Herr Gurtner, herzliche Gratulation zum diesjährigen GfM-Marketingpreis! Wenn man Ihre Wand betrachtet, sieht man, dass Sie schon einige Auszeichnungen gewonnen haben. Was bedeutet Ihnen diese?
Sehr viel. Jede Auszeichnung ist für mich ein Signal, dass unsere Arbeit geschätzt wird, aber auch dass unsere Mannschaft und unsere Stossrichtung stimmen. Es ist klar, dass man ein solches Projekt nicht allein durchziehen kann. Im Tourismus ist eine solche Fokussierung, wie wir sie zu erreichen versuchen, nicht ganz einfach.
Wie viele Leute beschäftigen Sie in der Weissen Arena?
Im Winter sind es bis zu 1000, im Sommer 350 bis 400. Gross geworden sind wir nur mit dem Wintergeschäft.
Die Weisse Arena wurde dreimal hintereinander als beste Skidestination der Schweiz ausgezeichnet. Was machen Sie besser als Ihre Mitbewerber, die auch nicht so schlecht sind?
Das stimmt. Vielleicht habe ich – historisch bedingt – das Winterfeeling mehr im Blut. Bevor ich mein Studium an der HSG in St. Gallen aufnahm, studierte ich in Kalifornien. Dies war Mitte der Siebzigerjahre – eine wilde und kreative Zeit. Damals kam gerade die Surf- und Skateboard-Bewegung auf. Was mir damals gefiel, war dieses Lebensgefühl, das Kalifornien verkörperte. Der dortige Lifestyle war überhaupt nicht mit demjenigen vergleichbar, den ich von Flims her kannte.
Inwiefern?
Die Kalifornier waren ganz und gar nicht aggressiv – im Gegensatz zu uns Berglern. Da gab es fast nach jedem Waldfest eine Schlägerei wegen einer Oberländer Brünette. Wir pflegten eine Art Fussballermentalität, die häufig aus Trinken und Hoppahoppa bestand. Die Surfergeneration war da anders: Bei ihr standen nicht Wettbewerb und Wettkampf im Vordergrund, sondern das Easygoing. Das prägte mich grundlegend. Bei uns heisst es immer: «Ja, aber ...» Die Kalifornier sagen hingegen: «Why not?» Das ist ein grundlegender Unterschied. In den USA ist es normal, dass jeder erfolgreiche Geschäftsmann eine bis zwei Firmen in den Sand gesetzt hat. In der Schweiz ist dies undenkbar.
Aber Sie haben keine Firma in den Sand gesetzt?
(Lacht.) Gottlob, nein. Das könnte ich mir auch nicht leisten. Aber es ist doch eine Tatsache, dass Schweizer und Deutsche zuerst die Probleme sehen und nicht die Lösung. Die Schweiz ist genossenschaftlich organisiert, man kann über alles entscheiden. Das hat den Nachteil, dass dadurch radikale Lösungen verhindert werden. Doch eine gewisse Radikalität benötigt man, um innovativ zu bleiben.
Inwiefern haben Surfen und Skateboarden etwas mit dem Wintersport zu tun?
Kalifornien hat mir die Augen geöffnet für die neuen Sportbedürfnisse. Bei den Olympischen Spielen von 1948 in St. Moritz gab es nur 22 Wettbewerbe in 4 Sportarten. Interessant ist doch aber, dass es bis 1975 während hundert Jahren keine Neuerfindungen im Sport mehr gab. Seither sind aber 70 bis 80 neue dazugekommen. So sind in den Siebzigerjahren in Kalifornien neue Sportarten wie Skateboarden, Mountainbiken, Snowboarden oder Skygliden erfunden worden. Mittlerweile gibt es bei den Olympischen Spielen mehr neue Sportarten als alte. Diese Erkenntnis versuchte ich auch bei der Ausgestaltung der Weissen Arena umzusetzen, indem ich auf die Bedürfnisse der neuen Sportgeneration Rücksicht nahm.
Sie waren an der Universität, als Ihr Vater überraschend verstarb und Sie das Skigebiet übernehmen mussten ...
