25.03.2009

MÜLLER PATRIK, Chefredaktor Sonntag/April 2009

Newcomer: Seit rund anderthalb Jahren erscheint der Sonntag. In dieser Zeit konnte die vierte nationale Sonntagszeitung – herausgegeben von den AZ Medien – mit frechen Geschichten und Primeurs einen festen Platz im Schweizer Medienmarkt ergattern. Nicht zu jedermanns Freude.Chefredaktor Patrik Müller äussert sich gegenüber “persönlich” über den Kampf mit seinen Mit­bewerbern und die Boykottdrohungen der UBS.

Herr Müller, Ihre Zeitung Sonntag wurde vor bald zwei Jahren erfolgreich lanciert und hat bereits 355?000 Leser. Sind dies nicht auch Auswirkungen des Zwangsabos?

Sicher, aber die Situation hat sich mittlerweile geändert, da das “Zwangsabonnement” nicht mehr existiert. Seit 2008 müssen die Abonnenten der AZ einen Aufschlag auf das Abo von 26 Franken pro Jahr bezahlen. Die Leserinnen und Leser entscheiden, ob sie alle sieben Ausgaben, nur die Wochenausgaben oder nur den Sonntag haben möchten. Natürlich war der “Zwang” beim Start von Nutzen, aber letztlich kann man niemanden zwingen, eine Zeitung in die Hand zu nehmen. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen, die uns regelmässig erreichen, zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Der Sonntag wird mittlerweile von anderen Sonntagszeitungen als Konkurrenz wahrgenommen.

Viele Journalisten, die vor zwei Jahren zu uns gewechselt haben, mussten in ihren bisherigen Redaktionen hören: “Na dann, viel Spass in der Nati B!” Doch es sollte anders kommen, wir spielten von Anfang an in der Nati A und sind auch in der Medienhauptstadt Zürich präsent. Zudem wird Sonntag oft zitiert, was zweierlei Gründe hat: Einerseits bringen wir Geschichten, die man einfach lesen muss, andererseits befinden wir uns in Baden, also unmittelbar vor Zürich. Dadurch bewegen wir uns in derselben Szene wie unsere Konkurrenten, was sicher ein Vorteil ist.

Trotzdem zählen die Zürcher Baden bereits zur Provinz?…

Das war bei der Rekrutierung der Mitarbeiter nur so lange ein Thema, bis sie gemerkt haben, dass die Reise von Zürich nach Baden bloss 15 Minuten dauert. Viele meiner Kollegen sind sicher ein Wagnis eingegangen, als sie bei uns unterschrieben haben. Es war zu Beginn überhaupt nicht klar, wie sich dieses Experiment entwickeln würde. Allerdings habe ich unseren Journalisten immer versprochen, dass wir eine Zeitung auf die Beine stellen werden, die auch national Beachtung finden wird. Als dann Top-Journalisten wie Arthur Rutishauser und Othmar von Matt zu uns gestossen sind, wusste ich: Jetzt kommts gut. So kam dann auch ein tolles Team zusammen. Den Spruch über die Nationalliga B bekommt heute niemand mehr zu hören.


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