29.12.2024

Filmförderung

Karl Spoerri übt scharfe Kritik

Ein Film über Patricia Highsmith wird mangels Schweizer Förderung im Ausland gedreht. Produzent Karl Spoerri kritisiert die verpasste Chance und fordert Reformen in der Kulturpolitik.
Filmförderung: Karl Spoerri übt scharfe Kritik
Der Schweizer Filmproduzent Karl Spoerri hat Kritik an der Schweizer Kulturpolitik geäussert. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

Filmproduzent Karl Spoerri kritisiert die Schweizer Filmförderung. Der Anlass: Sein Filmprojekt «Switzerland» mit Regisseur Anton Corbijn erhielt nach dem Bundesamt für Kultur nun auch von der Zürcher Filmförderung eine Absage.

«Unsere englischen Partner haben entschieden, das Haus von Highsmith in Tegna, den Bahnhof in Locarno und das berühmte Verzascatal mehrheitlich in Italien und Grossbritannien zu drehen», sagt Spoerri gegenüber dem SonntagsBlick. «Wir werden in Zürich nur noch sehr wenig machen können, vielleicht zwei oder maximal drei Drehtage. Damit verlieren wir die Möglichkeit, den Film als Schweizer Koproduktion und als Schweizer Film zu realisieren. Und damit verlieren wir ein Projekt mit starkem Schweiz-Bezug und reale ökonomische Investitionen von 1,75 Millionen Franken. Vom Tourismus-Effekt ganz zu schweigen.»

Spoerri fordert von Kulturministerin Elisabeth Baume-Schneider, über die Bücher zu gehen. Ähnlich wie in Österreich oder in den skandinavischen Ländern brauche es in der Schweizer Filmförderung mehr Spielraum. Das würde es erlauben, Filme mit grösseren Budgets in der Schweiz zu drehen. «Nur so werden wir als Filmland Schweiz mehr Publikum bekommen und international an Relevanz gewinnen.» Auch kritisiert Spoerri, dass Jurys in der Filmförderung zu viel Macht hätten: «Die orientieren sich an administrativen Regeln und nicht am Publikum und Markt. Am Ende übernimmt niemand Verantwortung. Man versteckt sich hinter einem anonymen Punktesystem. Es wäre besser, wir hätten eine starke Intendanz, die mutige Entscheidungen trifft und dafür den Kopf hinhält.»

Nadine Adler Spiegel, Co-Leiterin der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, sagt der Zeitung: «Unsere Mittel sind begrenzt, wir können nicht alles fördern, was wir gerne fördern würden.» Kritik am Jury-System weist Adler Spiegel zurück: «Kein System ist perfekt, aber ein Jury-System hat viele Vorteile.» Trotzdem solle der Begutachtungsprozess reformiert werden: «Jurys sollten ihre Entscheidungen künftig besser begründen.» (pd/cbe)


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