Mein Vater hat das ganze Skigebiet in den Sechzigerjahren gegründet. Er war Metzger und Gemeindepräsident von Flims. Daneben war er ein begnadeter Skifahrer. Seine historische Leistung waren der Aufbau des Skigebietes Laax und die Einleitung des Zusammenschlusses des Skigebietes mit Flims. Anfänglich opponierten die Hoteliers in Flims dagegen, weil sie nicht über den Tellerrand blickten und eine Vergrösserung des Skigebietes als überflüssig erachteten. Doch mein Vater setzte sich durch.
Wie war Ihre Jugend mit diesem charismatischen Vater?
Ich habe sehr viel von meinem Vater gelernt, obwohl es mir damals gar nicht richtig bewusst war. Mein Vater war streng und zielgerichtet. In den Sommerferien mussten wir mit den Eltern im Alpenraum Skigebiete besuchen, weswegen wir nach den Ferien als Einzige käsebleich zurückkamen. Als Kinder wären wir viel lieber wie die anderen ans Meer gefahren. Aber es ist doch so: Wenn man als Jugendlicher lernt, Piano zu spielen, lernt man es richtig. Je älter man wird, desto schwieriger wird es. Deswegen habe ich mein Business auch im Blut. Eine wichtige Erkenntnis ist für mich, dass man sich aber nicht immer nur auf sein Bauchgefühl verlassen kann, sondern jeden Schritt ganz genau überdenken muss.
Ihr Vater hatte den neckischen Übernamen Idi Alpin. Störte Sie das?
Nein, nicht wirklich, da der Name damals durch Charly Bieler, Journalist beim Tages-Anzeiger, in einer Story über ihn kreiert wurde, doch durchgesetzt hat sich dieser Übername nie, ausser bei einigen Journalisten, die die Geschichte weiter kolportierten.
Sie haben keinen Übernamen?
(Lacht.) Nicht, dass ich wüsste.
Aber nochmals, was ist Ihr Erfolgsrezept?
Man muss sich in der Wirtschaft auf das fokussieren, was man wirklich kann. Nur das garantiert langfristigen Erfolg. Dieses Prinzip setzt die Ems-Chemie mit grossem Erfolg um. Ich bin immer noch Verwaltungsratspräsident unseres ehemaligen elterlichen Metzgereibetriebes, den heute mein Bruder Walter operativ führt. Wir mussten auch den Wandel von einem regionalen Betrieb, der das ganze Spektrum abdeckte, zu einem spezialisierten Unternehmen vornehmen. Das war unerlässlich. Irgendwann haben wir erkannt, dass die Italiener den besseren Salami machen als wir – und selbst wenn dies nicht der Fall wäre, entspräche dies der Wahrnehmung der Konsumenten. Also haben wir uns auf Bündnerfleisch spezialisiert. Das Gleiche gilt für die Weisse Arena. Wäre ich als Achtzehnjähriger nicht in Kalifornien gewesen, hätte sich Laax vermutlich ganz anders entwickelt. Aber an der amerikanischen Westküste habe ich erkannt, welchen Stellenwert das Snowboarden hat. Wer etwas lernen will, hat zwei Möglichkeiten: Er geht zu den Mitbewerbern und versucht anschliessend, alles besser zu machen – mit dem Resultat, dass er Durchschnitt bleibt. Eine Kopie vom Besten bleibt immer eine Kopie. Jack Welch sagte einmal, wenn man nicht die Nummer eins oder zwei in seinem Business werden könne, müsse man dieses verlassen. Diese Erkenntnis war für mich die Aufforderung, die zweite Möglichkeit zu wählen, nämlich ein neues Betätigungsfeld zu suchen, in dem wir die Nummer eins sind. Ich bin lieber in einem Nischenprodukt Weltmarktführer als in einem Segment, in dem sich die ganze Konkurrenz tummelt.
Aber war Ihnen, als Sie die Nachfolge Ihres Vaters antraten, klar, dass Sie mit Flims/Laax diesen Weg beschreiten würden?
