Susan Boos, Präsidentin Schweizer Presserat
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Das liebe Geld. Der Schweizer Presserat ist ein Erfolgsmodell und schafft es, bei der medienethischen Debatte wirksam mitzumischen. Nur hat die Medienbranche eines der schlimmsten Jahre hinter sich. Alle müssen sparen. Das schlägt auch auf den Presserat durch, weil bislang vor allem die Branche für unsere Finanzen aufgekommen ist. Unsere Arbeit ist anerkannt, die Aufgaben werden mehr – doch es fehlt an einem langfristigen, soliden Finanzierungskonzept. Eine der grössten Herausforderungen wird sein, die Trägerstiftung neu aufzustellen, damit der Presserat auch in zwanzig Jahren kraftvoll an der medienethischen Diskussion mitwirken kann.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Verschiedene Stiftungen haben Geld gesprochen, damit wir den Transformationsprozess professionell angehen können. Vielleicht kommt auch irgendwann Geld vom Bund. Abgesehen davon sind wir nahe am journalistischen Alltag dran und schärfen kontinuierlich unsere Praxis wie die Richtlinien, um den Journalist:innen brauchbares Handwerkszeug in die Hand zu geben. Es geht dabei um Fragen wie Umgang mit «Meinungsumfragen», «Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung», «Anhörung bei schweren Vorwürfen» oder auch um den Einsatz von KI.
Matthias Kiess, Präsident IAA
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Nun, ich denke nicht, dass meine Antwort gross überraschend sein wird. Die grosse Frage wird sein, was uns KI letztendlich bringen wird und wo sie uns hinführen wird. Gerade jetzt, wo Kundenbudgets unter Druck sind, kommt die Optimierungsfrage und der Wunsch nach Kostensenkungen durch KI noch mehr auf. Dies schafft auch Unsicherheiten bei den Angestellten und wird das Problem des Talentmangels verschärfen. Die Zuspitzung im Agenturbereich wird zunehmen und für einige wird dies in einen Überlebenskampf münden, was mir Sorgen macht.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Wenn man die verschiedenen Studien und Kommentare der jüngeren Zeit liest, da fällt auf, dass die Nachfrage nach Kreativität und dem menschlichen Einfluss auf dem Wege dazu nicht so schnell verhallen wird. Wir werden uns also auf eine symbiotische Reise mit KI begeben, welche durch den Menschen geprägt sein wird und immer noch zum Ziel hat, nach grossen, ausserordentlichen Ideen, die den Unterschied machen, zu suchen. Entsprechend sehe ich der Zukunft mit einem gesunden Optimismus entgegen und freue mich auf die vielen Herausforderungen, die sie mit sich bringen wird.
Martin Radelfinger, Präsident IAB Switzerland Association
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Einige der grösseren Herausforderungen für den digitalen Werbemarkt und die Monetarisierung von Inhalten im Open Web im Jahr 2025 sind die Verbreitung von Zero-Click-Search und AI-Chatbots sowie ein restriktiverer Umgang mit Nutzerdaten. Zero-Click-Search führt dazu, dass Suchanfragen direkt auf Ergebnisseiten beantwortet werden, was den Traffic auf externe Websites und damit Werbeeinnahmen für Publisher deutlich reduziert. AI-Chatbots schaffen zudem neue Abhängigkeiten, da Inhalte korrekt erkannt und zitiert werden müssen, während klassische Anzeigenformate tendenziell an Relevanz verlieren. Gleichzeitig erschweren strengere Datenschutzbestimmungen die Personalisierung und Zielgruppenansprache, besonders für kleinere Publisher. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Publisher verstärkt auf First-Party-Daten setzen und in Technologien wie zum Beispiel OneID investieren, die eine datenschutzkonforme Erhebung und Nutzung ermöglichen.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Diese Entwicklungen sollten mittelfristig aber auch neue Möglichkeiten eröffnen. Inhalte können gezielt für neue Suchumgebungen und Chatbots optimiert werden, was wiederum die Sichtbarkeit und die Monetarisierung steigert. Die Integration von Werbung in Chatbot-Antworten eröffnet möglicherweise neue und innovative Werbeformate und Werbeprozesse. Es sind neue Geschäftsmodelle und Kooperationen gefordert. In diesem Zusammenhang freuen wir uns schon jetzt auf die ersten Erkenntnisse, die an der Dreikönigstagung präsentiert werden. Publisher, die sich flexibel und innovativ anpassen und zum Beispiel mit Perplexity experimentieren, können die Veränderungen aktiv nutzen und den digitalen Werbemarkt nachhaltig mitgestalten. Als Verband begleitet die IAB diese Entwicklungen sehr aufmerksam.
