Ist die Faktencheck-Stelle der Keystone-SDA eines der ersten europäischen Opfer des neuen politischen Kurses von Mark Zuckerberg? Seine Firma Meta – zu der unter anderem Facebook und Instagram gehören – hatte Anfang Jahr angekündigt, auf die Verifikation der Aussagen auf ihren Plattformen in den USA zu verzichten (persoenlich.com berichtete).
Das Meta-Programm ist auch in der Schweiz präsent. Seit 2020 beschäftigt die Keystone-SDA eine Person für das Prüfen der Meta-Netzwerke. Sie macht dies im Auftrag der deutschen Nachrichtenagentur DPA, die die eigentliche Vertragspartnerin von Meta ist. Die DPA hat für Meta Prüferteams in mehreren Ländern aufgebaut. Neben Keystone-SDA ist auch die österreichische APA Teil des Projekts.
Keine Gründe genannt
Nun verschwindet die Verifikationsstelle in Bern, wie persoenlich.com erfahren hat. Das Projekt wird per Ende Januar 2026 eingestellt, so Chief Revenue Officer der Nachrichtenagentur Jann Jenatsch auf Anfrage. Eine Begründung gibt Jenatsch auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht.
Seitens DPA gibt man zu verstehen, dass der Entscheid von Bern kam: «Zu unternehmerischen Entscheidungen der Keystone-SDA können wir uns nicht äussern», schreibt auf Anfrage der Referent der Geschäftsführung Julian Knoll. Trotzdem bleibe die Zusammenarbeit im Rahmen der Meta-Kooperation bestehen. In welcher Form, war nicht zu erfahren.
Vertrag bis Ende Januar
Nach der Ankündigung von Meta im Januar ist die Zukunft des Programms in Europa ungewiss. Als direkte Partnerin von Meta will sich die DPA dazu nicht äussern. Von der APA ist zu erfahren, dass der aktuelle Vertrag bis Ende Januar läuft. «Über eine Vertragsverlängerung gibt es laut jüngsten Informationen immer noch keine Entscheidung seitens Meta», erklärt der stellvertretende Chefredaktor Christian Kneil auf Anfrage.
Grösste Partnerin des Projekts weltweit ist die französische Nachrichtenagentur AFP. Ihr Programm in den USA hat sie im Frühling unterbrochen, wie die Direktion auf Anfrage mitteilt. Fünf von neun Stellen mussten gestrichen werden. Es gab eine Entlassung.
Andere Partner
In Europa bestehe die Zusammenarbeit mindestens noch bis Ende Jahr, wie die Direktion weiterschreibt. Wie es danach weitergeht, sei schwer abzuschätzen. Meta hat auf Fragen von persoenlich.com nicht reagiert.
Ein Lichtblick ist, dass die europäischen Factencheck-Organisationen nicht nur auf den Zuckerberg-Konzern zählen können. «Die Fact-Checking-Aktivitäten werden auch durch andere Partner als Meta finanziert», so die AFP. Auch das Team von APA-Faktencheck arbeite für zahlreiche weitere nationale und internationale Projekte, betont Christian Kneil.


