Herr Kaufmann, in Deutschland erschüttert ein Skandal die Mediaplaner-Branche. Im Visier: Aegis, die grösste Mediaagentur Europas. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Geschäftsführer Aleksander Ruzicka der Untreue und Steuerhinterziehung. Wie konnte dies passieren?
Unsere Kunden vertrauen uns sehr viel Geld an. Gegen aussen wird ein Kommunikationsbudget ausschliesslich über die Kreation wahrgenommen. Schlüsselt man aber einen solchen Betrag auf, so stellt man fest, dass 80 bis 85 Prozent der Gelder verwendet werden, um eine Kampagne überhaupt sichtbar zu machen. Auch für die Mediabranche gilt: Kaum ist viel Geld vorhanden, können einzelne Personen eine ungezügelte Gier und kriminelle Energien entwickeln. Im Fall Aegis sitzt nicht die Firma auf der Anklagebank, sondern die Privatperson Aleksander Ruzicka. Es handelt sich also so um ein Vergehen einer natürlichen Person.
Wäre dies in der Schweiz auch möglich?
Wir haben in der Schweiz eine ganz andere rechtliche Situation. Im Gegensatz zu den deutschen Agenturen haben die Schweizer Mediaagenturen den Status eines Agenten oder Mittlers, der im Auftrag des Kunden Werberäume einkauft. Dabei entsteht das Vertragsverhältnis zwischen Auftraggeber und Kunde, was zu einer vollständigen Transparenz im Zahlungsverkehr führt. In anderen europäischen Ländern so auch in Deutschland sind die Mediaagenturen Vertragspartner und gehen im Gegensatz zu uns auch ein Delkredere ein.
Gab es Ihnen gegenüber auch schon Bestechungsversuche seitens der Medienhäuser?
Per dato nein.
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