Eigentlich hätte ich mir damals auch vorstellen können, Wirtschaftsanwalt zu werden. Durch den Hirnschlag meines Vaters änderte sich die Situation aber grundlegend. Es gab für mich gar keine andere Möglichkeit, als nach Flims zurückzukehren. Es stellte sich für mich nur die Frage, ob ich die Metzgerei und die Bergbahnen verkaufen oder ob ich sie weiterführen solle. Ich war damals 25-jährig. Meine Treuhänderin riet mir, den Fleischwarenbetrieb zu verkaufen. Doch ich habe mich anders entschieden und die Bergbahnbeteiligung verpfändet, um die Sanierung der Metzgerei zu finanzieren. Das ist uns gelungen. 1996 habe ich die Bergbahnen von Flims und Laax fusioniert. Der cleverste Coup meines Vaters war es, dass er bereits in den Siebzigerjahren einen gemeindeübergreifenden Masterplan für das ganze Skigebiet erststellen liess. Das war damals eine absolute Pioniertat. Früher baute man in der Schweiz und in Österreich einen Skilift nach dem anderen, ohne einen Plan zu haben. Doch er orientierte sich an den französischen Skigebieten, die alle auf dem Reissbrett entstanden sind. Schliesslich genehmigten die zehn beteiligten Gemeinden an der Urne den Plan. Im Gegenzug haben wir den Einheimischen vierzig bis fünfzig Prozent Ermässigung auf deren Skipässe zugesichert. Das Skigebiet umfasst rund hundert Quadratkilometer und entspricht der Fläche der Stadt Zürich. Flächenmässig zählt es zu den grössten Skigebieten der Welt. Als ich das Skigebiet von meinem Vater übernahm, betrugen die Investitionen rund 78 Millionen Franken, heute sind es über eine halbe Milliarde Franken.
Was gehört alles zu Ihrem Imperium?
Rund 47 Prozent der Logiernächte in Flims/Laax erzielen wir seit dem Bau des Rocksresort mit unseren eigenen Hotels im Winter. Wir versuchen, die ganze Wertschöpfungskette abzudecken. Das ist die Bedingung, wenn man international erfolgreich sein will. Wir passen – wie beispielsweise Las Vegas – die Übernachtungspreise auch den saisonalen Begebenheiten an.
Was heisst das?
Die Schweiz galt immer schon als teures Land, aber der Euro-Schock hat die Situation zusätzlich erschwert. So kostet ein Rinderfilet bei uns doppelt so viel wie im Vorarlbergischen oder im Deutschen, aber es schmeckt dort genau gleich gut. Dies gilt auch für die Tourismusdestinationen. Warum soll jemand langfristig in die Schweiz kommen, wenn er im Ausland dasselbe Angebot zwanzig bis dreissig Prozent billiger haben kann und – da müssen wir uns an der Nase nehmen – der Service gleich gut oder sogar noch besser ist? Dies kann man beim besten Willen nicht wegdiskutieren. Für uns bedeutet das: Wenn wir uns nicht verändern, müssen wir uns im Schweizer Bergtourismus auf eine Kapazitätsreduktion einstellen. Oder wir schaffen eine neue Value-Proposition, die man teuer verkaufen kann. Unser Vorteil ist, dass wir über die ganze Wertschöpfungskette vom Hotel bis zum Skilift verfügen. Damit können wir die Preise den wirtschaftlichen Realitäten anpassen und verdienen immer noch Geld. Die höchsten Kosten fallen immer für das Hotel und nicht für den Skipass an. Wir bieten unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Märkte. Man muss ganz klar sehen: Skifahren ist zu einer Luxusbeschäftigung geworden. Der Slogan Alles fährt Ski gilt schon lange nicht mehr, weil Skifahren für viele zu teuer ist. Das ist der Vorteil des Snowboardens: Es ist nach wie vor ein Lifestyle, bei dem die Community wichtiger ist als der Preis.
Nochmals zu Ihren Anfängen. Gab es im Dorf keine Widerstände, als Sie plötzlich auf die junge Klientel setzten?
Selbstverständlich. Im Dorf hiess es sofort, dass die jungen Kiffer nur eine geistige Unruhe und kein Geld ins Dorf bringen würden. Doch ich wusste aus Amerika, dass dies kein Argument ist. Ich sagte immer: Wenn er mit einer American Express Centurion Card bezahlen kann, dann haben zumindest seine Eltern das notwendige Geld. Die 68er-Revolution war eine politische Revolution, in den Neunzigerjahren fand eine Konsumrevolte statt. Es war mir klar, dass es sich bei den Snowboardern um eine gebildete Generation handelt, die auch einmal sehr kauffreudig wird. Hätte unsere Familie damals aber nicht die Mehrheit an den Bergbahnen besessen und wäre ich zum Beispiel Kurdirektor von Flims gewesen, hätte man mich wohl oder übel zum Teufel geschickt.
