11.12.2024

Solothurner Filmtage

162 Filme zum 60-Jahr-Jubiläum

Die 60. Ausgabe des Filmfestivals steht ganz im Zeichen von Biografien. Für die Jubiläumsausgabe steht mit dem Programm «Imaginaires du Jura» die Biografie der Jura-Landschaft im Mittelpunkt. Viele gezeigte Werke befassen sich ausserdem mit den Themen Erben und Hinterlassenschaft.
Solothurner Filmtage: 162 Filme zum 60-Jahr-Jubiläum
Monica Rosenberg, operative Leitung von den Solothurner Filmtage, und der künstlerische Leiter Niccolo Castelli präsentieren in Bern das neue Filmprogramm. (Bild: Keystone/Peter Schneider)

In die Jubiläumsausgabe der Werkschau schweizerischen Filmschaffens haben es 91 Lang- und 71 Kurzfilme geschafft. Über 400 eingereichte Filme haben die Verantwortlichen dafür gesichtet, hiess es am Mittwoch an der Programmverkündung. Entsprechend breit seien die Filmgenres und Formate. Prägten an der letzten Ausgabe noch die fiktionalen Filme die Solothurner Filmtage, habe nun der Dokumentarfilm wieder an Oberhand gewonnen, sagte der Künstlerische Leiter Niccolò Castelli an der Konferenz.

Die Sektion «Panorama Schweiz» bildet jeweils die Vielfalt des Schweizer Filmschaffen ab und ist Herzstück der Solothurner Filmtage. Viele Filmschaffende hätten sich mit Fragen rund um das Erben befasst, welche sich wie ein roter Faden durch die Solothurner Filmtage ziehen würden. Darunter explizit im Film «Wir Erben» von Simon Baumann, der für den Publikumspreis nominiert ist.

Und im Dok «Il ragazzo della Drina» von Zijad Ibrahimovic kehrt der Protagonist 30 Jahre nach den Gräueltaten im Bosnienkrieg zurück ins dortige Drina-Tal. Der Film wirft die Frage auf, wie neue Generationen mit dem Erbe eines Krieges leben. Der Film geht ins Rennen um den mit 60'000 Franken dotierten «Prix de Soleure».

Der Eröffnungsfilm «Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini» reiht sich hier thematisch ein. Filmemacher Thomas Haemmerli zeichnet im Dok mit einem humorvollen Blick das Leben von Bruno Stefanini nach, der es zum milliardenschweren Bauunternehmer und Sammler wurde. Der Winterthurer sammelte zeitgenössische Kunst, aber auch kuriose Gegenstände – darunter die Unterhosen von Kaiserin Sisi. Der Film ist an den Solothurner Filmtagen für den Publikumspreis nominiert.

Das Leben einer Landschaft

Im Jubiläumsprogramm «Imaginaires du Jura» steht die Jura-Landschaft im Mittelpunkt. In einer filmischen Retrospektive würden Werke aus 100 Jahren Filmgeschichte gezeigt, die alle im Jurabogen gedreht wurden. Dem Jura, der dem Schweizer Kino so viel gegeben habe, sei bis anhin noch nie so viel Aufmerksamkeit geschenkt worden, wie es nun an den Solothurner Filmtagen der Fall sein wird, sagte Monica Rosenberg, operative Leiterin der Solothurner Filmtage.

Die Retrospektive enthalte schweizerische und französische Produktionen. Dazu gehören unter anderem der Krimi «Les Grange Brûlées» (1973) von Jean Chapot oder der Spielfilm «Vingt dieux» (2024) der in Genf geborenen Regisseurin Louise Courvoisier. Man habe auch Stummfilme des frühen 20. Jahrhunderts gefunden, die im Jura gedreht wurden und an den Solothurner Filmtagen musikalisch begleitet gezeigt würden, sagte Castelli.

Die Landschaften des Juras werden nicht nur auf der Leinwand gezeigt. Für ihr Jubiläum gehen die Solothurner Filmtage auch ins Kunstmuseum Solothurn. Vom 19. Januar bis zum 4. Mai 2025 ist dort der Jura in der Kunst zu sehen. Man gehe der Fragen nach, wer sich im Jura bewegt, welche idyllischen Vorstellungen davon existieren und welche Kunstmedien sich mit welchem Teil der Landschaft auseinandersetzen, sagte die Direktorin des Museums, Katrin Steffen, gegenüber den Medien. «Ziel wäre es, dass das kunstaffine Publikum Filme schauen geht und es Filmliebhaber ins Kunstmuseum zieht», sagte Monica Rosenberg.

Mit einer Tour durch den Jura, welche selbstständig mithilfe einer «Road Map» begangen werden kann, ermöglichen die Solothurner Filmtage ausserdem den Besuch der Drehorte, die in den Jura-Filmen zu sehen sind. Die Tour ist in der 86. Ausgabe des Reise-Magazins «Transhelvetica» erhältlich. Idee dahinter sei es, sagte Castelli, dass das Publikum die Filme sehen und anschliessend die Kulissen aus den Filmen selber besuchen könne.

Das Leben der Menschen

Biografien von Menschen sind in der Sektion «Fokus» zu sehen. Mit diesem Filmprogramm gehe man der Frage nach, was ein gutes «Biopic» ausmacht – und wieso die verfilmte Lebensgeschichte wie jene von Amy Winehouse oder Robert Oppenheimer aktuell beliebt sind.

Im Fokusprogramm läuft etwa das Drama «Limonov: The Ballad» (2024) von Kirill Serebrennikov. Er verwebt die Filmbiografie des russischen Schriftstellers Eduard Limonov mit dem Sound von Lou Reed und Tom Waits.

Auffallend viele junge Filmschaffende seien in der Jubiläumsausgabe vertreten, hiess es weiter. Diese hätten sich oft filmisch mit psychischem und physischem Wohlbefinden befasst.

Mit einem Budget von 3'551'000 Franken habe man etwas mehr Mittel zur Verfügung als in den letzten Ausgaben. Das Budget 23/24 betrug 3'280'500 Franken. Dies begründeten die Verantwortlichen am Mittwoch damit, dass nun eine Jubiläumsausgabe anstehe sowie mit der Teuerung.

Die 60. Solothurner Filmtage finden vom 22. bis 29. Januar statt. (sda/cbe)


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