05.06.2013

Künzi Adrian/Mai 2013

Es war die spektakulärste Bankengründung der letzten Jahre: Anfang 2012 wurde innerhalb weniger Wochen die Notenstein-Privatbank aus dem Boden gestampft, nachdem ihre Vorgängerin, das renommierte Geldinstitut Wegelin & Co., nach ihrem Streit mit den amerikanischen Steuerbehörden aufgelöst werden musste. «persönlich» hat sich mit Notenstein-CEO Adrian Künzi über die turbulenten Tage und die Zukunft des Schweizer Bankenplatzes unterhalten.
Herr Künzi, herzliche Gratulation, Ihre Bank feiert in diesen Monaten ihr einjähriges Jubiläum. Wenn Sie jetzt zurückschauen, was war für Sie das Wichtigste im vergangenen Jahr?
Es war eine spannende und auch aussergewöhnliche Aufgabe, eine neue Bank zu kreieren. Wir mussten uns vor über einem Jahr innerhalb Rekordzeit aus der Privatbank Wegelin & Co. herauslösen. Am 8. Januar 2012, also kurz nach der Eskalation des Steuerstreites mit den USA, haben wir beschlossen, eine neue Bankstruktur aufzubauen. Bereits am 27. Januar konnten wir der Öffentlichkeit bekannt geben, dass wir eine neue Bank mit dem Namen Notenstein gegründet haben. Dabei haben wir die Pro­blembereiche der Vergangenheit, sprich das US-Geschäft, vom unbestrittenen und gut positionierten Geschäft abgetrennt und für Kunden und Mitarbeitende eine nachhaltige Lösung gefunden. Normalerweise dauert ein solcher Prozess achtzehn Monate, bei uns waren es achtzehn Tage. Was wir geschafft haben, ist einmalig in der Bankbranche.
 
Was haben Sie in diesen achtzehn Tagen unternommen?
Der Auftrag war klar: Wir mussten möglichst schnell eine zweite Bankstruktur aufbauen, die das Nicht-US-Geschäft übernimmt. Dies war nur mit einer ganz straffen, fast schon militärischen Organisation möglich. Wir haben dabei sechs verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die sich um je ­einen Teilbereich, wie die Informatik, die rechtlichen Bereiche oder die Kommunikation, gekümmert haben. Wir haben uns jeweils um acht Uhr früh zur Morgensitzung und abends um acht Uhr zu einem Schlussrapport getroffen. Dies war eine intensive Zeit, in welcher praktisch rund um die Uhr gearbeitet wurde. Natürlich stösst man bei einer solchen Aktion nahe an seine Grenzen. Doch schlussendlich zählt nur, ob man es schafft oder nicht.
 
Wie konnten Sie die «alten» Wegelin-Kunden an Bord behalten?
Bei einem Neustart mit einer solchen Konsequenz ist die Kommunikation entscheidend. Wir haben sofort unsere Kunden persönlich kontaktiert und so schnell wie möglich in 
der ganzen Schweiz Informationsveranstaltungen durchgeführt. Dabei war es für uns ­eminent wichtig, dass man nicht nur über die Bewältigung der ganzen Krisensituation sprach, sondern auch Zukunftsszenarien aufzeigte. Die Fragen «Warum ist Notenstein eine gute Bank? Warum soll man bei Notenstein bleiben oder neu zu Notenstein kommen?» sind für die Kunden fast noch wichtiger als der Blick in die Vergangenheit. Rückblickend gesehen ist uns dies gelungen. Gute Kommunikation benötigt auch gute Inhalte. Man will nicht Kunde eines Unternehmens sein, das ausschliesslich mit sich selbst beschäftigt ist.
 

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