08.06.2000

COLLIOUD FREDY, Publicis/März 1998

Nach der Übernahme von Aebi, Strebel muss Publicis-Chef Fredy Collioud neue Management-Strukturen aufbauen. Collioud gibt Auskunft über Organisation und Wachstumsziele, über die Rolle von Publicis-Präsident Markus Kündig und darüber, warum er nie eine Agentur selbst besitzen will. Interview: Oliver Prange

Ist es ein Zufall, dass Optimedia zur gleichen Zeit das Feld räumt, da Aebi, Strebel an die Theaterstrasse zieht?

"Ich habe mir seit zehn Jahren vorgestellt, hier am Bellevue ein Kommunikationshaus zu errichten. Optimedia zieht jetzt kurzfristig ins Seefeld-Quartier, doch schon 1999 läuft hier ein Vertrag mit einem Untermieter aus, und Optimedia kann wieder zurückkommen. Aber Optimedia entschloss sich wegzuziehen, als noch keinesfalls sicher war, ob der Zusammenschluss mit Aebi, Strebel klappt.”

Also zieht Aebi, Strebel in die ehemaligen Räume von Optimedia?

"Nein, die Mitarbeiter der Agenturen werden vermischt, die Kreativen ziehen zu unseren Kreativen, desgleichen die Berater. Derzeit laufen die Infrastruktur-Vorbereitungen. Es ist unglaublich, wie hoch die Investitionen in die EDV und die Vernetzung geworden sind. Früher benötigte eine Agentur gerade mal einige Kugelkopf-Schreibmaschinen, heute betragen unsere Informatik-Ausgaben gegen eine Million Franken. Im März wird Aebi, Strebel in ein komplett vernetztes Kommunikationshaus einziehen können.”

Mit der Übernahme macht Publicis in der Grösse einen Sprung nach vorne. Eine Alternative wäre gewesen, aus eigener Kraft zu wachsen. Ich habe den Eindruck, dass Publicis in den letzten Jahren nicht mehr markant gewachsen ist.

"Wir haben unseren Umsatz in den letzten zehn Jahren um 271 Prozent gesteigert. Wir wurden im Ranking nur überholt, wenn andere fusionierten, zum Beispiel Seiler und/ oder Euro RSCG. Wir budgetieren mit der fusionierten Agentur für 1998 rund 23 Millionen Franken. Wir hätten dieses Wachstum auch aus innerer Kraft geschafft, vielleicht ein oder zwei Jahre später. Nicht das Wachstum stand im Zentrum der Diskussion, sondern die Management-Struktur und das Kreativ-Potential.”


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