An einer Pressekonferenz in Zürich stellte Swisscom seine TV-Box 5 vor, die primär deshalb auf Android als Betriebssystem setzt, weil dadurch über den Google Play Store viele Apps für die Nutzer verfügbar werden, wie Swisscom-TV-Manager Dirk Wierzbitzki sagte.
Die Zukunft des Fernsehens sei eigentlich, dass die Kunden zu Hause eine Art «Smartphone mit grossem Bildschirm» hätten. Nutzern müssten in der Lage sein, ihr Fernseherlebnis personalisieren: Das sei das «TV-Erlebnis der Zukunft».
Swisscom zu klein für eigenes Betriebssystem
Auf die Frage, weshalb Swisscom kein eigenes Betriebssystem entwickelt habe, meinte Wierzbitzki, dass Swisscom zu klein sei, um ein eigenes Betriebssystem zu lancieren. «Das würde sich wirtschaftlich nicht lohnen», so der Swisscom-Manager. Das Problem wäre dabei vor allem die Pflege eines App-Stores mit tausenden von Beziehungen zu App-Entwicklern, die dann unterhalten werden müssten. «Das kriegen wir so nicht hin.»
Die Partner im App-Bereich wünschten sich internationale Reichweite. Daher sei für die Zukunft eine Partnerschaft mit Google der richtige Zugang. So hätten die Nutzer das breiteste Angebot an Apps. Ausserdem könnten Angebote wie der sogenannte Google «Voice Assistant» genutzt werden.
Google-Funktionen auf dem Swisscom-TV
Nutzerinnen und Nutzer können somit etwa fragen: «Wie wird das Wetter?» – und sie erhalten über die neue Swisscom TV Box 5 eine Antwort. Und es ist nun möglich, Kopfhörer oder Bluetooth zu verbinden und mit dem sogenannten Chromecast Built-in über Wlan Musik, Videos oder Bilder zu nutzen.
Der Nachteil: Um diese Angebote zu nutzen, braucht es ein Login für Google. Beim Swisscom geht man aber davon aus, dass dies kein Problem sein wird. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer hätten ein solches schon. Und wer den Play Store von Google nicht nutzen wolle mit seinen Apps, der könne die Grundangebote der Swisscom mit ihrem Blue TV auch ohne nutzen.
Streaming mit Disney+
Nebst der Kooperation mit Google setzt Swisscom auf mehr Streaming-Angebote: So gibt es ein neues Paket-Angebot, bei dem man nicht nur mit dem Streaming-Anbieter Disney+ zusammenarbeitet, sondern auch mit Paramount+ und etwa Sky Cinema. Es heisst Blue SuperMax und ist für 24.90 Franken monatlich im Angebot. Ansonsten gibt es Disney+ für Preise von 7.90 bis 17.90 Franken im Monat.
Die Fernseh-Box selbst und Blue TV sieht Swisscom derweil nicht als Auslaufmodell. Es gebe gewisse Konsumenten, die wollten nur noch einen Smart TV und bezögen Live-Fernsehen von Apps wie Zattoo. Aber die Mehrheit der Kundinnen und Kunden schätze nach wie vor die Breite des Angebots bei Blue TV mit der klassischen Box von Swisscom, die übrigens physisch so klein sei wie noch nie.
Marktanteil von 40 Prozent
Die Swisscom sieht sich als Marktführerin im TV-Bereich. Der eigene Marktanteil liege aktuell bei 40 Prozent, man versorge anderthalb Millionen Haushalte. Oder anders gesagt: 86 Prozent der Breitbandnutzer bei der Swisscom nutzen auch deren TV-Angebot.
Das sei auch kein Wunder, denn die TV-Nutzung sei in der Schweiz allgemein weiterhin hoch. Tendenziell nutzen ältere Personen das TV-Angebot zwar am meisten, sie schauten oft einige Stunden pro Tag fern, sagte Wierzbitzki. Aber auch bei jüngeren Kunden verzeichne man eine hohe Nutzung – allen Unkenrufen zum Trotz, dass für diese Kundengruppe eine klassische TV-Box zu altmodisch sei. (sda/nil)