Hollywoods wichtigste Filmpreise werden am Sonntagabend zum 97. Mal verliehen. Die Oscar-Gala im Dolby Theatre findet planmässig statt – trotz der verheerenden Grossfeuer, die im Januar Los Angeles heimsuchten, mit mindestens 29 Todesopfern und ganzen Wohnvierteln in Schutt und Asche. Wegen der Brandkatastrophe waren die Oscar-Nominierungen zweimal verschoben worden, aber an der Trophäen-Show am 2. März wollte die Filmakademie festhalten.
Nach dem Defilee der Stars auf dem roten Teppich soll die Preisverleihung in 23 Kategorien um 16.00 Uhr Ortszeit (01.00 MEZ in der Nacht zum Montag, 3.3.) beginnen. Der US-Comedian Conan O'Brien (61) steht zum ersten Mal als Moderator auf der Oscar-Bühne. Viermal in Folge hatte zuletzt Jimmy Kimmel durch die Show geführt.
Wer ist nominiert?
Rein zahlenmässig liegen bei der 97. Oscarvergabe der Musical-Thriller «Emilia Pérez», das Drama «Der Brutalist» und das Musical «Wicked» vorn. Die französische Produktion «Emilia Pérez» wurde 13 Mal nominiert, «Der Brutalist» und «Wicked» jeweils 10 Mal. Mit je acht Gewinnchancen folgen der Vatikan-Thriller «Konklave» und das Bob-Dylan-Biopic «Like A Complete Unknown». Unter den weiteren Anwärtern mit mehreren Nominierungen sind die Tragikomödie «Anora», der Body-Horrorfilm «The Substance» und das Science-Fiction-Epos «Dune: Part Two».
In den Schauspiel-Sparten gehören Adrien Brody, Timothée Chalamet, Ralph Fiennes, Kieran Culkin, Cynthia Erivo, Demi Moore, Ariana Grande, Felicity Jones, Isabella Rossellini und Zoe Saldaña zu den Nominierten.
Zwei Schweizer Regisseure im Rennen
Der Film «Konklave» des österreichisch-schweizerischen Regisseurs Edward Berger – um Intrigen bei der Wahl eines Papstes – ist einer von zehn Anwärtern in der Topsparte «Bester Film». Dazu kommen sieben weitere Nominierungen, etwa für die Filmmusik des Düsseldorfers Volker Bertelmann und das Kostümdesign der gebürtigen Münchnerin Lisy Christl.
Auch «September 5» über das Olympia-Attentat 1972 in München hat Chancen auf einen Oscar. Der Schweizer Regisseur und Autor Tim Fehlbaum, Drehbuchautor Moritz Binder und Co-Autor Alex David sind für das beste Original-Drehbuch nominiert.
Viele Favoriten – Spannung bis zum Ende
Seit Monaten werden Filmpreise vergeben, viele gelten als Vorboten für die Oscars. So setzt die Branche auf Golden-Globe-Gewinnerin Demi Moore (62) mit ihrer spektakulären Darbietung einer nach Jugend lechzenden Schauspielerin in dem Horror-Thriller «The Substance».
Lange war auch die Spanierin Karla Sofía Gascón Favoritin, die in «Emilia Pérez» einen mexikanischen Kartellboss spielt, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt. Sie ist als erste Transfrau für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert. Doch dann kamen frühere Tweets von Gascón ans Licht, die Rassismus, Islamfeindlichkeit und bösartige Kritik an Kolleginnen enthielten – statt im Rampenlicht steht sie nun in der Kritik.
Bei den Männern haben Globe-Preisträger Adrien Brody (als Holocaust-Überlebender in «The Brutalist») und Timothée Chalamet (als junger Bob Dylan in «A Complete Unknown») gute Karten. Zu den Regie-Favoriten zählt US-Regisseur Sean Baker mit seiner temporeichen Tragikomödie «Anora» um eine selbstbewusste Sexarbeiterin (Mikey Madison), die sich in einen russischen Oligarchen-Sohn verliebt.
Stars und Glamour bei der Gala
Die Oscar-Verleiher stimmen mit grossen Namen auf die Show ein. Als Presenter und Helfer sollen unter anderem Selena Gomez, Lily-Rose Depp, Oprah Winfrey, Halle Berry, Penélope Cruz, Scarlett Johansson und Willem Dafoe auf der Bühne stehen. Ebenfalls als Trophäen-Verteiler dabei sind die Gewinner der Oscars als beste Haupt- und Nebendarsteller von 2024 - Emma Stone, Cillian Murphy, Robert Downey Jr. und Da'Vine Joy Randolph.
Was soll diesmal anders sein?
Die verheerenden Flächenbrände im Januar haben der Filmmetropole stark zugesetzt. Bei der Grammy-Verleihung Anfang Februar erinnerten Künstler an die Opfer, es wurde zu Spenden aufgerufen. Auch die Oscar-Show solle dafür genutzt werden, die Film-Community zu unterstützen und den Feuerwehrleuten und Helfern Tribut zu zollen, teilte die Academy mit. Sie wollten Los Angeles als «die Stadt der Träume» würdigen und ihre Schönheit und Resilienz herausstellen. Wie genau, das bleibt wohl bis zum 2. März unter Verschluss.
Mit einer Tradition wollen die Veranstalter diesmal brechen. Es wird keine Live-Darbietungen der nominierten Songs geben. Stattdessen sollten die Songschreiber durch «persönliche Reflexionen» ihre Geschichten und Inspirationen teilen, hiess es vorab. Eine Oscar-Show ohne Song-Nummern? Man darf gespannt sein. (sda/nil)