Herr Prenosil, herzliche Gratulation zum 175-jährigen Jubiläum Ihrer Firma. Salopp gesagt, als Sprüngli-Chef verkörpern Sie vieles, was Sprüngli nicht ausmacht. Sie tragen einen nicht zürcherischen Namen und sind studierter Jurist.
(Lacht.) Das war am Anfang auch ein Kulturschock für das Unternehmen. Zwei, die Prenosil heissen, sollen Sprüngli führen? Mein Bruder und ich stammen aus Prag und sind während der Unruhen in der damaligen Tschechoslowakei Ende der 1960er-Jahre in die Schweiz gekommen. Unsere Familie war damals eng verbunden mit unserer Tante, die schon früher in die Schweiz geflohen war und 1970 Richard Sprüngli heiratete. Dass ein Schweizer Traditionsunternehmen von zwei Köpfen mit fremd klingendem Namen geführt wird, mag abwegig erscheinen. Der Name hat aber auch Vorteile: Als Prenosil bleiben wir unerkannt.
Sie kamen also nur zum Zug, weil Richard Sprüngli keine Kinder hat?
Wir sind zwar quasi im Betrieb aufgewachsen und haben schon als Kinder im Laden geholfen. Mein Weg an die Spitze des Unternehmens war jedoch keineswegs vorgezeichnet, und ich musste mich zuerst über Jahre bewähren. Ich hätte mir gut vorstellen können, einen anderen Berufsweg einzuschlagen. Deshalb habe ich Jus studiert.
Die Juristerei war in der Confiserie nie ein Nachteil?
Im Gegenteil: Ich habe zum Beispiel im Strafrecht gelernt, Objektives und Subjektives zu unterscheiden. Schliesslich geht es auch in unserem Geschäft unter anderem darum, Herausforderungen zu analysieren, zu verbessern und zu steuern, und genau dies lernt man im Jurastudium oder beim Militär. Hinzu kommt, dass ich mich auch im Markenrecht gut auskenne und in Sachen Vertragsrecht mitreden kann.
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