Martina Fehr, CEO MAZ
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Die Medien kämpfen weiterhin um Vertrauen und Glaubwürdigkeit in einer polarisierten Gesellschaft. Fake News, Desinformation und die wachsende Skepsis gegenüber etablierten Medien erschweren die Aufgabe, als unabhängige Instanz zu wirken. Zugleich wird die Vielfalt im Medienangebot immer wichtiger: Unterschiedliche Zielgruppen erwarten für sie relevante Inhalte, die ihre Lebensrealität abbilden. Der Druck auf Medienschaffende ist durch wirtschaftliche Unsicherheiten, technologische Umbrüche und den Wettbewerb um Aufmerksamkeit stark gestiegen. Damit Nachwuchskräfte motiviert bleiben, braucht es inspirierende Perspektiven und ein Arbeitsumfeld, das sie ermutigt, mit Leidenschaft und Innovationskraft in der Branche zu bleiben. Hinzu kommt die Herausforderung, Pressefreiheit und journalistische Unabhängigkeit zu verteidigen. Einschränkungen, sei es durch wirtschaftliche oder politische Einflüsse, nehmen auch in Europa zu. Institutionen wie das MAZ und der Presserat müssen hier klare Haltung zeigen und den offenen Dialog über ethische Standards fördern.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Trotz allem bleibt der Journalismus für viele ein Traumberuf. Das Interesse, diesen Beruf zu erlernen und eine fundierte Ausbildung zu absolvieren, ist ungebrochen. Ein Lichtblick ist das Projekt «Pumas», das die publizistische Medienkompetenz junger Menschen stärkt. Nach erfolgreichen Medienwochen im Kanton Zürich wird es nun auch im Kanton Bern umgesetzt. Durch die Zusammenarbeit mit Redaktionen werden junge Menschen befähigt, Medien kritisch zu hinterfragen sowie ein tieferes Verständnis für die Rolle der Medien in der Gesellschaft zu entwickeln.
Anna Nüesch, Co-Präsidentin JJS
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Sparprogramme und Entlassungen: Das Jahr 2024 sitzt uns tief in den Knochen. Zu sehen, wie die Hürden für junge Journalistinnen und Journalisten erhöht werden, ist frustrierend. Es ist die Aufgabe der ganzen Branche, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Junge sollen sich mit Freude für diesen Beruf entscheiden können. Dafür braucht es Bedingungen, die es attraktiv machen, Journalist:in zu sein – und das nicht nur für ein paar Jahre und solange man es sich finanziell leisten kann. Sonst droht bald ein Mangel an fähigen und motivierten jungen Mitarbeiter:innen.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Die grössten Lichtblicke für mich sind unsere Vereinsmitglieder. Unsere Branche hat viele engagierte und kreative junge Menschen, die sich für qualitativen Journalismus interessieren, Ideen spinnen, Projekte anreissen und Geschichten umsetzen. An Nachwuchs mangelt es nicht. Es liegt an den Medienhäusern und Entscheidungsträgern, den Jungen Chancen zu geben, sich in unserer Branche zu etablieren.
Pia Guggenbühl, designierte Direktorin des VSM
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 und wo sehen Sie Lichtblicke?
