Herr Schütz, haben Sie einen solchen Crash, wie denjenigen momentan, bereits einmal erlebt?
Starke Einbrüche gab es oft, etwa bei Covid oder während der Finanzkrise. Aber da waren es externe systemische Schocks. Jetzt löst die verquere Weltsicht eines Mannes auf die Wirtschaft den Einbruch aus, verbunden mit einem historischen Versagen der Checks and Balances in den USA.
Wie ist Ihre Einschätzung nach dem zweiten Tag? Ist es so, wie es zu erwarten war?
Die Erwartungen lassen sich nicht genau definieren. Es herrscht Nebel, weil sich um Trump zwei Lager bekämpfen: die Zoll-Überzeugungstäter und die Verhandlungsbefürworter. Derzeit liegen die Zollfanatiker vorn. Doch der Druck des Verhandlungslagers steigt, angeführt von den moderaten Republikanern und der New Yorker Finanzszene.
«Es ist ein Weltbild aus dem 19. Jahrhundert»
Was bezweckt Donald Trump mit dieser Aktion?
Sein irrationaler Glaube an die wohlstandssteigernde Wirkung von Zöllen scheint seit mehr als vierzig Jahren die einzige Überzeugung zu sein, die ihn wirklich leitet. Es ist ein Weltbild aus dem 19. Jahrhundert, das für die arbeitsteilige Globalwirtschaft vollkommen untauglich ist: Abschottung führt zu mehr Eigenproduktion und Arbeitsplätzen, so glaubt er offensichtlich. Da wäre ein Blick nach Nordkorea hilfreich.
Schneidet er sich am Ende damit nicht selbst in das eigene Fleisch?
Die Inflation wird steigen, die Produktivität und damit auch die Profitabilität der US-Firmen sinken. Das bilden die Aktienkurse bereits ab.
Was sind die Konsequenzen dieses Crashs für die Gesamtwirtschaft, speziell für die Medienbranche?
Noch ist wie gesagt alles im Nebel. Aber dass bei einem Konjunkturabschwung die Werbeindustrie sehr schnell kürzt, wissen wir aus der Vergangenheit. Doch jetzt sind auch kompetente Einschätzungen gefragt – das stärkt die traditionellen Medien.
Wie ist Ihre Seelenlage bei fallenden Börsenkursen? Kann man da noch professionell agieren?
Da gilt für alle: Abwarten.
Sind Sie persönlich selbst von diesem Crash betroffen?
Das sind wir alle in irgendeiner Form, schon über unsere Pensionskassengelder. Sonst aber nicht in grossem Stil.
Sollte man bereits jetzt wieder investieren? Und wenn ja, wo?
Irgendwann kommt der Moment der Bodenbildung, aber mein Gefühl ist: Noch ist die Unsicherheit zu gross.