27.08.2003

ROHNER HANS-PETER, PubliGroupe-Generaldirektor/September 2003

Nach einem Einbruch des Pressewerbeumsatzes von 600 Millionen Franken gegenüber Bestzeiten muss sich die PubliGroupe neu strukturieren. Doch der Aufschwung ist in Sichtweite. Dies glauben auch eine amerikanische und eine englische Finanzfirma, welche die "P” als ein Early-Cycle-Unternehmen erkannt und sich massiv an ihr beteiligt haben. Kann die "P” einem Raider zum Opfer fallen? Was ist im Pressewesen auf der Achse Bern, Aarau, Zürich zu erwarten? Welche Rolle spielt künftig die Telekommunikation für die Presse? PubliGroupe-Generaldirektor Hans-Peter Rohner gibt Auskunft. Interview: Matthias Ackeret und Oliver Prange. Fotos: Marc Wetli

Soeben ist der Berner Pressehandel über die Bühne, bei welchem die PubliGroupe als Bund-Aktionärin eine gewichtige Rolle gespielt hat. Sind Sie mit dieser Lösung zufrieden?

"Ja. Ich glaube, dass durch dieses Konzept zwei publizistisch starke und unabhängige Zeitungen erhalten bleiben. Wäre der Bund an den Verbund der Mittelland Zeitung angeschlossen worden, hätte dies zu einem massiven Preiskampf und zu einem Stellungskrieg geführt. Nachdem wir seit über 100 Jahren Regiepartner des Bunds sind, haben wir gegenüber dieser Zeitung eine besondere Verantwortung. Wir hatten der früheren Besitzerfamilie Stuber mehrmals mit einem Darlehen ausgeholfen. Nach dem Verkauf an Ringier blieben wir auf Wunsch Minderheitsaktionär. Das änderte auch nicht, als die NZZ den Bund vor ein paar Jahren übernahm.”

Anzeigenkunden hatten früher die Wahl zwischen einer der beiden Zeitungen, heute wird ihnen das Kombi aufgenötigt. Verärgern Sie dadurch Ihre Auftraggeber?

"Es handelt sich um ein attraktives Konzept, bei dem allerdings die entscheidenden Detailfragen noch zu klären sind. Daran wird zurzeit mit Hochdruck gearbeitet. Das Bund-Angebot wird in die BZ-Gesamtstruktur integriert, die ein Teil des Swisspools ist. Daneben gibt es viele lokale Ausgaben. Das Marktangebot wird demjenigen angepasst, das auch in anderen Märkten vorherrscht wie in der Südostschweiz, in St. Gallen und in Luzern. Nur in Zürich ist die Situation anders. Sollte die Wettbewerbskommission dem Berner Modell zustimmen, was ich erwarte, ist der Grossraum Zürich der am wenigsten konsolidierte Medienmarkt der Schweiz. Dort gibt es neben dem Tages-Anzeiger und der NZZ weitere unabhängige Regionalzeitungen wie Zürcher Oberländer, Zürcher Unterländer, Landbote und Zürichsee-Zeitung.”

Durch den Berner Pressehandel haben sich die bislang gegenüberstehenden Parteien PubliGroupe und Berner Zeitung angefreundet. Trägt diese neue Freundschaft nun auch in anderen Regionen Früchte, zum Beispiel in Solothurn?

"Die Espace Media Groupe, welche die Berner Zeitung herausgibt, zählt Solothurn bekanntlich zu ihrem Einflussbereich. Die in Solothurn klar führende Solothurner Zeitung entschied sich aber für den Verbund der Mittelland Zeitung. Daraufhin gründete Espace als Kampfansage das Solothurner Tagblatt, dessen Erfolg ist aber – gelinde gesagt – überschaubar geblieben.”


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