Frau Meckel, es gibt diese berühmte Szene aus dem Film «Matrix», in der dem Protagonisten Neo zwei verschiedenfarbige Pillen angeboten werden: die blaue, die ihn in seiner Illusion weiterleben lässt, oder die rote, die ihm die grausame Wirklichkeit vor Augen führt. Für welche würden Sie sich entscheiden?
Puh, eine schwierige Frage. Ich glaube, ich würde mich für die Erkennungspille entscheiden. Aber es ist hart zu wissen, dass es kein Zurück gibt.
Das heisst also, die Wissenschaftlerin in Ihnen setzt sich schlussendlich durch?
Ja, wahrscheinlich! Ich habe einen starken Forscherdrang in mir, und den könnte ich selbst in einer solchen Situation nicht abstellen, vermute ich.
In Ihrem Buch «Next Erinnerungen an eine Zukunft ohne uns» beschreiben Sie eine Zukunft, in der die Algorithmen die Macht übernommen haben. Befinden wir uns tatsächlich schon in einer «Matrix»-Situation sprich im Klammergriff der Algorithmen?
Nein, wir sind noch nicht in einer «Matrix»-Situation. Aber es sind durchaus einige Entwicklungen im Gange, die auf einen solchen Zustand hinauslaufen könnten wenn man sie so konsequent zu Ende denkt, wie ich das in meinem Buch versucht habe. Das personalisierte Internet, die sogenannten «Echo-Kammern» oder «Filter-Bubbles», mit denen wir dadurch konfrontiert sind, sind dabei die eine Seite. Die andere ist die fortschreitende Verschmelzung von menschlichem Körper und Technologie. In der neuesten Prognose von IBM, die Ende Dezember 2011 veröffentlicht wurde, lautet ein Trend für die nächsten fünf Jahre: «Mind reading is no longer science fiction.»
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