Das klingt sehr idyllisch. Gab es wirklich keine Probleme mit den Kiffern?
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass es mit den Kiffern keine Probleme gegeben hätte. Während beispielsweise in Saas-Fee die kiffende Jugend verhaftet wurde, haben wir Postkarten mit der Aufschrift Kiffen schadet eurem Backside Air verteilt. Das kam in der Szene und sogar bei den Eltern sehr gut an. Bei den ersten Snowboard-Contests in Laax wurde auch noch gekifft. Heute, da in dieser Sparte Spitzenleistungen erwartet werden, stärkt man sich eher mit Powerriegeln (lacht).
Sie messen sich heute nicht mehr mit den Schweizer Tourismusdestinationen, sondern mit ausländischen?
Seit der Einführung des Internets ist wirklich alles globalisierter geworden. Auch das Tourismusgeschäft. Wir eröffneten 1995 – also lange vor London – unser erstes Internetcafé. Sein Name: www.Café. Um die Leitungen zu finanzieren, musste man der damaligen PTT sehr viel Geld zahlen. Dieses konnten wir aber nicht von den Kids zurückverlangen, also haben wir ihnen den Internetzugang gratis angeboten. Aber dies gab uns die Glaubwürdigkeit, dass wir wirklich vorne mitmischten.
Für die Internetadresse laax.com fand ich zu jener Zeit keinen Provider in der Schweiz, sodass die erste Laax-Domain in New York gehostet wurde. Es ist klar, dass ich bei den hiesigen Hoteliers dafür anfänglich nur Unverständnis erntete. Das Gleiche war der Fall, als wir die Beschneiungsanlagen bauten – damals verlegten wir gleichzeitig über neunzig Kilometer Glasfaserkabel am Berg.
War dieser Aufwand notwendig?
Um die Jungen Mitte der Achtzigerjahre nach Laax zu locken, genügten nur ein paar coole Klamotten und Sprüche nicht. Dazu brauchte es die Schaffung eines neuen alpinen Lebensgefühls. Dies haben wir mit den entsprechenden Partys und der Musik auch zu vermitteln versucht. 1985 war die Snowboard-Bewegung bereits gross. Während man in vielen Skigebieten das Snowboarden noch verbieten wollte, setzten wir bewusst auf die neue Sportart. Wir bauten sehr früh eine Halfpipe – von Hand. Der bekannte Snowboarder José Fernandes kam zu uns, war begeistert und setzte den Laax-Virus frei. Später bauten wir das Riders Palace, wo die Snowboarder seither günstig übernachten können. Mittlerweile stehen wir bei den Freestylern im Alpenraum an der Spitze. Viele Nationalmannschaften trainierten vor den letzten Olympischen Spielen in Sotschi bei uns.
Was zeichnet denn ein gutes Skigebiet aus?
Ein Skigebiet ist heute ein Hygienefaktor. Mit einer guten Piste und modernen Anlagen mit Sitzheizung kann man sich von den Mitbewerbern nicht mehr abheben, diese sind längst zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Das Einzige, was zählt, ist das Erlebnis, das einem geboten wird. Das ist wie bei einem Konzert: Man geht heute nicht wegen der Bestuhlung ins Opernhaus, sondern wegen der musikalischen Leistung. Früher war es anders: Unseren Hoteliers war es egal, warum der Tourist in die Berge kam, weil er einfach kam. Aber um langfristig zu überleben, braucht man auch als Skigebiet ein bestimmtes Profil. In meiner Jugend gab es für die Unterländer, wollten sie Sonne tanken, nur ein Ziel: die Berge. Das hat sich geändert. Nach dem Ende der Siebzigerjahre sind die Flugtickets mindestens zehnmal billiger geworden, wodurch sich der Winterurlaub auch auf Destinationen mit Sonne und Meer ausserhalb Europas verlagert hat. Die Schweiz ist – abgesehen von der Grossregion Zürich, Basel und der Region um den Lac Leman herum – ein armes Land. Aber gleichzeitig ein schönes und solidarisches Land. Auch wenn es einige Bergler nicht gerne hören: Ohne die Milliarden, die vom Unterland hierhin geflossen sind, hätten wir die ganze Infrastruktur nicht aufbauen können. Deswegen suche ich auch immer nach neuen Optionen und Geschäftsfeldern. Mittlerweile habe ich die meisten Skigebiete auf der Welt gesehen, ich kann von ihnen nicht mehr viel lernen. Meine Devise lautet: Wenn ich mir meinen Markt schon zerstören lassen muss, mache ich es durch disruptive Innovation lieber selber.
