In Deutschland gibt es derzeit ein grosses Politthema, die schwarzen Kassen der CDU. Wie beurteilen Sie die Reaktion der Medien, Stichwort Don Kohleone?
"Die Reaktionen sind einheitlich und auch professionell. Man muss sagen, dass auch Zeitungen, die in ihrer inhaltlichen Grundlinie der CDU nahestehen, nicht versuchen, die Skandale unter den Tisch zu kehren. Das gilt zum Beispiel für die Frankfurter Allgemeine, die eine konservative Zeitung ist.
Die Medien können für diese gute Story auch dankbar sein, sie erhöht die Auflagen.
"Klar, das kommt dazu. Der Chefredaktor der Süddeutschen Zeitung war intelligent genug, einen der besten Rechercheure, Hans Leyendecker, vom Spiegel abzuwerben. Es gibt auch einen Konkurrenzkampf zwischen Focus, Spiegel, Stern, Süddeutsche Zeitung und der Woche, die versuchen, sich gegenseitig die neusten Enthüllungen abzujagen. Das ist für die Politiker nicht unbedingt angenehm, aber es ist nicht die Aufgabe der Presse, angenehm zu sein. Insofern ist die Schelte der Presse, der man vorwirft, Scharfrichter zu spielen, unberechtigt.
Sie würden die Presse nicht kritisieren, weil sie die Story in all ihren Facetten ausschlachtet, und zwar nicht in erster Linie wegen der Wahrheitsfindung, sondern weil sie die Auflage steigert?
"Man kann durchaus der Meinung sein, dass die Presse weniger gut verkäufliche Themen wegdrängt und sich auf gut verkäufliche einschiesst und dadurch einseitig wird.
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