04.09.2024

Tamedia | Contrast Film

«Journalismus ist wahnsinnig schnell, Film ist langsam»

Das Medienhaus Tamedia und die Produktionsfirma Contrast Film verfilmen derzeit den Untergang der Credit Suisse. Der Film konzentriert sich auf Macht, Gier und die Menschen hinter den Finanzskandalen. Filmproduzent Ivan Madeo und Mitinitiant Stefan Halter über die Hintergründe der Zusammenarbeit.
Tamedia | Contrast Film: «Journalismus ist wahnsinnig schnell, Film ist langsam»
«Alles hat auf belegbaren Fakten zu basieren»: Ivan Madeo, Filmproduzent Contrast Film (links), und Stefan Halter, Director Media Business Innovation bei Tamedia/Goldbach. (Bilder: Keystone, zVg)

Der Aufstieg und Fall der Credit Suisse soll dokumentarisch verfilmt werden (persoenlich.com berichtete). Welche Genres kommen vor?
Ivan Madeo: Vor allem Action, Drama, absurde Komödie und Tragödie.

Die Arbeiten am Film sind in vollem Gange. Wann ist mit der Veröffentlichung des Films zu rechnen?
Stefan Halter: Wir planen, nach der Veröffentlichung des PUK-Berichts zur Credit Suisse im ersten Quartal 2025 schweizweit in den Kinos zu sein.

Und was gibt es bis dahin noch zu tun?
Madeo: Wir werden auch noch Informationen und Statements aus dem PUK-Bericht in den Film einbauen.

Wie schätzen Sie die Aussichten auf kommerziellen Erfolg einer solchen Produktion ein?
Madeo: Wenn man eines als Filmproduzent lernt, dann, dass man Filmerfolge nie voraussagen kann. Aber dieses Thema und diese Story hat schon sehr viele Elemente, die das Publikum überraschen, schockieren, fesseln und unterhalten werden.

Halter: Ich plane bereits heute via Goldbach an der umfangreichen 360-Grad-Promotionkampagne für den Filmstart.

Wie sind die finanziellen Risiken zwischen den Partnern verteilt – respektive wer beteiligt sich in welchem Umfang an dem Projekt?
Halter: Wir können aus vertraglichen Gründen hierzu keine Details nennen.

Welche Rolle spielt Arthur Rutishauser, der Chefredaktor der SonntagsZeitung, bei der Entwicklung des Filmprojekts?
Halter: Arthur Rutishauser, Chefredaktor der SonntagsZeitung, gilt als der beste investigative Wirtschaftsjournalist der Schweiz. Arthur leitet die Recherchen. Er und Regisseur Simon Helbling sind die Autoren des Films und entwickeln den roten Faden gemeinsam, jeder von ihnen bringt sein Fachwissen ein.

Wie gross ist das Team von Investigativjournalisten, das an den Recherchen für den Film beteiligt ist?
Halter: Arthur Rutishauser arbeitet mit einem Team aus Tamedia-Profis sowie mit externen Quellen.

«Ich plane weitere Filmprojekte basierend auf Journalismus»

Wer hat bei dem Projekt das Sagen? Tamedia oder Contrast Film?
Madeo: Es ist ein Zusammenspiel. Die produktionelle Gesamtverantwortung für das Projekt hat die Produktionsfirma. Die journalistische Leitung liegt bei Tamedia. Die künstlerische Leitung liegt bei Regisseur Simon Helbling.

Halter: Das oberste journalistische Credo gilt auch hier als das Wichtigste: Alles hat auf belegbaren Fakten zu basieren.

Stefan Halter, mitinitiiert wurde das Filmprojekt von Ihnen. Wollen Sie neu unter die Filmproduzenten gehen?
Halter: Ja, ich plane, weitere Filmprojekte basierend auf Journalismus mit schweizweiter und internationaler Ausstrahlung zu realisieren. Wir sind bereits konkret dran am nächsten Projekt und haben bereits Meetings mit Streaming- und TV-Medienunternehmen dazu.

Ist über Sie als Mitinitiant auch Goldbach als Werbevermarkter involviert oder machen Sie das als Einzelperson?
Halter: Goldbach macht über mich die Mediaplanung und die Filmpromotionsstrategie und sucht passende Marken, die an den Filmpremieren in den Schweizer Städten dabei sein wollen.

Wie unterscheidet sich die Herangehensweise bei diesem Filmprojekt von anderen Filmen?
Madeo: Normalerweise schreiben wir bei einem Spielfilm das Drehbuch oder machen bei einem Dokfilm die Recherchen. Bei einem investigativen Thema wie diesem haben wir eine riesige Verantwortung, was die Richtigkeit der Fakten anbelangt. Deshalb entsteht hier der Inhalt des Films in Kollaboration mit den Investigativprofis von Tamedia und unter der journalistischen Leitung eines der besten Wirtschaftsjournalisten des Landes, Arthur Rutishauser.

«Das war eine superspannende Erfahrung für uns Filmschaffende»

Welche Herausforderungen ergeben sich bei der Zusammenarbeit zwischen Filmproduktion und investigativem Journalismus?
Madeo: Wir haben ganz andere Tempi bei unserer Arbeit. Journalismus ist wahnsinnig schnell, Film ist langsam. Wir mussten zunächst den richtigen Rhythmus finden, um gemeinsam vorwärtszukommen. Aber das war eine superspannende Erfahrung für uns Filmschaffende.

Wie erhalten Sie den in der Mitteilung erwähnten «exklusiven Zugang zu Schlüsselfiguren der Finanz- und Politwelt»?
Madeo: Mit Klinkenputzen, mit pickelhartem Bohren und Hämmern, mit Charme und natürlich auch mit Taktik.

Halter: Wie Arthur Rutishauser an all die Informationen und Schlüsselfiguren gelangt und wie er arbeitet, wollen wir uns aufsparen bis zum Interview an der Filmweltpremiere.

Das Filmprojekt wird durch das revidierte Filmgesetz (Lex Netflix) finanziert. Müssen Sie viele Auflagen erfüllen?
Madeo: Die ganz gewöhnlichen Auflagen des revidierten Filmgesetzes. Nichts Aussergewöhnliches.

Sie sind aktuell bei Netflix in Berlin. Müssen Sie auch dort Klinkenputzen?
Madeo: Ja, aber für ein anderes Projekt.



Mitarbeit: Nick Lüthi


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