26.01.2025

Solothurner Filmtage

«Bilder im Kopf» gewinnt «Visioni»-Preis

Filmemacherin Eleonora Camizzi erhielt die mit 20'000 Franken dotierte Auszeichnung an der «Notte delle Visioni» am Samstag im Stadttheater in Solothurn.
Solothurner Filmtage: «Bilder im Kopf» gewinnt «Visioni»-Preis
In ihrem Film unterhält sich Eleonora Camizzi mit ihrem Vater in einem weissen Raum. (Bild: Solothurner Filmtage)

An den Solothurner Filmtagen hat der Dokumentarfilm «Bilder im Kopf» von Eleonora Camizzi am Samstagabend den Preis «Visioni» an gewonnen. «Was diesen Film so besonders macht ist seine visuelle Sprache», begründete die Jury.

Trotz der stark formalen, minimalistischen und an eine Theaterbühne erinnernden Ästhetik gelinge es dem Film, eine beeindruckende Nähe zu den Figuren zu schaffen, schrieb die Jury. Auch nach der ersten Filmvorstellung am Donnerstag zeigte sich das Publikum berührt von dem Dokumentarfilm.

In ihrem Film unterhält sich die Filmemacherin mit ihrem Vater in einem weissen Raum. Ihr Vater ist als Kind aus Sizilien in die Schweiz gekommen und lebt seit 30 Jahren mit Schizophrenie. Im blanken Raum, in dem ein Fenster den Blick aufs Meer freigibt, stellt Camizzi ihrem Vater Fragen, die sie ihm zuvor nie gestellt hat.

Der Film mit dem speziellen Setting zeigt, wie sich die Beziehung der beiden wandelt. Er hinterfragt auch, wie in die Gesellschaft mit Menschen umgeht, die aus dem Raster fallen. «Die beiden berühren uns tief und ihre Beziehung - voller Konflikte, aber auch voller Zärtlichkeit - wird mit einer Ehrlichkeit und Klarheit erzählt, die unter die Haut geht», erklärte die Jury.

Mit der Auszeichnung hat sich «Bilder im Kopf» gegen sechs andere Filme durchgesetzt. Nominiert für den Preis waren noch die Dokumentarfilme «Tamina - Wann war es immer so?» von Beat Oswald, Lea Hatebur und Samuel Weniger, «Galaxi Urnäsch 3000» von Lasse Linder, Nina Fritz, Lola Scurlock und Felix Scherer, «Vracht» von Max Carlo Kohal und «Osteria all'undici» von Filippo Demarchi. Die nominierten Spielfilme waren «Norma Dorma» von Lorenz Suter und «Milchzähne» von Sophia Bösch.

Preis für Erst- oder Zweitling

Mit dem Preis «Visioni» wollen die Filmtage Werke unterstützen, die inhaltlich wichtige Themen für die Gemeinschaft umsetzen und Formen und Stile der Kunst von morgen vorwegnehmen, sagte Niccolò Castelli, künstlerischer Leiter der Filmtage, am Samstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Nominiert werden können Filme, die mindestens 45 Minuten lang sind und in der Werkschau «Panorama», dem Herzstück der Solothurner Filmtage, gezeigt werden. Die Auswahlkommission schlägt jeweils die nominierten Filme vor, eine Jury bestimmt dann an den Filmtagen den Gewinnerfilm.

Der «Visioni»-Preis ersetzte bereits im Vorjahr die Auszeichnung «Opera Prima», bei der nur Erstlinge nominiert werden konnten. Dies habe man geändert, weil es schwierig sei, einen zweiten oder dritten Film zu machen.

«Die Aufmerksamkeit an Festivals ist klassischerweise entweder einem ersten Werk, oder dann etablierten Filmemachenden gewidmet», sagte Castelli. «Mit dem Preis ‹Visioni› schaffen wir Anreize für Produzentinnen und Produzenten, die Karriere einer Regisseurin oder eines Regisseurs auch nach einem erfolgreichen Erstling weiterzuverfolgen.» Mit Camizzis «Bilder im Kopf» ist es jedoch ein Langfilmdebüt, das ausgezeichnet wurde.

«Zimní Monology» gewinnt Nachwuchspreis

An der «Notte delle Visioni» gewann am Samstagabend ausserdem der Kurzfilm «Zimní Monology» von Manuel Karel Seile den Nachwuchspreis «Suissimage/SSA». Der mit 10'000 Franken dotierte Preis richtet sich an Kurzfilme von Studierenden von in- und ausländischen Filmhochschulen. «Es ist der Film, der uns von Anfang an mitgenommen hat», sagte die Jury an der Verleihung. Es sei eine Geschichte über das Konservieren von Gefühlen und Gurken.

Ausserdem wurden im Rahmen der Solothurner Filmtage zwei Musikvideos als «Best Swiss Video Clip» ausgezeichnet, einmal als Publikums- und einmal als Jurypreis. Das Musikvideo «Opposite Thumb» von Alexander Witzig gewann den Publikumspreis. Den Clip hat er für die Zürcher Krautrock- und Psych-Punk-Band Superdark gedreht.

Der Jurypreis für das beste Musikvideo geht an den Clip «Watch Me» den Barbara Lehnhoff für den gleichnamigen Song der Musikerin Camilla Sparksss gedreht hat. Darin kommen realitätsferne Elemente vor, so fliegt etwa ein Fisch-Ballon um die Musikerin. Der Clip fordere zur bewussten Entschleunigung auf, hiess es an der Verleihung.

Die Auszeichnung ist eine Kooperation der Schweizer Musikplattform «Mx3.ch» und der Stiftung Fondation Suisa und wird jeweils im Rahmen der Solothurner Filmtage verliehen. 16 Musikvideos standen für die beiden Preise zur Auswahl. (sda/spo)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren