Drei Tage vor seinem Tod war Toscani wegen einer Verschlechterung seines Gesundheitszustandes in das Krankenhaus von Cecina eingeliefert worden. Nach eigenen Angaben litt der Fotograf seit zwei Jahren an Amyloidose. In einem Interview mit dem Corriere della Sera im August 2024 hatte er über seinen Gesundheitszustand gesprochen und erwähnt, dass er innerhalb eines Jahres 40 Kilogramm Gewicht verloren habe.
Am Montag ist Toscani nun im Alter von 82 Jahren verstorben, wie seine Familie in einer Mitteilung schreibt: «Mit grosser Trauer geben wir die Nachricht, dass unser geliebter Oliviero heute, am 13. Januar 2025 sich auf seine nächste Reise begeben hat.» Toscani hinterlässt seine Ehefrau Kirsti und drei Kinder. Die Familie bat in ihrer Mitteilung um die Wahrung der Privatsphäre in der Zeit der Trauer.
Erstes veröffentlichtes Bild von Mussolinis Ehefrau
Der am 28. Februar 1942 in Mailand geborene Toscani begann seine Karriere bereits im Alter von 14 Jahren, als der Corriere sein erstes Foto veröffentlichte – ein Bild von Rachele Mussolini, der Ehefrau des Diktators, bei der Beerdigung des italienischen Diktators. Nach seinem Studium an der Zürcher Hochschule der Künste arbeitete er für renommierte Magazine wie Elle, Vogue und Harper's Bazaar sowie für Modehäuser wie Valentino und Chanel.
Der Durchbruch gelang Toscani 1982 mit dem Beginn seiner Zusammenarbeit mit Benetton. In den folgenden Jahren schuf er Werbekampagnen, die weit über die klassische Modewerbung hinausgingen und gesellschaftliche Themen wie Aids, Rassismus und die Todesstrafe aufgriffen. 1991 gründete er die Zeitschrift Colors und 1994 Fabrica, ein internationales Zentrum für Kunst und Kommunikation.
Umstrittene Aussage zum Einsturz der Morandi-Brücke
Die Zusammenarbeit mit Benetton endete 2000 nach einer umstrittenen Kampagne mit Fotos von zum Tode verurteilten Gefangenen. Nach einer kurzen Rückkehr zu dem Modeunternehmen von 2018 bis 2020 wurde die Zusammenarbeit erneut beendet, diesmal wegen umstrittener Äusserungen Toscanis zum Einsturz der Morandi-Brücke in Genua («Aber wen kümmert es schon, dass eine Brücke einstürzt?»).
Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt eine aufsehenerregende Kampagne gegen Magersucht für die Marke Nolita aus dem Jahr 2007, in der er ein stark untergewichtiges Model fotografierte. Im selben Jahr startete er das Projekt «Razza Umana», eine fotografische Dokumentation der menschlichen Vielfalt.
Für seine Arbeiten wurde Toscani mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Grand Prix de la publicité (1990) und dem Goldenen Löwen beim Internationalen Werbefestival in Cannes (1996). Die Akademie der Schönen Künste in Florenz ernannte ihn 2010 zum Ehrenakademiker.
Im vergangenen Jahr würdigte das Museum für Gestaltung in Zürich mit einer Ausstellung das Werk Toscanis (persoenlich.com berichtete). 1997 führte das Magazin persönlich ein Interview mit dem Fotografen. (pd/nil)