Die Schweizer Medienlandschaft steht vor bedeutenden Herausforderungen und möglichen Lichtblicken. Dazu gehört insbesondere der Ausbau der indirekten Presseförderung – hier entscheidet das Parlament, ob und wie es die finanzielle Basis der Lokal- und Regionalmedien sowie der Mitglieder- und Stiftungspresse stärken will. Zudem steht die rasche Einführung eines Leistungsschutzrechts auf der Agenda, damit Medienunternehmen und -schaffende für die Nutzung ihrer Inhalte durch Tech-Plattformen fair vergütet werden. Schliesslich kann eine stringente KI-Regulierung klare Regeln schaffen, um den Schutz des geistigen Eigentums für die Zukunft zu gewährleisten und die Integrität journalistischer Inhalte zu sichern. Als Direktorin will ich mit dem VSM-Team darauf hinarbeiten, dass möglichst viele Herausforderungen zu Lichtblicken werden.
Anna Jobin, Präsidentin der Emek
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Zum einen die altbekannte Tendenz, dass immer weniger Geld für Journalismus vorhanden ist und sich dieser im Zeitalter der Digitalisierung immer weniger über den Markt finanzieren lässt. Dies schlägt sich dann beispielsweise in abnehmender Berichterstattung und Medienvielfalt nieder, weshalb es dringend eine zukunftsgerichtete, nachhaltige Medienförderung bräuchte. Ebenfalls nicht neu ist die Herausforderung, die Debatte zum medialen Service public sachgerecht und auf der richtigen Flughöhe zu führen: Man muss nicht jede SRG-Sendung mögen, um anzuerkennen, dass ein mehrsprachiges Land eine verlässliche Grundversorgung mit geprüften Informationen und Kommunikationsangeboten benötigt. Und schliesslich werden wir uns 2025 herausfordernden Governance-Fragen der Digitalisierung widmen, etwa bezüglich künstlicher Intelligenz, Onlineplattformen sowie der digitalen Öffentlichkeit.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Das Bewusstsein für die gesellschaftliche Relevanz von Journalismus scheint in gewissen Kreisen zu steigen. Beispielsweise ziehen immer mehr Kantone oder auch Stiftungen die Förderung von Medien in Betracht. Allerdings sind dies in den meisten Fällen tatsächlich eher Lichtblicke als nachhaltige Lösungen. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir die Initiative UseTheNews, eine schweizweite Plattform zum Thema Nachrichtenkompetenz. Sie erfindet nicht das Rad neu, sondern funktioniert als Hub für meist bisherige Bestrebungen in diesem Bereich, die es schon gibt. Besonders spannend finde ich auch die breite Trägerschaft dahinter, denn Kooperationen innerhalb der Branche werden zunehmend wichtiger.
Siri Fischer, Geschäftsführerin IGEM
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
Auch 2025 bleiben die Herausforderungen in der Forschung zentral. Der Kostendruck auf Forschungsprojekte hält an, während die Anforderungen an die erhobenen Daten weiter steigen. Nur schon die technologische Entwicklung erfordert kontinuierliche Anpassungen der Messmethoden. Daher liegt ein Augenmerk auf der Erhebung und Verifizierung von Nutzungsdaten aus neuen Verbreitungswegen – sowohl im Video- als auch im Audiobereich. 2025 werden die Weichen für die zukünftige Radioforschung gestellt. Dabei müssen Ansprüche und finanzielle Machbarkeit in Einklang gebracht werden, um weiterhin vertrauenswürdige und unabhängige Daten ausweisen zu können. Auch in der Onlineforschung steht eine Neuausrichtung an, wobei die Onlinewerbung darin bislang nicht abgedeckt war. Dort liegt eine der Herausforderungen in der zunehmenden Fragmentierung der Werbeformen, die innovative Lösungen für standardisierte Messmethoden und neue KPIs erforderlich macht. Prinzipiell folgt die Werbung der Nutzung und hier zeigt unsere Studie Digimonitor vielversprechende Nutzungstendenzen. Sollte der gesamte Werbemarkt jedoch in Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Entwicklung 2025 weiter unter Druck geraten, wird sich der Verteilungskampf zwischen den einzelnen Mediengattungen intensivieren. Bauchschmerzen bereiten daher die zunehmende Einschränkung der (digitalen) Aussenwerbung und Vorstösse, die teilweise sogar ein komplettes Verbot fordern – wie zum Beispiel in der Stadt Zürich. Es ist unglücklich, dass ausgerechnet DOOH immer mehr unter Druck seitens der Politik gerät und die Möglichkeiten potenziell eingeschränkt werden. Denn kaum eine Werbeform entwickelt sich so dynamisch wie die digitale Aussenwerbung, während ein Grossteil der Wertschöpfung in der Schweiz bleibt.