Röbi Koller, am Samstag moderieren Sie die Sendung «Happy Day» zum letzten Mal live und beenden gleichzeitig Ihre Karriere bei SRF. Wie fühlen Sie sich?
Jetzt noch gut. Aber der grosse Tag rückt näher. Und ich stelle mir Fragen: Mein Team bereitet Überraschungen für mich vor. Das macht mich ein bisschen kribbelig.
Haben Sie für Ihren letzten Einsatz etwas Spezielles geplant?
Die Sendung wird eine Mischung aus Überraschungen für Menschen sein, von denen wir glauben, dass sie sie verdient haben, und Elementen, die meinen Abschied von «Happy Day» – und von SRF – im Fokus haben.
18 Jahre lang haben Sie bei «Happy Day» Wünsche erfüllt. Wenn Ihnen die Sendung einen Wunsch erfüllen könnte, welcher wäre das?
Ich hatte so ein erfülltes Leben, dass ich im Moment keine materiellen Wünsche habe. Aber man soll das Träumen nie aufgeben, heisst es. Es ist genau so wichtig wie die Fähigkeit, staunen zu können.
«Dass in Zeiten von Hate Speech und Cancel Culture so viele Menschen zu uns halten, beweist, dass wir eine wichtige gesellschaftliche Funktion ausüben»
Welcher von den unzähligen Herzenswünschen, die Sie begleitet haben, bleibt Ihnen besonders in Erinnerung?
Adoptionsgeschichten waren immer sehr intensiv. Weil wir mit den Leuten, die wir überraschten, meist nach Übersee reisten und deshalb mehrere Tage zusammen waren. Und weil ein Wiedersehen mit der leiblichen Mutter oder dem leiblichen Vater nach vielen Jahren sehr emotional ist.
Sie verlassen SRF an einem Zeitpunkt, an dem diskutiert wird, ob Unterhaltung zum Service public gehört. Was hat eine Sendung wie «Happy Day» für den Service public zu bieten?
«Happy Day» steht für Werte wie Ehrlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft, Respekt, Zuverlässigkeit, Nächstenliebe oder Dankbarkeit. Dass in Zeiten von Hate Speech und Cancel Culture so viele Menschen zu uns halten, beweist, dass sie sich bei uns aufgehoben fühlen und wir damit eine wichtige gesellschaftliche Funktion ausüben. Zudem: Unterhaltung gehört zum Leben genau so wie Information, Sport und Kultur. Keine Frage, dass sie beim Service public nicht fehlen darf.
Hat sich die Sendung seit den Anfängen vor 18 Jahren verändert?
Die Sendung hat sich wenig verändert. Die Rubriken sind mehr oder weniger dieselben geblieben. Aber wir sind in unserer Arbeit selbstbewusster und fokussierter als in den Anfängen. Das gilt für mein Team wie auch für mich als Moderator.
«Ich habe schon mehr als einmal einen Job gekündigt, ohne ein Nachfolgeprojekt auf sicher zu haben»
Nik Hartmann wird ab Oktober die Sendung zusammen mit Ihrer Co-Moderatorin Kiki Maeder präsentieren. Welchen Tipp haben Sie für ihn?
Ich gebe Nik keine Tipps, weil er ein Profi ist, der viele Jahre lang erfolgreich verschiedene Formate moderiert hat. Die Kunst wird sein, dass er «Happy Day» zu seiner Sendung macht und das Publikum ihn akzeptiert. Das braucht eventuell ein bisschen Zeit.
Im SonntagsBlick sagten Sie zu Ihrer Pensionierung: «Man muss lernen loszulassen – zurück in die Bedeutungslosigkeit und Tschüss.» Wie leicht fällt Ihnen das Loslassen?
Das werde ich dann sehen, wenn es so weit ist. Aber immerhin habe ich schon mehr als einmal einen Job gekündigt, ohne ein Nachfolgeprojekt auf sicher zu haben. Das hat mich gelehrt, dass man loslassen und Neues wagen muss. Dann öffnen sich plötzlich neue Türen.
Was sind Ihre Pläne für danach? Ist Fernsehen für Sie noch ein Thema?
Vorerst werde ich mich vom TV verabschieden. Eine ähnlich grosse Show wie «Happy Day» wird es mit mir nicht mehr geben. Aber wer weiss, wenn plötzlich eine Idee für ein kleines, für mich passendes Format auftaucht, dann werde ich mir diese sicher anschauen. Was meine aktuellen Pläne angeht, ziehe ich Projekte weiter, die ich schon vorher hatte: Dylan Talks, Interviews für das Seniorenmagazin Active&Live und Reisebegleitungen. Und meinen Einsatz als Botschafter für die Entwicklungsorganisation Comundo.