29.02.2024

Music + Talk

Spotify stellt Podcast mit Musik vor Problem

In ihrem neuen Podcast machen die beiden Bündner Gimma und Dario Linder «fast ein bisschen Radio». Schon bald müssen sie sich nach einer neuen Lösung umsehen. Denn Spotify stellt die Möglichkeit, Musikstücke einfach einzubinden, im Sommer ein.
Music + Talk: Spotify stellt Podcast mit Musik vor Problem
Gimma (links oben) und Dario Linder (links unten) wollen mit ihrem neuen Podcast lokalen Künstlerinnen eine Plattform bieten. Nico Leuenberger (rechts) weiss, warum das schwierig wird. (Bilder: Unsplash/Alexander Shatov/zVg)

Sie schiessen weiterhin wie Pilze aus dem Boden. Im Tagestakt kündigt irgendwer seinen neuen Podcast an. Die Chancen, ein Publikum zu finden, sind umso grösser, wenn eine Produktion etwas Exklusives anbieten kann und sich damit vom grossen Rest abhebt. Eine solche Möglichkeit, die nur wenige Schweizer Podcasts nutzen, ist das Einbinden ganzer Musikstücke. Darauf setzen die beiden Bündner Gian-Marco Schmid, besser bekannt als Gimma, und sein Kollege Dario Linder.

«Spielen Lieder von Bündner Musikerinnen»

Der Rapper und der frühere Mountainbiker und ehemalige Radiomoderator lancierten am Mittwoch ihren «Uhuara-Podcast» – «ein Podcast von Bündnern für Graubünden und über Graubünden, satirisch und mit Bündner Musik». Der letzte Punkt ist es denn auch, auf den die beiden etwas stolz sind. «Wir können Lieder von Bündner Musikerinnen in den Podcast einbinden und machen so quasi fast ein Bitzli Radio», teilten Gimma und Linder zur Lancierung mit. Für den Zuhörer bietet der Sound eine willkommene Auflockerung zwischen dem Geplauder der beiden.

Damit sie legal ganze Musikstücke in ihren Podcast einbinden konnten, nutzten sie «Music + Talk» von Spotify. Die Audioplattform hatte die Funktion vor vier Jahren eingeführt und erhoffte sich davon Schub für ihr Podcast-Angebot. Man wolle damit «die Art und Weise, wie Audio-Inhalte erstellt und bereitgestellt werden, neu beleben und revolutionieren», hiess es in der Lancierungskampagne.

«Music + Talk» erreichte nur eine Nische

Wie kürzlich bekannt wurde, ist damit nun schon wieder Schluss. «Music + Talk» werde im Juni eingestellt, teilte Spotify Anfang Februar mit. Die Funktion habe sich nicht über die Musik-Podcasting-Nische hinaus durchsetzen können und sei für die Urheber nicht monetarisierbar gewesen, liess sich ein Spotify-Sprecher zitieren.

Das heisst auch für Gimma und Linder, dass ihr «Uhuara-Podcast» ab Sommer ohne Musik auskommen muss – oder nach anderen Wegen suchen, um weiterhin «ein Bitzli Radio» machen zu können. «Wir prüfen jede Option», teilt Gimma auf Anfrage mit. Denn die Reaktion der regionalen Musikerinnen auf den neuen Podcast sei «phänomenal» gewesen. «Es gäbe also Potenzial für solche Formate, zumindest bei uns im Medienvakuum Graubünden», so Gimma weiter.

«Das geht schlicht nicht»

Doch das Potenzial allein schafft noch keine rechtliche Grundlage, damit das auch möglich ist. Das weiss auch Nico Leuenberger, der mit seiner Firma Podcastschmiede professionelle Podcasts produziert. «Eine Musiksendung als Podcast zu publizieren, ist leider heutzutage kaum möglich», schreibt Leuenberger auf Anfrage. Podcasterinnen und Podcaster müssten dazu die globalen Rechte an der verwendeten Musik einholen. «Das geht schlicht nicht», so Leuenberger weiter. Spotify habe mit seiner Funktion «Music + Talk» zwar keine ideale Lösung geschaffen, aber immerhin einen funktionierenden Workaround, da Spotify ja die Musikrechte bereits besitzt. «Schade, wird das nun eingestellt», findet der Podcast-Profi.

Doch es gibt Hoffnung. Das Basler Audioportal Sonum.fm experimentiert schon länger damit, Musikpodcasts online anbieten zu können und demonstriert das mit sechs Eigenproduktionen, die seit über einem Jahr regelmässig mit neuen Folgen erscheinen. Das ist möglich dank Verträgen mit der Rechteverwertungsgesellschaft Suisa und der Rechteagentur Audion. In einem nächsten Schritt will es Sonum.fm auch Dritten ermöglichen, Podcasts mit Musik auf ihrer Plattform zu hosten.


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