Man spricht vom Ausverkauf der Schweiz. Russen und Österreicher beteiligen sich namhaft an Schweizer Traditionsunternehmen wie OC Oerlikon, Saurer, Ascom, Sulzer. Was passiert da?
Die Eigentumsfrage ist für einen Industriestandort nicht die einzige Frage und sicher auch nicht die zentrale Problematik. Für die Schweiz ist wichtig, dass wir ein innovatives Umfeld fördern. Und dass wir für alle Mitarbeiter im Bereich Dienstleistungen und Industrie Chancen bewahren, angesichts der weltweit rasanten Entwicklung. Das ist nur mit Innovationskraft und Qualität möglich.
Ist das also positiv, dass ein solcher Innovationsrutsch stattfindet?
Es wird häufig gesagt, die Schweiz sei nicht innovativ genug. Ich bin nicht sicher, ob das stimmt. Denn der Begriff Innovation wird zu eng fokussiert auf Technik und Naturwissenschaften. Innovation hat auch zu tun mit der Frage, wie man etwas vermarktet. Bill Gates ist nicht deswegen innovativ, weil er ein gutes Betriebssystem hätte. Das ist ja meistens schon veraltet, wenn es auf den Markt kommt. Er vermarktet es aber geschickt. Gute Vertriebssysteme sind eben auch entscheidend. Die Schweiz ist sehr innovativ, wenn es darum geht, mit schlanken Strukturen, mit einfachen Mitteln erfolgreich zu sein. Da läuft einiges. Ein Aspekt macht mir allerdings Sorgen: Es gibt viel zu wenig Studierende in den Bereichen Technik und Naturwissenschaften. Sind auf diesen Gebieten zu wenig Leute tätig, fehlt die Basis für Innovation.
Bedauern Sie es nicht, dass Russen und Österreicher uns vormachen, wie man einen Schweizer Industriebetrieb allenfalls voranbringen kann?
Das sehe ich nicht so. Betriebe werden doch in der Regel vom Management geführt, also vom CEO und dem Verwaltungsrat. Wenn ich da an Saurer denke, muss man sich daran erinnern, dass diese Firma vor nicht allzu langer Zeit fast konkursreif war. Anschliessend wurde sie Weltmarktleader im Textilmaschinen- und Getriebebereich. Deshalb würde ich klar unterscheiden zwischen Eigentümerpolitik und der Führung von Unternehmen. Eine andere Frage ist natürlich, ob CEOs oder VR-Präsidenten wegen persönlichen Befindlichkeiten hemmend bei Zusammenschlüssen wirken. Im Falle Saurer stiegen ja die Neuen ein, weil es gut geführte und erfolgreiche Aktivitäten sind. Zweifel sind also weniger bezüglich der Managementleistung als mit Blick auf deren Anerkennung sowie die Bereitschaft der Eigentümer zum Ausbau der Aktivitäten angebracht.
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