Herr Bindella, der Bundesrat hat den Lockdown zum zweiten Mal eingeführt. Was bedeutet das für Sie als Unternehmer?
Rudi Bindella jun.: Wir sind traurig, weil wir davon ausgegangen sind, dass wir Ende Januar unsere Restaurants wieder öffnen können. Darauf haben sich die Mitarbeitenden und die Gäste gefreut.
Haben Sie ernsthaft daran geglaubt?
Bindella jun.: Der Bundesrat hat das so kommuniziert, und deshalb sind wir auch davon ausgegangen. Klar haben wir auch immer mehr von diesem mutierten Virus gehört, und wir spürten, dass es schwieriger werden könnte, da auch der Bundesrat je länger, je unsicherer wurde. Dementsprechend war es ein schleichender Prozess. Nichtsdestotrotz: Die Enttäuschung ist gross, da die Gastronomie unsere Leidenschaft ist. Wir wollen die Restaurants offen halten.
Der Bundesrat sprach von einer Entschädigung für die Gastronomie. Was heisst das für die Bindella-Gruppe konkret?
Bindella jun.: Das ist schwierig zu sagen, wir stecken momentan noch mitten in der Analyse und den Abklärungen mit den entsprechenden Stellen. Die Details sind noch nicht ausgearbeitet. In einem nächsten Schritt müssen die Kantone entsprechende Richtlinien ausarbeiten, aber dies wird wohl noch einige Zeit dauern. Es tönt zunächst einmal gut und grosszügig, wie es dann aber im Detail aussieht, wird sich zeigen.
Aber das Geld wird noch nicht so schnell fliessen?
Bindella jun.: Das tut mir vor allem für die kleinen Betriebe leid. Viele benötigen dringend Geld. Sie sind verzweifelt und öffnen ihr Restaurant, obwohl sie es gar nicht dürften. Für uns wäre das nie infrage gekommen. Aber ich kann einen gewissen Unmut der Gastronominnen und Gastronomen verstehen.
Wie gross ist der Schaden bei der Bindella-Gruppe, wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken?
Bindella sen.: Wir haben den Vorteil, dass unser Tisch auf mehreren Beinen steht und das Risiko verteilt ist. Wir haben seit dem ersten Lockdown etwa 50 Millionen Franken weniger Umsatz gemacht als bei normalem Geschäftsgang. Das trifft uns hart. Wir werden 2020 einen Verlust von 7 bis 10 Millionen Franken erleiden. Wir haben knapp keinen Mittelabfluss, können jedoch nicht abschreiben und kommen insgesamt mit einem blauen Auge davon.