20.03.2019

Hitzfeld Ottmar/Juli 2018

Hitzfeld Ottmar/Juli 2018

Ottmar Hitzfeld gilt als einer der erfolgreichsten Trainer der Welt. Der zweifache Champions-League-Sieger und ehe­malige Schweizer Nationaltrainer verfolgte diese Weltmeisterschaft vor dem heimischen Fernseher. «persönlich» hat ihn vor dem Schweden-Spiel getroffen. Ein äusserst offenes Gespräch über die Schweizer ­Mannschaft, das kata­strophale Ausscheiden der Deutschen, den «Doppeladler» und das Geheimnis eines ­erfolgreichen Trainers.
Hitzfeld Ottmar/Juli 2018: Hitzfeld Ottmar/Juli 2018

Herr Hitzfeld, welchen Eindruck haben Sie von der laufenden Weltmeisterschaft?
Einen sehr guten, die Spiele sind qualitativ hochstehend. Es zeigte sich aber, dass die Favoriten doch sehr lange brauchten, bis sie ins Turnier reinkamen.
 
Deutschland, als amtierender Weltmeister, ist bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Worauf ist dies zurückzuführen?
Ehrlich gesagt, ist dies für mich ein Rätsel. Damit hätte ich im Vorfeld überhaupt nicht gerechnet; ich hatte die Deutschen sogar zu den Favoriten gezählt. Als sie in den Vorbereitungsspielen gegen Österreich verloren, sah man aber, dass der Wurm drin ist. Das darf einfach nicht passieren.
 
Vor der Europameisterschaft 2012 haben Sie mit der Schweizer Nationalmannschaft Deutschland auch geschlagen.
Ja, das war in Basel. Dieser 5:3-Sieg war für mich als Deutscher ein sehr wichtiger Sieg, obwohl es nur ein Trainingsspiel war. Im Gegensatz zum Österreich-Spiel sind die Deutschen damals mit ihrer Topmannschaft angetreten. Das war die Sternstunde von Eren Derdiyok, der drei Tore beisteuerte. Deutschland oder Spanien zu schlagen, ist für jeden Trainer ein Highlight.
 
Was Ihnen mit der Schweizer Fussballnational-mannschaft 2010 gelungen ist. Aber -nochmals, was könnten die Ursachen für das deutsche Versagen sein?
Für Deutschland ist dieses Ausscheiden ein Schockerlebnis, eine absolute Katstrophe, obwohl bereits bei den vergangenen Weltmeisterschaften auch Italien und Frankreich als amtierende Weltmeister in der Vorrunde ausgeschieden sind. Dieses Mal kam es völlig unerwartet. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Spieler waren zu wenig in Form oder sind an den Erwartungen zerbrochen. Löw hatte beim Zusammenstellen des Teams keine glückliche Hand, indem er auf bewährte Spieler verzichtete.

Welchen Einfluss hatte die Özil-Gündoğan-Affäre auf das Ausscheiden der Deutschen?
Diese ganze Geschichte hat eine Dimension angenommen, die übertrieben war. Für das Innengefüge der Mannschaft war es keineswegs positiv, weil jeder Spieler von den Journalisten und der Öffentlichkeit permanent damit konfrontiert wurde.


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