Herr Klaus, Sie haben während der letzten ?18 Jahren als Pressesprecher für die ?Swissair, eine Bundesrätin und einen japanischen Tabak- und Nahrungsmittelkonzern gearbeitet. ?Seit hundert Tagen sind Sie Kommunikationschef der Fifa. Ist dies die Vollendung Ihrer Karriere?
Es scheint mir etwas verfrüht, mit 42 Jahren bereits an die Vollendung meiner Karriere zu denken. Ganz bestimmt jedoch ist meine neue Funktion bei der Fifa eine Challenge ?der Sonderklasse. Ich wüsste im Moment keine einzige Organisation, für die ich lieber arbeiten würde. Fussball begeistert weltweit rund eine Milliarde Menschen. Das ist doch fantastisch. Immer ohne Unterbruch wird irgendwo auf der Welt Fussball gespielt.
Ist dies nicht ein bisschen pastoral? ?In der Schweiz hat die Fifa keinen allzu guten Ruf ...
Pastoral ist es eben nicht; es ist die Realität! Sehen Sie, wir Schweizerinnen und Schweizer begreifen leider allzu oft nicht, wie viele tolle und einzigartige Sportorganisationen wir in der Schweiz haben. Die Bedeutung und insbesondere die Leistungen der Fifa werden in der Schweiz völlig unterschätzt. Unsere Organisation agiert weltweit, und das Ansehen der Fifa ist international enorm hoch. In der Schweiz ist diese Wertschätzung unterentwickelt. Dabei können wir wirklich stolz sein, einen der weltweit wichtigsten Sportverbände in Zürich zu haben.
Sie haben das schwierige Verhältnis der Schweizer zur Fifa angesprochen. Wie stark sind heute die Bestrebungen, der Schweiz den Rücken zu kehren?
Solche Bestrebungen sind mir nicht bekannt. Und wenn Sie mich auf das schwierige Verhältnis der Schweizerinnen und Schweizer zur Fifa ansprechen, dann kommt mir in den Sinn, dass wir halt manchmal vor lauter Bergen das grosse Weite nicht mehr sehen können. Analysieren Sie einmal die Berichterstattung über Roger Federer in den letzten acht Monaten; da spiegelt sich unsere schweizerische Verkrampftheit mit Stars und berühmten Persönlichkeiten und Institutionen. Wir fanden, Federer sei in einer schlimmen Krise, wissen tausend Verbesserungsvorschläge für sein Spiel und nörgeln an seinem Umfeld herum. Dabei bringt dieser Schweizer seit Jahren eine absolut aussergewöhnliche Mega-Leistung und hat sie eben wieder in New York gezeigt. Es fehlt uns in diesem Land nicht selten an Wertschätzung verbunden mit ein wenig Selbstbewusstsein.
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