Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, welche Wirtschaftsphasen, welche grundsätzlichen Veränderungen haben Sie dann erlebt?
Zu Beginn meiner Laufbahn wurde noch hauptsächlich am Firmenstandort produziert, und die Güter wurden zum Markt transportiert. Die Grenzen waren noch nicht so offen, es gab noch keine so grossen Binnenmärkte. Dann kam eine Phase, wo man nahe am Markt produzierte. Und heute hat man die Arbeitsteilung zwischen Entwicklung, Produktion und Verkauf. Dann habe ich den Aufstieg Japans als Produzent von elektronischen Produkten miterlebt, und später auch von Autos. Ich habe auch die Angst von Amerika und Europa gespürt, von den Japanern überrollt zu werden. Heute sieht man etwas sehr Ähnliches mit Blick auf China. Japan hat seine Position als Innovator und Hersteller von hochwertigen Konsumgütern gehalten, auch zu meiner eigenen Überraschung. Parallel dazu kam ein gewisser Niedergang der USA und Europas als Produktionsstandort. Und schliesslich gibt es die wachsende Dominanz von Markenartikeln. Dieser Trend ist ungebrochen. Wie viel ein Global Brand wert ist, zeigt sich, wenn ein Unternehmen verkauft oder gekauft wird. Dann ist der Wert des Brands vielfach von überragender Bedeutung.
Zur abnehmenden Bedeutung des Transports: Heute findet ein grosser Teil des Handels nicht mehr logistisch statt, sondern über das Internet.
Auch wenn man über das Internet handelt, braucht es zuletzt die physische Auslieferung. Als junger Mann arbeitete ich mit Kühne & Nagel zusammen, noch bevor die in der Schweiz waren. Diese Transportunternehmen sind heute zu Logistikunternehmen geworden, wo der Transport nur noch ein Teil der Supply Chain vom Produzenten zum Kunden ist.
Die Angst vor Japan haben Sie ja selber mit geschürt; Sie waren bei Sony. Doch gerade jetzt ist Sony von Apple überholt worden.
Sie meinen mit dem MP3 respektive dem iPod. Diese Produkte wären Sony geradezu auf den Leib geschrieben gewesen, und das hat man tatsächlich ein bisschen verpasst. Aber das ist ja nur ein Teilbereich, insgesamt sind die Grössenunterschiede doch gewaltig.
Download als PDF-Dokument