03.06.2005

MATTER DANIEL, Matter & Partner/Juni 2005

Realistisch: “Auch wir kämpfen mit Schwierigkeiten.” Daniel Matter ist seit einem Vierteljahrhundert in der Werbung tätig, seit 15 Jahren mit seiner eigenen Agentur Matter & Partner, die sich momentan auf dem fünften Rang des Kreativ-Rankings befindet. Gegenüber “persönlich” äussert er sich ungeschminkt über die aktuelle Krise in der Branche, die Ethikregeln des BSW und den täglichen Kampf um seine Kunden.

Herr Matter, wie geht es Ihrer Agentur?

“Wir kämpfen wie die meisten Agenturen mit der wirtschaftlichen Situation. Vor drei Jahren gingen auch wir noch von der Vorstellung aus, dass die Konjunktur weiter wächst. Ich konnte mir eine Krise nicht vorstellen: 2002 war für uns ein sehr erfolgreiches Jahr, auch 2003 – als die ersten Agenturen zu torkeln begannen – lief es für uns immer noch mehr als zufrieden stellend, schwierig wurde es dann vor einem Jahr. Wir mussten lernen, dass es ist für eine Agentur praktisch unmöglich geworden ist, im Voraus zu planen. Nach zwei Monaten kann sich die Situation bereits wieder grundlegend ändern.”

Was heisst das für Sie?

“Obwohl wir uns im aktuellen Ranking der kreativsten Schweizer Agenturen auf dem fünften Platz befinden und von Beginn an bis heute profitabel arbeiten, ist die Situation für uns anspruchsvoller geworden. Wir müssen unsere Strukturen straffen, schlanker werden, um flexibel zu bleiben. Der Zürcher Werber Pius Walker hat in einem persoenlich.com-Interview treffend gesagt: ‘Wer weniger Fett um sich hat, muss im kalten Wasser schneller schwimmen.’ Das trifft absolut zu. Der Konkurrenzdruck hat sich verschärft; es ist schwieriger geworden, neue Kunden zu gewinnen, gleichzeitig fahren viele der Auftraggeber aufgrund der Wirtschaftslage die Werbeausgaben herunter. Wenn man einen Kunden verliert oder wenn einer ganz plötzlich weniger ausgibt, kann das zum Problem werden. Früher gewann man einfach einen neuen, heute ist das nicht mehr so einfach.”

Beim Beobachter, den Sie nach zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit verloren haben, handelte es sich um eine langjährige Partnerschaft und auch um viele mehrfach preisgekrönte Kampagnen. Was ist da passiert?

“Es war eine Situation, wie man sie momentan in der Branche oftmals erlebt. Ein Klassiker sozusagen. Plötzlich war auf Verlagsseite keiner der bisherigen Ansprechpartner mehr da, die neuen Leute schrieben einen Pitch aus. Wir stellten uns auf den Standpunkt, unsere Arbeit sei bereits genügend Referenz, und wollten gar nicht teilnehmen. Dann liessen wir uns aber trotzdem überreden, da wir das Beobachter-Budget halten wollten. Vielleicht gerade deshalb, weil wir die Sache zu gut machen wollten, haben wir uns verstrickt und wohl nicht die taktisch richtigen Lösungen präsentiert. Manchmal geht man zu einem Pitch und weiss bereits im Voraus, dass man ihn gewonnen hat. Manchmal ist es umgekehrt. Ein solcher Verlust schmerzt, gehört aber zum Geschäft wie ein Etatgewinn auch.”


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