05.12.2011

BLUM ROGER/Dezember 2011

Roger Blum ist einer der bekanntesten Medienkritiker der Schweiz. Während zwanzig Jahren lehrte er als Professor an der Universität Bern, vorher war er in der Geschäftsleitung des Tages-Anzeigers. Heute wohnt er in Köln, liest die Zeitungen auf dem iPad und macht sich seine Gedanken über den Onlinestreit.

Herr Blum, Sie leben jetzt in Köln. Ein bisschen salopp gefragt: Sind Sie vor der hiesigen Medienwelt geflüchtet?

Überhaupt nicht. Meine Frau ist im Herbst 2009 auf eine Professur für Journalistik in Köln berufen worden, und ich lebe dort, wo sie ist. Das passt auch deshalb, weil ich an der Universität Bern Anfang 2010 emeritiert wurde.

Hat sich Ihr Bild der Schweizer Medien verändert, seit Sie im Ausland leben?

Deutschland ist der Schweiz geografisch und kulturell relativ nah. Deswegen betrachte ich die Schweizer Medienszene nicht wie von einem anderen Planeten aus. Aber es gibt Unterschiede: Die deutschen Medien legen ihren Fokus auf ganz andere Probleme als die schweizerischen oder beurteilen die gleichen Probleme oft etwas anders.

Beispielsweise?

Die ganze Eurokrise wird in Deutschland aus einer Innensicht heraus kommentiert, während die Schweizer Medien das Debakel vom Balkon aus betrachten. Die Frage über die Funktionsfähigkeit der eigenen Regierung ist in Deutschland ein Dauerthema, in der Schweiz fokussiert sich deren Zukunft auf einen einzigen Tag, an welchem der Bundesrat neu gewählt wird.


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