Sie haben im Alleingang in Österreich eine Telefongesellschaft aufgebaut. Wie ist dies als One-Man-Show möglich?
Auch Orange war einmal eine One-Man-Show. Alle diese Firmen mit Ausnahme der geschützten Werkstätte namens Swisscom und andere x-Monopolisten waren einst Start-ups. Einige waren als Start-ups von Grosskonzernen gegründet worden, andere von einzelnen Unternehmern. Orange zum Beispiel wurde von Li Ka-shing in Hongkong auf die Beine gestellt. Was mich betrifft: Ich habe zunächst zwei Leute eingestellt, eine Verantwortliche für die Finanzen und einen Netzwerk-Techniker. Dann haben wir einen Antrag auf eine Konzession gestellt. Wir haben diese Genehmigung bekommen und uns anschliessend am Switch des nationalen Netzwerkanbieters (also der Monopolist zu dem Zeitpunkt) Telekom Austria dank der so gennanten Interconnection-Verodnung angehängt. Wir haben unseren Kunden einen wesentlich günstigeren Minutenpreis angeboten.
Wie können Sie billiger sein als Telekom Austria, wenn Sie von diesem nationalen Anbieter abhängig sind?
Ich bin nur abhängig, was die Verbindung betrifft. Das heisst: Wenn jemand zuhause sein Telefon abnimmt und meine Vorwahl anruft, bin ich nur für diese Strecke von Telekom Austria abhängig. Dank der Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte in Europa im Jahr 1998 bestimmte die Regulationsbehörde ähnlich dem Bakom bei uns in der Schweiz , welchen Preis Telekom Austria von mir verlangen konnte, um die Kunden zu mir zu führen. Dies erlaubte uns, den Preis tief zu halten. Ich konnte zum Beispiel den Transport einer Minute von Österreich in die USA für 5 oder 10 Rappen kaufen, also zu einem Fünftel des Preises der Telekom Austria. Den Unterschied zwischen dem überhöhten Preis des nationalen Netzwerkbetreibers und meinen eigenen Kosten konnte ich so mit dem Kunden teilen. Und das generierte dann auch Wachstum. Damit die Qualität stimmt, mussten wir jedoch in teure Vermittlungssysteme investieren. Deshalb suchten wir uns einen amerikanischen Partner. Es war die RSLCom-Gruppe.
Mit diesem Unternehmen gingen Sie dann an die Börse?
Unsere Muttergesellschaft ging zur Zeit des Hypes an die Börse. Wir hatten zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Bewertung von weit über einer Milliarde Dollar. Wir tätigten weitere Akquisitionen. Später gründete ich den Internet-Provider surfEU, einen der ersten Free ISP in Europa. Und wir gingen ein Joint Venture mit Media-Markt in Österreich, Deutschland und der Schweiz ein, mit dem Ziel, Internet jedem sehr günstig anzubieten. Normalerweise bezahlte man damals eine Grundgebühr. SurfEU jedoch erhob nur Gebühren, wenn der Benützer tatsächlich im Web surfte. Zeitweise gewannen wir monatlich 150000 Neukunden. Zu einer Zeit, da etwa Bluewin über 100 Millionen Franken ausgab, um 300000 Neukunden zu gewinnen, haben wir insgesamt 20 Millionen ausgegeben, um weit über eine Million Nutzer zu bedienen. Als wir die Firma im Jahr 2001 verkauften, hatten wir 1,5 Millionen Teilnehmer hauptsächlich in Österreich, Deutschland und Finnland.
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