23.03.2006

FELDMANN LISA, Chefredaktorin Annabelle/April 2006

Miss Annabelle: Nur wenige kennen das Wesen des Mannes besser als Lisa Feldmann. Seit zwei Jahren ist die gebürtige Norddeutsche Chefredaktorin der Annabelle. Zuvor sammelte sie Erfahrungen bei anderen Frauenzeitschriften wie Elle und Cosmopolitan, wo sie sich mit Verleger Jürg Marquard regelmässig über die richtige Ausrichtung der Zeitschrift stritt. Trotz ihres Engagements für weibliche Anliegen verspürt Lisa Feldmann aber keine Lust, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu interviewen.

Frau Feldmann, Sie haben sich während Ihres ganzen Lebens mit Männern beschäftigt – publizistisch jedenfalls. Inwiefern hat sich Ihr Männerbild in den letzten Jahren geändert?

“Seit bald 20 Jahren arbeite ich nun für Frauenzeitschriften wie Elle, Cosmopolitan oder Annabelle und diskutiere in gut bezahlten Runden das Verhältnis von Mann und Frau. In dieser Zeit ist sehr viel passiert: Seit die Frauen in die Männerbastionen einbrechen, beginnen diese – momentan zwar noch sehr zaghaft – auch gewisse Frauenanliegen zu adaptieren. Ich denke dabei an Schlagworte wie Work-Live-Balance oder Lebensqualität. In einem Interview hat Talkmaster Reinhold Beckmann neulich beklagt, dass er wegen seiner Karriere die Entwicklung seiner Kinder verpasst habe. Das ist die wesentlichste Veränderung: Männer, die heute Väter werden, strukturieren ihr Leben ganz anders. Diese Entwicklung beobachte ich auch bei uns im Verlag.”

Sind die Männer sanfter geworden?

“Möglicherweise ist durch den Einfluss der Frauen der allgemeine Umgangston smarter geworden. Viele Männer haben registriert, dass es neben dem reinen Macho-Gehabe auch noch andere Möglichkeiten gibt, um ein Ziel zu erreichen. So beweisen Frauen, dass man neben dem Schuheputzen auch noch die Hausaufgaben der Kinder kontrollieren, ein Telefonat erledigen oder einen Businessplan erstellen kann. Solche Erkenntnisse prägen auch das männliche Verhalten.”

Als Annabelle-Chefin gelten Sie als Seismograf solcher Entwicklungen. Wie nehmen Sie die Veränderungen im geschlechterspezifischen Kampf wahr?

“Das ist Berufsinstinkt, andererseits widerspiegelt es auch die Neugierde, die ich seit meiner Jugend zwischenmenschlichen Fragen entgegenbringe. Neben Literatur habe ich noch Psychologie studiert und mich zur Therapeutin ausbilden lassen. In den Achtzigerjahren war das ein riesiges Thema. Jeder wollte sich therapieren lassen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Obwohl sich das ein wenig geändert hat, ist mein Interesse für zwischenmenschliche Fragen geblieben.”


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