«Nach der Einführung einer neuen Governance zur Wachstumsbegleitung muss sich das Schweizer Filmarchiv heute mit der Konsolidierung seiner Errungenschaften in einem komplexen, von Budgetkürzungen geprägten Umfeld befassen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Ankunft eines neuen Direktors bzw. einer neuen Direktorin der Institution neuen Schwung für das Meistern der aktuellen Herausforderungen verleihen», schreibt die Cinémathèque suisse am Freitag.
«Weder krank noch verärgert»
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-ATS sagt Frédéric Maire: «Ich bin weder krank noch verärgert, aber ich denke, man muss zum richtigen Zeitpunkt Stopp sagen, zum Wohle der Institution. Ich wäre ohnehin nächstes Jahr mit 65 in den Ruhestand gegangen», betont er.
«Ich habe das bedeutende Wachstum des Schweizer Filmarchivs begleitet, gekennzeichnet durch den Bau des neuen Forschungs- und Archivierungszentrums in Penthaz, das 2019 eröffnet wurde, und durch den Ankauf des Kinos Capitole durch die Stadt Lausanne im Jahr 2010, gefolgt von seiner Renovierung und Erweiterung, deren Einweihung im Februar 2024 stattfand», fasst er zusammen. Die Anzahl der Mitarbeiter der Institution - die auch in Zürich präsent ist - hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt, fügt er hinzu.
«Angesichts der vielen Einsparungen, der sich abzeichnenden finanziellen Schwierigkeiten und der Mittelkürzungen scheint es mir klar, dass es jemand anderen braucht, um die Zukunft der Cinémathèque zu gestalten", erklärt Maire. In diesem entscheidenden Moment sieht er sich, der im Herbst 64 Jahre alt wird, nicht mehr als die richtige Person, die möglicherweise "drastische Entscheidungen" treffen muss.
Das Zeitalter der Digitalisierung
Geboren 1961 in Neuenburg, blickt Frédéric Maire auf eine Tätigkeit als Regisseur, Journalist, Programmgestalter und Festivaldirektor zurück. 1992 war er einer der Mitbegründer und Co-Direktoren des Filmclubs für Kinder Die Zauberlaterne. Im September 2005 übernahm er die künstlerische Leitung des Internationalen Filmfestivals von Locarno. Im November 2009 wurde er zum Direktor der Cinémathèque suisse ernannt und folgte damit auf Freddy Buache und Hervé Dumont. 2017 wählten die Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Filmarchive (FIAF) Frédéric Maire für 6 Jahre zu ihrem Präsidenten.
Unter seiner Führung entwickelte und integrierte die Cinémathèque suisse digitale Schnittstellen, insbesondere in den Bereichen Archivierung, Katalogisierung, Restaurierung, Digitalisierung, Aufwertung und Projektion, heisst es in der Mitteilung. So wurden Werke des Schweizer Filmerbes mehrmals für prestigeträchtige Festivals nominiert (Cannes, Venedig, Berlin, Locarno, Rotterdam usw.), gestreamt, über DVD und BluRay verbreitet und an zahlreichen Retrospektiven im Ausland gezeigt. (sda/pd/spo)