17.04.2009

BOSSHART DAVID, GDI-Chef/April 2009

Entwicklungen: Trendforscher haben Hochkonjunktur. Auch GDI-Chef David Bosshart kann sich momentan über mangelnde Arbeit nicht beklagen. An der GfM-Markteting-Trend-Tagung vom 6. Mai 2009 im Zürcher Kongresshaus referiert der promovierte Philosoph über neue Entwicklungen in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten.

Herr Bosshart, was ist eigentlich ein Zukunftsforscher?

Keine Ahnung. Das sind Zuschreibungen, mit denen es sich leben lässt. Ich verstehe mich als Teil einer unabhängigen Denkfabrik. Das heisst, wir erforschen Themen, die wir als wirtschaftlich und gesellschaftlich relevant für die kommenden Jahre erachten. Das Schlimmste ist heute die Korruption des Geistes, also lediglich dem Auftraggeber nach dem Mund reden zu müssen.

Machen das andere Denkfabriken, wie beispielsweise diejenigen an den Universitäten?

Es kommt leider öfters vor, dass heute an Universitäten und Business Schools sogenannte Gefälligkeitswissenschafter Gutachten schreiben, um den Mächtigen in die Hand zu spielen und damit Geld zu machen. Statt das System zu beschreiben, werden sie Teil davon. Wenn ich heute die Harvard University besuche, weiss ich nicht, ob ich mich in einer Investmentbank befinde oder an einer Universität. Es gibt mittlerweile viele Pseudomärkte, die man bewirtschaften kann.

Was verstehen Sie unter “Pseudomärkten”?

Zum Beispiel Schulen. Das Vorurteil hält sich hartnäckig, man könne sie ausschliesslich nach marktwirtschaftlichen Kriterien führen. Das ist – wie man mittlerweile wissen dürfte – ein naiver Denkansatz, der auf kategorialen Denkfehlern beruht. Märkte funktionieren immer nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen.


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