schweizer Medien betreibt.
Weitere Schweizer Stimmen zu Googles Kehrtwende finden Sie hier.