15.11.2004

DÖPFNER MATHIAS, Axel-Springer-Verlag/November 2004

Kulturwandel: Wie führt man den grössten Verlag Europas? Seit über zwei Jahren ist der studierte Musikwissenschafter Mathias Döpfner Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Verlags. Unter seiner Führung hat dieser einen starken Kulturwandel durchgemacht. Gegenüber “persönlich” erklärt der 41-Jährige seine Strategien, seine Vorbehalte gegenüber Tabloid und wie Roger Köppel die Welt retten soll. Interview: Oliver Prange, Matthias Ackeret Fotos: Marc Wetli

Herr Döpfner. Unter Ihrer Führung hat die Axel Springer AG einen starken Kulturwandel durchgemacht. Wie haben Sie diesen bewirkt?

“Es stimmt schon: Wir sind offener, kreativer und renditeorientierter geworden. Zu diesem Kulturwandel haben drei Faktoren beigetragen. Erstens: die Krise des Marktes. Wir befinden uns in der grössten Medienbaisse seit sechzig Jahren. Zweitens: die Krise des Unternehmens. Alarmierend war, dass wir im Jahr 2000, dem Boomjahr schlechthin, eine Umsatzrendite von nur 3,4 Prozent erzielten. Dies hat mich fast mehr erschreckt als der 200-Millionen-Verlust im darauf folgenden Jahr, weil es auf eindrückliche Weise zeigte, dass etwas bei Axel Springer nicht stimmte. Drittens wurde das Haus durch die Auseinandersetzungen mit der Kirch-Gruppe und deren spätere Insolvenz strapaziert. Diese drei Faktoren haben unseren Verlag auch emotional mächtig durchgeschüttelt. Doch wir haben die Chance, die in jeder Krise steckt, genutzt und unser Unternehmen neu ausgerichtet. Durch das gemeinsame Bewältigen der Krise wurde das Zusammengehörigkeitsgefühl noch mehr gestärkt, und Eigenschaften wie Kreativität, Unternehmertum, Integrität und Offenheit haben die Voraussetzungen geschaffen, um zum echten Innovationsführer zu werden. Gegen den allgemeinen Branchentrend haben wir in den letzten zwei Jahren 24 neue Zeitungen, Zeitschriften und Online-Unternehmen gegründet. Die Unternehmenskultur zeigt sich auch bei der Rendite. Ich bin überzeugt, dass die Profitabilität eines Unternehmens immer mit Personen und deren Motivation zusammenhängt.”

Sie waren bei Ihrem Amtsantritt 38 Jahre jung. Wie haben Sie diese Herausforderung erlebt?

(Lacht.) “Mittlerweile freut man sich ja schon, wenn man noch auf seine Jugendlichkeit angesprochen wird. Es ist ein interessantes Phänomen: Rückblickend gesehen ist alles viel schwieriger zu erklären als in der Zeit, in der wir entscheiden und handeln mussten. In einer Extremsituation entwickelt man den sportlichen Ehrgeiz und die Kraft eines Marathonläufers, der sein Ziel erreichen will.”

Sie haben den Marathon erwähnt. Wann kam der Hammermann?

“Der Hammermann?”


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