14.06.2000

LAZARUS SHELLY, Ogilvy&Mather-Chefin/Mai 1997

Shelly Lazarus - Wieder mit Selbstvertrauen. Nach der unfreundlichen Übernahme durch die Holdinggesellschaft WPP schlingerte Ogilvy & Mather jahrelang in unsicheren Gewässern. Doch jetzt, mit der Ausrichtung auf mehr Werbe-Qualität, arbeiten O&M-Werber wieder mit Selbstvertrauen. Aber es stehen weitere strategische Entscheide an. Vor Tagen legte man in den USA die Mediaaktivitäten mit der Schwestergesellschaft J. Walter Thompson zusammen, eine Allianz mit einem Consultingunternehmen wie etwa McKinsey erscheint wahrscheinlich. «persönlich» traf die neue O&M-Chefin Shelly Lazarus. Interview: Oliver Prange

Im November 1996 wurden Sie zum Chief Executive Officer von Ogilvy & Mather Worldwide ernannt. Was haben Sie seitdem geleistet?

”Wir konzentrierten uns in den letzen Jahren stark auf die Struktur unseres Netzwerks. Diese haben wir heute im Griff. Allerdings vernachlässigten wir dadurch die Qualität unserer Werbung. Sie wurde zwar in den letzten 18 Monaten besser, doch ich beschloss nach meinem Amtsantritt, mich nun vollkommen auf den kreativen Output zu konzentrieren. Ich gründete ein neues Komitee, das aus sechs Kreativen besteht und das die Qualität des gesamten Netzwerks kontrolliert. Es rapportiert direkt der Geschäftsführung.”

In einer Selbst-Analyse bemängeln Sie, dass Ihre wichtigsten Kunden nicht konstant auch mit der besten Arbeit bedient würden.

”Ja, das musste ich feststellen. Anfangs der neunziger Jahre waren wir etwas von unserem Weg abgekommen und hatten unser Selbstvertrauen verloren. Das wurde mir bewusst, als wir unsere besten Arbeiten auf einer Show-Reel zusammenstellten und kein einziger unserer wichtigsten Kunden darauf zu sehen war. Wir hatten uns zu wenig auf die Kreation konzentriert.”

Typische Besprechungen mit Geschäftsleitungsmitgliedern handeln um finanzielle Resultate, Akquisitionspläne, Kunden und nächste Termine. Hat sich das geändert?

”Ja, das war früher so, hat sich aber geändert. Diesen März hielten wir eine Verwaltungsratssitzung in Indonesien ab. 50 Prozent der Zeit sprachen wir ausschliesslich über die Arbeitsqualität. Dem Chefbuchhalter gewährte ich nur eine halbe Stunde am Ende der Zusammenkunft. Früher war das tatsächlich umgekehrt.”


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