13.11.2024

Historiav

«Mein ‹letztes Projekt› braucht Zeit»

Peter Beck sitzt auf einem medialen Schatz: Seine Privatsammlung historischer Filmtechnik in Zürich-Altstetten dokumentiert zwei Jahrhunderte audiovisueller Geschichte, die nun digitalisiert werden soll. Im Interview erklärt Beck, warum die Bewahrung dieser technischen Kulturgüter heute wichtiger ist denn je.
Historiav: «Mein ‹letztes Projekt› braucht Zeit»
Peter Beck, Filmproduzent und ehemaliger Präsident von Swissfilm Association, ist Initiant des Digitalisierungsprojekts. (Bild: zVg)

Herr Beck, Sie haben ein Crowdfunding gestartet, um Ihre medienarchäologische Sammlung zu digitalisieren und somit einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Warum ist das wichtig?
Die Industrialisierung und das Automobil haben unsere Gesellschaft und unsere Zivilisation weltweit geprägt. Heute prägen und verändern die audiovisuellen Medien und Technologien unsere Gesellschaft und das Verhalten der Menschen – und das mindestens so stark wie das Automobil. Im Sinne von Marshall McLuhan, welcher formulierte: «Wir formen unsere Werkzeuge, danach formen die Werkzeuge uns», fokussieren wir auf die Kommunikationstechnologien und Prozesse, die audiovisuellen Geräte, Systeme und ihre Geschichte, welche heute das Verhalten der Menschen steuern.

Wie ist die Resonanz auf Ihren Aufruf?
Die Resonanz beim Fachpublikum ist gross und sehr positiv. Für die grosse Masse ist dies heute aber noch eine neue Erkenntnis, obwohl mit künstlicher Intelligenz (KI) bereits eine neue Technologie unsere Landschaft umpflügt. Das heisst, wir können weitere Unterstützung durchaus gut gebrauchen.

Wie lange läuft die Sammlung noch?
Die Aktion auf Crowdify läuft noch bis Ende November dieses Jahres. Wer mitmachen und uns unterstützen will, muss sich sputen.

Was konkret bezwecken Sie mit diesem Geld?
Das grosse Ziel ist die Schaffung einer Wissensplattform, einer öffentlich zugänglichen digitalen Datensammlung zu den audiovisuellen Kommunikationsmedien und ihrer Wirkungsweise. Dies umfasst in der Gesamtheit nicht nur meine Sammlung. Dieses Digitalisierungsprojekt ist lediglich der erste Schritt dazu.

Sie haben die ganze Aktion immer halbironisch als Peters «letztes Projekt» bezeichnet. Wie sehen die benötigten Schritte im Detail aus?
Der erste Schritt ist die Digitalisierung der physischen Objekte der Sammlung und die Recherche der Metadaten dazu. Das werden wir sehr wahrscheinlich erreichen. Der zweite und ebenso aufwendige Schritt ist die Konzeption und Programmierung der digitalen Plattform. Dazu ist die Einbindung von Hochschulen und Bildungsinstituten und die Abstimmung mit ihnen notwendig. Es braucht einen längeren Atem und potente Unterstützerinnen und Unterstützer. Es bleibt also einige Zeit, bis mein «letztes Projekt» abgeschlossen ist, aber wir sind auch da positiv.

Was passiert anschliessend mit Ihren Sammelstücken?
Das digitale Erlebnis kann im besten Fall ungefähr 75 Prozent des realen, physischen Erlebnisses simulieren. Wer tiefer gehen will, muss sich die Objekte real ansehen. Daher soll die physische Sammlung in einer Institution gelagert werden, bei der man auf Anfrage die Objekte physisch erleben kann. Mit der Cinémathèque suisse hat sich eine staatliche Organisation bereit erklärt, beim Zustandekommen die Sammlung zu übernehmen.

Werden Sie es schaffen?
Wenn ich nicht daran glauben würde, warum dann der ganze Aufwand? Aber ja, wenn das allgemeine Interesse und das Engagement zu klein sind, würden wir das Projekt wohl stoppen müssen.


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