Im Werbegeschäft arbeiten vorab junge Leute. Sie erreichen demnächst das Pensionsalter. Sind Sie noch uptodate?
"Die Jugend, sagte einmal Servantes, ist eine geistige Krankheit, von der man sich im Alter heilt. Ich habe mich entschieden, krank zu bleiben. Das heisst: Ich glaube zwar auch, dass man in diesem Geschäft den Jungen Platz machen, Platz lassen muss. In allen meinen Agenturen sind die Kreativen und Manager jünger als 40 Jahre alt. In Genf sind die Patrons, Henri Balladur, 33 und Daniel Schenk, 35 Jahre alt. Ich werde am 1. Januar 2000 meine 65 Jahre erreichen. Das ist ein idealer Zeitpunkt für die Pension.
Sie haben die politischen Kampagnen für den ehemaligen und inzwischen verstorbenen Präsidenten François Mitterrand durchgeführt sowie auch jene für den polnischen Präsidenten, den slovenischen und israelischen Premierminister. Ihre Kunden haben den Wahlkampf alle gewonnen. Welches sind die wichtigsten Punkte bei einem Wahlkampf auf dieser Ebene?
"Ich versuche, nicht zu viele solcher Kampagnen zu machen, denn sie verlangen meine Präsenz. Ich muss während der Vorbereitungen zweimal pro Monat und vor der Wahl einmal pro Woche selbst anwesend sein. Im Moment gäbe es nur einen Politiker, der mich hinter dem Schrank hervorholen könnte: Lebed. Natürlich gibt es einige Regeln wie zum Beispiel, dass Wähler nicht für eine Partei, sondern für eine Person stimmen. Also muss man jede Präsidentschaftskampagne personalisieren. Obwohl es ja die Partei ist, welche die Differenz ausmacht. Zweitens: Man konzentriert sich auf eine Idee, eine ganz spezifische Idee, die der Politiker für sein Land hat, und nie auf eine Ideologie. Drittens wählt man für die Zukunft, nie für die Vergangenheit. Politiker machen oft den Fehler, gerade jene, die wiedergewählt werden wollen, dass sie sich über die Vergangenheit auslassen und Bilanz ziehen, statt Projekte für die Zukunft zu entwickeln. Die vierte Regel schliesslich ist die fundamentalste: Es gewinnt der, der wirklich gewinnen will.
Gewinnen wollen doch alle.
"Nein, eben nicht. Es ist wie bei einem Boxkampf: Man sieht schon in der ersten Runde, wer gewinnen will und wer nicht. Ausser bei völlig unterschiedlichen Gegnern natürlich. Das beste Beispiel ist der letzte Match Tyson gegen Hollyfield. Tyson wollte nicht wirklich gewinnen, und er verlor. Oder es kommt der Moment, da er den eigenen Siegeswillen hinter denjenigen der Partei stellt. Dann hat er schon verloren.
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