01.03.2025

Sprachassistenten

Schweizer News verstummen bei Google

Wer SRF-News- oder Tages-Anzeiger-Inhalte über seinen Google Assistant hören will, wartet derzeit vergeblich. Die Schweizer Medienangebote sind nicht mehr abrufbar – aus unterschiedlichen Gründen.
Sprachassistenten: Schweizer News verstummen bei Google
Googles Smartspeaker kann momentan keine Nachrichten von SRF abspielen. (Bild: Pixabay)

«Hey Google, spiel mir die SRF News» – statt Nachrichten liefert der Sprachassistent auf entsprechende Anfragen nur noch Schweigen. Ein Leser machte persoenlich.com auf das Problem aufmerksam. Eigene Tests bestätigen: Sowohl die Nachrichteninhalte von Schweizer Radio und Fernsehen SRF als auch jene des Tages-Anzeigers sind über den Google Assistant auf Google-Home- oder Nest-Geräten nicht mehr verfügbar.

persoenlich.com hat bei den betroffenen Unternehmen nachgefragt. SRF bestätigt, dass die Verbindung zum Google Assistant nicht mehr funktioniert: «Aufgrund einer internen Anpassung an den Systemen, die in diesem Fall im Hintergrund greifen, entfällt die Schnittstelle zu Google Assistant.»

Wie SRF auf Nachfrage präzisiert, wurde im Zuge einer technischen Umstellung der RSS-Feed Mitte November unterbrochen, da die bestehende technische Anbindung nicht mehr funktionierte. Der RSS-Feed – eine standardisierte Schnittstelle, über die SRF-Nachrichten automatisiert abgerufen und weiterverarbeitet werden können – läuft inzwischen wieder. «Allerdings gilt es noch zusätzliche Anforderungen von Google zu erfüllen, um den Service vollständig wiederherzustellen – also das native Abspielen der Nachrichten via Google», erklärt SRF.

Schweizer Radio und Fernsehen ist «bemüht, die Newswiedergabe auf Google Assistant bald wiederherzustellen». SRF betont, dass man diesen Service weiterhin anbieten wolle, da RSS «eine bewährte, etablierte und ressourcenschonende Lösung ist, die SRF-Nachrichten effizient verbreitet».

Smartspeaker-Apps wurden bewusst eingestellt

Anders steht es um die eigens entwickelten Smartspeaker-Apps: SRF hatte 2019 sogenannte Google Conversational Actions für den Google Assistant und Alexa Skills für Amazon entwickelt. Über diese konnten Nutzerinnen und Nutzer gezielt Sendungen wie das «Echo der Zeit», «SRF Meteo» oder Sportinhalte abrufen. Diese Funktionen wurden allerdings von Google selbst eingestellt: «2023 beendete Google das Conversational Actions-Programm – unsere Apps wären also sowieso nicht mehr nutzbar gewesen», erklärt SRF.

Auch bei Amazon Alexa hat SRF seine Apps im Juni 2023 eingestellt. Der Grund: «Die Nachfrage war so niedrig, dass der Entwicklungs- und Wartungsaufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen stand.» Der zusätzliche Aufwand für diese proprietäre Technologie, die aus heutiger Sicht auch veraltet sei, wäre unverhältnismässig gewesen.

Bei Tamedia, der Herausgeberin des Tages-Anzeigers, handelt es sich hingegen um eine bewusste strategische Entscheidung. «Das Experiment mit Google Assistant haben wir nicht weiterverfolgt, da die Nutzung begrenzt war und zusätzliche Anpassungen erforderlich gewesen wären», teilt das Medienhaus mit. Stattdessen konzentriere man sich auf die Weiterentwicklung der eigenen Vorlesefunktion in Apps und auf dem Web, die «ein sehr hohes Engagement verzeichnet und intensiv genutzt wird».

Von Aufbruchstimmung zum Rückzug

Die Integration von Schweizer Medien in Sprachassistenten begann mit grosser Euphorie (persoenlich.com berichtete). Bei der Eröffnung des neuen Hauptsitzes von Google Schweiz in Zürich 2019 erklärte Urs Hölzle, Technologie-Chef von Google: «Wir wollen den Leuten helfen, im Alltag produktiver zu sein.» Die anfängliche Begeisterung ist abgekühlt, nicht nur wegen Googles Entscheidung, das Conversational Actions-Programm einzustellen, sondern auch wegen der sinkenden Nutzungsintensität und der geringen Nutzerzahlen spezifisch für Schweizer Medienangebote auf Sprachassistenten.

SRF gibt an, den Markt für neue Technologien oder Plattformen mit hoher Relevanz für das Publikum ständig zu beobachten. «Falls sich neue Technologien oder Plattformen mit hoher Relevanz für unser Publikum etablieren, evaluieren wir deren Nutzen für SRF», heisst es. Generell verfolge SRF laufend die Entwicklung von Voice-Technologien, etwa im Bereich künstlicher Intelligenz oder Speech-to-Text-Anwendungen, die präzise Transkriptionen, Inhaltsanalysen und SEO-optimierte Zusammenfassungen ermöglichen.


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