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Wir starten 2025 mit einer Vielzahl von spannenden Projekten. Am 28. Januar geht es los mit einem Event zu «Bewegtbild beyond TV», wo wir Videowerbung ausserhalb des klassischen TV näher beleuchten – sei es mit Connected TV, Replay TV Ads, Schweizer Streaming-Plattformen oder auch in der kreativen Umsetzung. Parallel werden wir unsere Studie Digimonitor weiterentwickeln, um nicht nur die Nutzung von elektronischen Medien und Geräten, sondern auch deren Veränderungen über Zeiträume hinweg besser abzubilden. Dazu erweitern wir die Studie, um Trends in der Nutzung von Video, Audio, Gaming und AI noch vertiefter greifbar zu machen. Am 26. August können wir dann bereits die zwölfte Ausgabe des Digimonitors präsentieren. Unsere Bemühungen, die Transparenz im Digitalmarkt zu stärken, zeigen Wirkung: Durch die fortlaufende Zusammenarbeit mit der Stiftung Werbestatistik können wir Einblicke in die Werbeeinnahmen von Social Media, YouTube und Search bieten. Diesen Weg setzen wir 2025 fort, um die Entwicklungen aufzuzeigen. Die ungebrochene Nachfrage nach Weiterbildungsangeboten motiviert uns, unseren Crashkurs Mediaplanung weiterhin anzubieten und im Jahr 2025 gleich dreimal durchzuführen. Insgesamt greifen wir Themen am Puls der Zeit rund um die kommerzielle Kommunikation in den elektronischen Medien auf und unterstützen alle Initiativen, welche die Transparenz darüber fördern.
Andreas Hugi, Präsident LSA und CEO furrerhugi
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025?
Bei uns steht immer der Mensch im Zentrum: Trotz technologischer Stützen und vermehrtem Zeitdruck setzen wir bei furrerhugi auf kreative Kommunikationslösungen von Menschen für Menschen, mit allen Ecken und Kanten. Zusammen über den Tellerrand hinauszudenken und sich aneinander zu reiben, ist für uns zentral. Das ist die Essenz guter Beratung, macht Spass und ist jeden Tag Herausforderung und Bereicherung.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Ich stelle fest, dass – trotz zunehmend härterem Marktumfeld – intelligente und disziplinenübergreifende Kommunikationsberatung von engagierten Menschen weiterhin nachgefragt ist und auch bleiben wird. Das spornt mich bei unserer täglichen Arbeit an.
Hans-Peter Nehmer, Präsident HarbourClub und CCO Allianz Suisse
Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2025 in Ihrem Bereich?
2025 stehen wir vor der Aufgabe, die Rolle des HarbourClub als führende Plattform für den Austausch unter Corporate Communications Officers weiter zu stärken. Die Anforderungen an Kommunikationsexpertinnen und -experten wachsen stetig – sei es durch die zunehmende Komplexität der digitalen Transformation, die steigende Erwartung an authentische und transparente Kommunikation oder die Notwendigkeit, sich auf neue gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamiken einzustellen. Unsere Herausforderung besteht darin, den Wandel aktiv zu gestalten und unseren Mitgliedern Orientierung und innovative Lösungen zu bieten.
Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
Ein Lichtblick ist unser 25-jähriges Jubiläum, das uns nicht nur die Gelegenheit gibt, auf unsere Geschichte zurückzublicken, sondern auch neue Perspektiven für die nächsten 25 Jahre zu eröffnen. Mit einem besonderen Programm für unsere 100 Mitglieder und dem Jubiläums-Symposium am 25. November 2025 schaffen wir Räume für Inspiration und Austausch. Besonders erfreulich ist, dass die Bedeutung von Erfahrungsaustausch und Netzwerken in unserer Branche immer mehr erkannt wird. Dies gibt uns Rückenwind, um auch künftig Impulse für eine erfolgreiche Kommunikation zu setzen.