Sie pflegen nun auch intensive Kontakte zu China.
Mit den Chinesen kam ich rein zufällig in Kontakt. Mein Cousin, der Metzger ist, hörte in Klosters, wie jemand erzählte, dass die Familie Lim aus Kuala Lumpur in China ein Skigebiet aufgebaut habe. Ich habe sogleich mit dieser Familie Kontakt aufgenommen und bin vor zwei Jahren über Singapur nach China geflogen, um deren Unternehmensgruppe und das Skigebiet anzuschauen. Obwohl noch nicht viel zu sehen war, ahnte ich, dass dies eine ganz grosse Sache wird. Anlässlich der Medienkonferenz zur Unterzeichnung der Kooperation hat Chee Wah Lim die Vision Olympia präsentiert, nämlich dass – welcher Zufall – auf dem gleichen Gelände die Freestyle-Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele von 2022 stattfinden werden. Wir geben den Chinesen nun unsere Erfahrungen weiter und lernen, wie der Markt tickt. Sogar unsere Snowboard-Anlässe werden im chinesischen Fernsehen mittlerweile live übertragen.
Aber was bringt das Flims?
Für mich geht es auch darum, den chinesischen Markt kennenzulernen. Die chinesische Regierung will bis zu den Olympischen Spielen in sechs Jahren 150 Millionen Skifahrer hinzugewinnen. Heute sind es praktisch null. Die ganze Welt verfügt nicht über so viele Skifahrer. Deswegen birgt der chinesische Markt für uns ein grosses Potenzial. Der Chinese handelt nach dem Prinzip learn to ride, er will dorthin, wo er am meisten lernen kann und wo die Voraussetzungen glaubwürdig sind. Der Preis ist dabei sekundär. Ich glaube, in Ländern wie China hat der Skisport einen sehr grossen Prestigefaktor. Dieser ist viel grösser als jener von Golf oder Tennis. Aber wie lehrt man einen Chinesen, der noch nie Schnee gesehen hat, das Skifahren oder das Snowboarden?
Er muss geführt werden. Dies ist unsere Chance.
Spielt die Klimaerwärmung in Ihrer Strategie auch eine Rolle?
Die Schweiz ist gegenüber ihren östlichen Nachbarn privilegiert. Kitzbühel beispielsweise liegt auf nur 762 Metern. Deren Skigebiete liegen höchstens auf etwas mehr als 2000 Metern über Meer. Je westlicher die Alpen liegen, desto höher werden sie. Deswegen macht mir der Klimawandel bei unserem Geschäftsmodell noch keine Sorgen.
Inwiefern spüren Sie die Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative?
Indirekt, indem die Tourismusgemeinden dadurch künftig weniger Steuereinnahmen generieren werden und folglich auch weniger in die allgemeine touristische Infrastruktur investiert werden kann. Dann braucht es vermehrt neue wertschöpfende Investitionen, die Ertrag abwerfen und folglich privat finanziert werden.
Sie sind vor zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten, weil Sie sich massiv gegen eine Asylunterkunft in Laax wehrten. Hat sich die Situation beruhigt?
Ja, die Situation hat sich beruhigt. Mich störte nur, dass der Kanton für die Unterbringung der Flüchtlinge im Hotel Rustico das Doppelte des Marktpreises zahlte. Da kann kein Hotelier mithalten. Schweizweit kommt auf rund 300 Einwohner ein Asylbewerber. Wenn aber auf zwölf Einwohner ein Asylbewerber kommt, wie vom Kanton für Laax vorgeschlagen, ist das eindeutig zu viel. Dagegen habe ich mich gewehrt. Für mich ist es auch eine Provokation für Flüchtlinge in wirtschaftlicher Not, wenn sie jeden Tag mit wohlhabenden Feriengästen in ihren Mercedes konfrontiert werden. Ich selbst beschäftige einige Asylbewerber und zahle ihnen, obwohl sie die Sprache nicht beherrschen, den gleichen Lohn wie einem Schweizer. Aber in den Medien wurde die ganze Geschichte hochgespielt, und meine Einwände wurden auch nicht ganz korrekt wiedergegeben. Aber damit muss man leben.