21.01.2010

MEYER ANDREAS,Dezember 2009

Die SBB kommen momentan nicht aus den Schlagzeilen: Verspätungen und defekte Toiletten sorgen für rote Köpfe. Was ist mit unserem Vorzeigeunternehmen los? «Wir sind auch ein Opfer unseres Erfolgs», kontert SBB-Chef Andreas Meyer. Mit Marketingpower und viel Geld will er Abhilfe schaffen.

Herr Meyer, die NZZ am Sonntag titelte kürzlich: «Die SBB am Limit». Können Sie dies unterschreiben?

Nicht ganz. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass wir momentan über drei Millionen Kundinnen und Kunden in der ganzen Schweiz haben. Damit verzeichneten wir in den letzten Jahren ein grösseres Wachstum, als jemals prognostiziert wurde. Immer mehr Menschen nehmen unsere Dienstleistungen in Anspruch, zurzeit sind es täglich über 900?000 Kundinnen und Kunden. Das stellt für uns doch eher ein «angenehmes» Problem dar.

Aber auch ein «angenehmes Problem» ist ein Problem. Nochmals die Frage: Sind Sie am Limit?

Ich will eher von einer grossen Herausforderung sprechen. Es ist unsere Aufgabe, für unsere Kundschaft in der richtigen Zeit genügend Kapazitäten bereitstellen zu können.

Regelmässige Bahnfahrer bemängeln, dass die SBB den Ansturm vor allem während der Stosszeiten gar nicht mehr bewältigen können.

In dieser Diskussion vergisst man gerne, dass die Bahn lange Vorlaufzeiten benötigt, um die zusätzlichen Angebote zu realisieren. Bis das bestellte Rollmaterial unseren Kundinnen und Kunden zur Verfügung gestellt werden kann, dauert es drei bis fünf Jahre. Was die Infrastruktur betrifft, so dauert dies zehn bis fünfzehn Jahre. Unsere Aufgabe besteht also darin, vorauszudenken und Kapazitäten so zu planen, dass sie rechtzeitig den Kundenbedürfnissen und der Nachfrage entsprechen.


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