Wie kommt Roger Schawinski zu dieser Behauptung?
Schawinski ist frustriert. Er war der erste Kämpfer, der sich für staatliche Mediensubventionen einsetzte. Schawinski ist nicht der Erfinder der freien Medienwirtschaft, sondern der Erfinder der Mediensubventionen, des Gebührensplittings.
Das stimmt doch nicht?
Schawinski baute vor zehn Jahren mit Tele24 das zweite nationale Fernsehen in der Schweiz auf und beanspruchte dafür Gebührengelder. Polo Stäheli, Peter Wanner, ich und verschiedene andere haben ihn unterstützt. Wir hofften, für unsere regionalen Sender ebenfalls etwas vom Gebührenkuchen zu erhalten. Diese Übung misslang, weil die Gebühren für zwei nationale Sender nicht ausreichten. Der jahrelange Krach, den Roger Schawinski gegen Medienminister Moritz Leuenberger führte, ist noch heute bekannt. Er gab 2001 auf, verkaufte für teures Geld sein Unternehmen und zog weg. Schawinski stört es, dass ausgerechnet die grossen Verlage in Zürich, die Gegner des Gebührensplittings waren, heute profitieren: Die NZZ erhält Gebührengelder für zwei Privatfernsehen und für das PresseTV, die TA Media für Tele Bern, Ringier und Axel Springer für das PresseTV. Das ist Schawinskis Krux, in Zürich gibt es nur Subventionen für Qualität, und in dieser Liga spielt der Radiopionier heute nicht mehr mit.
Wer von Ihnen bekommt am meisten?
Die NZZ ist schweizweit der Rekordhalter mit rund 6 bis 7 Millionen Franken für PresseTV und zwei Lokalfernsehsender. Neckisch dabei ist, dass diese Zeitung das Gebührensplitting am stärksten bekämpft hat. Jetzt, wo es bei Tele Ostschweiz um die jährlichen 2,2 Millionen Franken Gebührensplitting geht, führt das Unternehmen einen heroischen Kampf um diese Gelder. Publizistische Theorien und unternehmerische Praxis sind eben zwei Paar verschiedene Stiefel.
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