Welches sind im Verhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft die Hauptthemen?
"Zunächst einmal fehlt teilweise das Verständnis auf beiden Seiten. Die Wirtschaft versteht nicht, was die Künstler machen, und den Künstlern mangelt es an Verständnis für die Wirtschaft. Da gibt es ein Spannungsverhältnis, das daher kommt, dass man sich zu wenig trifft und zu wenig miteinander redet. Dabei könnten doch beide stark voneinander profitieren. Das ist auch das Thema unseres Workshops. Ein anderes Problem ist die heutige wirtschaftliche Situation. Die Politik streicht ihre Budgets zusammen. Und in der Wirtschaft überlegt man sich genauer, was am meisten Return bringt. Früher standen eher mäzenatische Überlegungen im Vordergrund, heute ist das zielgerichteter. Also müssen beide Seiten mehr miteinander reden.
Was sind denn die stärksten Vorurteile der beiden Seiten?
"Das ist kaum zu generalisieren. In der Wirtschaft meint man nach wie vor, der Künstler hätte ein wunderbares Leben, der nur dann arbeitet, wenn er einen Einfall hat. Bei den Künstlern fehlt grundsätzlich das Verständnis dafür, dass die Wirtschaft Gewinn abwerfen muss.
Sehen Sie auch verbindende Elemente?
"Beide Seiten müssen innovativ sein. Wenn ein Unternehmen nicht innovativ ist, fällt es irgendwann aus dem Markt. Und wenn ein Künstler nicht kreativ ist, dann kommt er nirgendwohin. Beide sind Entrepreneure. Der wirtschaftliche Unternehmer muss das sein, aber auch der Künstler muss sein Produkt wie ein Kleinunternehmer zu Markte tragen. Gerade in diesen Gemein-samkeiten liegt ein grosses, bisher zu wenig genutztes Potenzial. Künstler sehen Produkte, Prozesse und Dienstleitungen oft mit anderen Augen und können Ideen ins Unternehmen einbringen, die dann spezifisch umgesetzt werden können. Als Beispiel möchte ich den Beizug von Künstlern bei der Aufmachung und Gestaltung von Jahresberichten nennen. Eine weitere Möglich-keit besteht beim Design von neuen Produkten, bei denen die Ästhetik eine wichtige Rolle spielt. Voraussetzung für den Erfolg ist eine genaue Abstimmung der gemeinsamen Bedürfnisse, Interessen und Ziele. Wenn wir hier auf dem Wolfsberg Artists in Residence haben, dann versuchen wir, die Leute mit unseren Managementseminaren zusammenzubringen. Und dann sieht man oft, dass das gar nicht so unterschiedlich ist. Beide ver-suchen, innovativ und kreativ etwas zu schaffen, das im Markt besteht, und beide müssen ihr Produkt vermarkten. In diesem Zusammenhang habe ich mir schon die Frage gestellt, warum nicht ein Kulturschaffender als Querdenker in Regierungen und Konzernleitungen, quasi als Mitglied ohne Portefeuille, Einsitz nehmen könnte.
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