06.02.2002

SEVCIK THOMAS, Geschäftsführer Arthesia/Februar 2002

Schon als Kind hatte sich Thomas Sevcik in Fantasiewelten hineingeträumt. Daraus wurde eine clevere Geschäftsidee. Mit der Think-Tank-Firma Arthesia kreiert Sevcik Markenwelten zu Erlebniswelten, zum Beispiel in Wolfsburg die Autostadt von VW, ein Milliarden-Projekt. Im "persönlich”-Interview spricht Thomas Sevcik über die Neupositionierung von Marken, über Brand Experiences, über Challengers und Attackers und über die Verbindung von Brand, Kommunikation und Entertainment. Interview: Oliver Prange

Was ist die Grundidee der VW-Autostadt? Dieser ganze so genannte Erlebnispark ist doch so etwas wie ein Disneyland.

“Nach aussen erweckt die Autostadt tatsächlich den Eindruck eines Disneylands. Von aussen gesehen ist sie ein Themenpark, eine Themenwelt. Ich nenne dies Corporate Land. Die dahinter liegende Idee ist aber weitaus interessanter: Hier sollen alle Gruppen erreicht werden, die für das Unternehmen relevant sind, nicht nur die Kunden, auch die Shareholders und die Analysten. Oder man könnte in Richtung Akademie und Forschung gehen. Man könnte die Autostadt selbst zu einer Plattform machen, die über die eigentliche Destination Wolfsburg hinaus reicht, wo man sich Gedanken macht über Automobilität. Man könnte sich Gedanken machen über die Autostadt als eigentliche Kommunikationsplattform des VW-Konzerns. An solchen Ideen arbeiten wir zurzeit intensiv.”

Wie kam man bei VW überhaupt auf die Autostadt-Idee?

“Die Firma stand in den Neunzigerjahren unter zweifachem Druck: Zum einen ist VW ja ein typischer Old Economy Player, hatte veraltete, verkrustete Strukturen. Der Konzernvorsitzende Ferdinand Piëch erkannte, dass das Unternehmen sich öffnen, transparent werden musste – ganz allgemein gegenüber der Öffentlichkeit, vor allem aber gegenüber den Kunden. Es sollte eine Customer Driven Company entstehen. Zum anderen stand damals die Expo 2000 bevor, die erste Weltausstellung in Deutschland, die in Hannover stattfand, der Hauptstadt des Landes Niedersachsen. Da Volkswagen der grösste Arbeitgeber in Niedersachsen ist, war klar, dass irgendetwas gemacht werden musste.”

Aber VW ging nicht an die Expo 2000?

“Man ging bewusst nicht hin. Aber Volkswagen sagte sich, o.k., wir machen etwas in Wolfsburg selbst, auf unserem eigenen Boden, etwas Festes, das über die Zeit der Expo hinaus dauert. Wolfsburg ist ja nur eine halbe Stunde von Hannover entfernt. Und weiter: Lasst uns versuchen, dieses Werk, das immer noch das grösste Automobilwerk auf der Welt ist, für die Kunden, die Händler, die Partner, die Freunde dort erlebbar zu machen, wo es steht und wo auch der Käfer erfunden wurde.”


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