14.06.2000

RAMSPECK JÜRG, Blick-Kolumnist/April 1999

Er führt eine unverwechselbare Feder, Jürg Ramspeck, früher Weltwoche-Chefredaktor, heute Blick-Kolumnist. Mit subtilem Humor unterläuft er die absolut sachliche Darstellung seiner Themen, denn Humor sollte nach seiner Vorstellung in jeden Beitrag, jedes Thema, jedes Gefäss der Zeitung zum Wohle ihrer Goutierbarkeit einfliessen. Im "persönlich”-Interview sagt der altgediente Zeitungsmacher, warum er sich für Zeitungen eigentlich gar nicht interessiert. Interview: Oliver Prange

Du nimmst dir als Journalist das Privileg heraus, über beliebige Dinge zu schreiben, ohne sie wirklich ernst nehmen zu müssen. Humor ist für dich offensichtlich ein zentrales Element im Journalismus?

"Damals bei der Weltwoche entstand die Idee, man müsse die Form der Glosse ins Blatt bringen. Unter Glosse verstehe ich nicht einfach nur Humor, sondern eine bestimmte Form von Journalismus. Ich begann dann aus einer Not heraus, Glossen zu schreiben, weil wir niemanden fanden, der diese Sparte vertrat.”

In deiner letzten Weltwoche-Glosse alias Oskar Nebel schriebst du, um Glossen zu schreiben, braucht man gar keine Ideen. Der Trick besteht einzig darin, das Ereignis auf den Rücken zu legen und solcherart von unten zu betrachten. Von unten ist manches, was sich von oben als bedeutsam darstellt, ganz von selber absurd.

"Man muss ein Ereignis von der Gegenseite betrachten. Wenn nun die ganze Nation schwer besorgt ist um Patty Schnyder wegen ihres Heilers, dann gäbe es automatisch eine Glosse, wenn man schriebe: ‘Toll, dass sie nun einen Heiler hat.’ Der Grund, dass ich darüber nicht schreibe, ist, dass in dieser Geschichte Personen betroffen sind, die diese Angelegenheit nicht komisch finden können. Ich mache nicht gerne auf Kosten Wehrloser einen Scherz.”

Kann Humor verletzen?

"Humor an und für sich nicht, aber die Verletzung könnte eine Art Abfallprodukt sein.”


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